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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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pünktlich, oder sie hat mich vorher davon in Kenntnis gesetzt, wenn sie fernzubleiben beabsichtigte. Aber warum messt Ihr ihrer Abwesenheit solche Bedeutung bei, Herr Baron?«
    Ich blieb ihm die Antwort schuldig.
    Im Stall brannte nur eine schwache Laterne, die der Knecht Equinus hielt. In ihrem Schein konnte ich sein Gesicht genauer betrachten. Ich hatte in meinem Leben noch keine abscheulichere Fratze gesehen. Der Kopf war groß, die Haare standen in schmutzigen Büscheln davon ab. Er hatte eine breite, knollige Nase, deren Rücken zwei Höcker aufwies, und während das eine Auge sich in richtiger Höhe befand, hing das andere tief herunter bis zu den Nasenflügeln und war halb geschlossen und von der Krätze verklebt. Auch sein Mund war schief; der eine Mundwinkel berührte fast den Tränensack des heruntergezogenen Auges, die wulstige Unterlippe stand weit ab, und Speichel troff herab, den Equinus entweder durch die schwarzen Zähne in den Mund einsog, mit dem Handrücken abwischte oder einfach triefen ließ. Als er mich sah, zog er den Kopf noch tiefer zwischen die Schultern und sagte irgend etwas, was ich aber nicht verstehen konnte. Ich merkte, daß aus seinem gesunden Auge Tränen rannen, die er sich verstohlen wegwischte.
    Den beiden Rössern schien es tatsächlich nicht gutzugehen. Sie lagen mit zitternden Flanken im Heu, ihr Fell war schweißnaß.
    Wieder sagte Equinus etwas mit unartikulierter Stimme, und ich herrschte ihn an: »Sprich gefälligst deutlicher, wenn du das Wort an mich richtest!«
    »Sehr wohl, Euer Gnaden«, krächzte er.
    Diesmal konnte ich ihn verstehen, oder zumindest die Bedeutung seiner Worte erkennen, obwohl er manche Buchstaben einfach verschluckte.
    »Ich habe die Pferde in gesundem Zustand in deine Obhut übergeben«, sagte ich zu dem Verwachsenen. »Was hast du mit ihnen angestellt?«
    Er blickte mit seinem gesunden Auge hilfesuchend den Wirt an, dann quoll ein Tränenstrom daraus hervor, und er fiel vor mir auf den Boden.
    »Ich hab' nichts getan, Euer Gnaden«, beteuerte er weinerlich. »Ich hab' die Pferde gut gepflegt, zu essen gegeben und zu trinken. Pferde mögen mich. Ich liebe Tiere, liebe Tiere mehr als alles, weil sie die aufrichtigsten Kreaturen Gottes sind. Ich könnte einem Tier nichts antun, Euer Gnaden.«
    Je länger er sprach, desto schneller und unverständlicher redete er. Aber ich erfuhr genug, um zu der Meinung zu kommen, daß er es ehrlich meinte.
    »Hast du jemanden in den Stall kommen sehen?« fragte ich ihn. »Oder hast du sonst etwas Verdächtiges bemerkt?«
    Er schüttelte den Kopf, wobei sein verwachsener Oberkörper die Bewegung mitmachte. »Keinen Fremden, Euer Gnaden«, versicherte er. »Keinen Fremden oder Verdächtigen, Euer Gnaden. Nur in aller Frühe, als alle anderen noch schliefen und die Schankstube zu war, da traf ich die ehrsame Witwe Mengerdorf, die – wie sagte sie? – sich Bewegung verschaffte.«
    »Die Witwe Mengerdorf?« wiederholte ich. »Was hatte sie im Stall zu suchen?«
    »Nicht im Stall«, beteuerte Equinus kopfschüttelnd. »Vorbeigegangen ist sie. Und sie hat versucht, ins Haus zu kommen, doch alles war verschlossen, auch die Schankstube. Eine freundliche Frau, Euer Gnaden.«
    Ich ließ von Equinus ab und ging auf mein Zimmer, wo ich sofort das Fenster öffnete und Knoblauchbündel an den Rahmen hing, die ich mir vorher auf dem Markt beschafft hatte. Es war kalt im Zimmer, aber ich schloß das Fenster nicht, denn unter mir lag das Zimmer der Wirtsleute. Wenn es sein mußte, wollte ich die ganze Nacht über wachen, um zu erfahren, was hier vorging. Meinem Kutscher hatte ich befohlen, die Nacht bei den Pferden zuzubringen. Eustache trieb sich irgendwo in der Stadt herum und hatte nichts mehr von sich hören lassen, seit ich ihn weggeschickt hatte.
    In dieser Nacht ereignete sich nichts, und als Mitternacht vorbei war, schloß ich das Fenster und begab mich zu Bett. Ich träumte von Equinus, der Pferde lieber mochte als Menschen. Am nächsten Morgen war die Wirtin tot. Der Wirt machte seine Gaststube nicht auf, und ich mußte woanders essen gehen. Er wich den ganzen Tag keinen Augenblick vom Totenbett seiner Frau und schlug eines der Mädchen, als sie ihn störte, um ihm die Ankunft eines Gastes zu melden.
    Die Mädchen begannen sich vor dem Wirt zu fürchten, und Brunhilde vertraute mir an, daß sie in jener Nacht, in der die Wirtin von dieser unheimlichen Krankheit befallen wurde, Poltergeräusche im Haus gehört hätte, durch

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