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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die sie aufgewacht wäre. Als sie aus dem Fenster blickte, hätte sie geglaubt, eine Frau in einem pelzverbrämten Kapuzenmantel über den Hof schweben zu sehen.
    Ich nahm mir Equinus noch einmal vor und erfuhr von ihm, daß auch die Witwe Mengerdorf an dem fraglichen Morgen einen solchen Mantel getragen hatte, wie ihn mir das Mädchen beschrieb. Es war nur seltsam, daß die Witwe anders gekleidet war, als ich sie beim Frühstück in der Gaststube traf. Das war ein Grund, warum ich die Erzählung des Mädchens Brunhilde und dem Knecht Equinus nicht vorbehaltlos glauben wollte.
    Die Wirtin sollte noch an diesem Abend begraben werden. Der Totengräber und seine drei Helfer mußten Hans Stiecher mit Gewalt von der Leiche losreißen. Und als der Wirt hörte, daß das Begräbnis deshalb so schnell vorgenommen werden sollte, weil man glaubte, seine Frau hätte die Pest gehabt, ging er mit dem Messer auf die Männer los. Zum Glück tauchte just in diesem Augenblick Eustache auf und konnte ein Unglück verhindern, indem er den Wirt niederschlug.
    Ich brachte Eustache auf mein Zimmer, und bei einem Krug Wein berichtete er mir, was ihm in der Stadt an mysteriösen Geschichten zu Ohren gekommen war. Alle Leute waren sich einig, daß das Hexenunwesen in Konstanz immer ärgere Formen annahm, und es höchste Zeit wurde, daß etwas geschah. Man traute sich des Nachts nicht mehr in die Nähe der Friedhöfe und vermied es nach Möglichkeit ganz, das Haus zu verlassen. Viele Bewohner der Stadt wurden verdächtigt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen: der Bäcker Halber, dessen Brot manchmal einen seltsamen Beigeschmack hatte; seine Frau, die es mit der Treue angeblich nicht so genau nahm; der Senator Valkenberg, dem man nachsagte, daß er Kinder zur Unzucht verleiten würde; der Eichmeister Liebler, der mit dem Bäcker Halber im Bunde stehen und seine falschen Maße für gut befinden solle; der Kanonikus Haach, der sich angeblich noch nie bekreuzigt hatte; und auch die Witwe Mengerdorf, der der Wirt Hans Stiecher nur den besten Leumund ausstellte.
    »Berichte mir mehr über die Witwe Mengerdorf«, verlangte ich von Eustache.
    Aber viel wußte er nicht zu berichten. Er hatte von einer Dirne, auf deren Wort man nicht allzuviel geben sollte, erfahren, daß die Frau Mengerdorf ihren Mann nur der Hexerei beschuldigte und ihn aufs Schafott brachte, um unzüchtig leben zu können. Ihr Mann wäre in Wirklichkeit unschuldig gewesen, was er bis zuletzt beteuert hätte. Die Witwe Mengerdorf wäre dagegen von besagter Dirne dabei beobachtet worden, wie sie einen Wanderer – einen nur kurz in Konstanz verweilenden Spielmann – zu sich ins Haus geholt und die ganze Nacht bei sich behalten hatte.
    Ich entließ Eustache mit dem Auftrag, mir weitere Informationen über die Witwe Mengerdorf zu beschaffen. Als ich meinen Diener aus dem Haus schickte und mir in der verwaisten Schankstube noch einen Krug Wein besorgen wollte, ertappte ich das Mädchen Brunhilde dabei, wie es sich mit einem Bündel in der Hand aus dem Haus stahl. Brunhilde erschrak fast zu Tode, als ich nach ihr griff, und nachdem sie mich erkannt hatte, lag sie vor Angst zitternd an meiner Brust.
    »Ich bleibe nicht mehr länger in diesem verhexten Haus«, schluchzte sie. »Ich gehe fort.«
    »Wohin willst du denn?«
    »Ich weiß es nicht«, bekannte sie. »Irgendwohin. Nur weg aus diesem Haus, über dem ein Fluch liegt.«
    »Willst du nicht erst einmal mit auf mein Zimmer kommen und dich bei einem Glas Wein aufwärmen?« schlug ich ihr vor. »Wenn du dich beruhigt hast und wir wissen, was aus dir werden soll, kannst du immer noch dein Ränzchen packen.«
    »Das ist gütig von Euer Gnaden.«
    Der Wein und die Behaglichkeit meines Zimmers lösten ihre Zunge, und so erfuhr ich von ihr eine Geschichte, die die Vorfälle in diesem Gasthof in einem gänzlich anderen Licht erscheinen ließ.
    »Es war vor einem halben Jahr, Euer Gnaden, Sommer war's, als ich in die Dienste des Wirtes Stiecher trat. Ich war so glücklich, in einem so guten Haus untergekommen zu sein. Darum schenkte ich dem, was ich schon am zweiten Tag meines Hierseins erlebte, auch keine besondere Beachtung. Aber jetzt, da auch die Wirtin mit denselben Anzeichen wie damals der Wirt im Bett lag, bekam ich Angst. Und es ist jetzt auch viel furchtbarer, weil die Wirtin wirklich starb. Gott erbarme sich ihrer Seele! Als ich eingestellt wurde, sah ich den Wirt nur kurz. Die Wirtin, die immer anständig zu mir war, sagte am nächsten

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