009 - Die Bestien
Wilderer zu sein. Es war dumm von mir, solche Angst vor ihm zu haben Wenn wir ihm wieder einmal begegnen, werden wir uns ein bisschen mit ihm unterhalten.«
»Nun, gesprächig ist er gerade nicht, aber er wird euch bestimmt nicht auffressen, und seine Hunde sind auch harmlos. Sie folgen ihm aufs Wort. Es ist ihm sogar gelungen, aus Wolfshunden echte Jagdhunde zu machen.«
Während des Mittagessens befanden sich alle in angeregter Stimmung. Nur der Hausherrin fiel es schwer, gute Laune an den Tag zu legen. Sie dachte an Maria und dass die beiden Zimmermädchen Rosa und Berthe vom Kochen keine Ahnung hatten.
Nach dem Essen gingen Georges Sirven und John Hopkins zu Oberst Cour hinauf, einige Gäste nutzten das gute Wetter zu einer Autotour in die Umgebung, die begeisterten Bridgespieler ließen sich mit ihren Karten auf der Terrasse nieder, und Robert und Gilles zogen sich zu einer Partie Billard zurück, um in Ruhe über ein industrielles Projekt zu sprechen, das sie beide interessierte. Auch Catherine und Elina fragten sich natürlich, wie sie den Nachmittag am angenehmsten verbringen konnten.
»Wir könnten unser Badezeug holen und zum See gehen«, schlug Catherine vor. »Vielleicht ist das Wasser noch warm genug.«
Elina stimmte sofort zu.
Der See lag etwa achthundert Meter vom Schloss entfernt und war von Bäumen und Büschen umstanden. Er war an die dreihundert Meter lang und fünfzig Meter breit. Ländlicher Friede herrschte an seinen Ufern.
»Wie schön!« schwärmte Elina. »Es war eine großartige Idee von dir, hierher zu kommen. Ist der See tief?«
»Man behauptet es, obwohl die anderen Seen hier in der Gegend es nicht sind. Sieh mal, wie klar das Wasser ist!« Sie betraten einen Holzsteg, der zur Bequemlichkeit der Badenden errichtet worden war. Er führte zu einer Umkleidekabine über dem Wasser. Sogar eine Rutschbahn und ein Sprungbrett waren vorhanden.
Die Mädchen zogen sich in der Kabine um und legten sich am sandigen Ufer in die Sonne.
»Es ist ja wirklich warm wie im Sommer«, bemerkte Elina.
»Ja, aber ich fürchte, das Wasser wird doch recht kühl sein.«
Die beiden bildeten einen aparten Gegensatz: Die eine braunhaarig und brünett, die andere klein und blond, mit rosigem, rosigem, hellem Teint.
»Trotzdem – hinein in die Fluten!« sagte Elina.
»Warte noch einen Moment! Ich mag nicht vom Sprungbrett ins Wasser.« Sie stand auf und hielt den Fuß ins Wasser. »Brrr! Das ist ja eisig! Nein, ich gehe nicht hinein. Das ist mir zu kalt. Ich bleibe in der Sonne liegen.«
»Sei doch nicht so zimperlich! Komm mit!«
»Ich denke nicht daran.«
»Na schön, dann gehe ich eben allein. Wenn man schwimmt, wird einem warm.«
Catherine begleitete die Freundin zum Sprungbrett. Elina sprang ohne zu zögern in die Tiefe. Ihr schlanker Körper beschrieb eine elegante Kurve in der Luft und verschwand mit leisem Klatschen unter der Wasseroberfläche, tauchte jedoch gleich darauf wieder auf.
»Das Wasser ist herrlich! Komm doch ’rein!« rief Elina.
Aber Catherine hasste zu kaltes Wasser und zog es vor, auf dem Sprungbrett sitzend ihrer Freundin zuzusehen. Elina kraulte so elegant, dass man ihr die lange Übung anmerkte. Rasch entfernte sie sich vom Ufer und war plötzlich verschwunden. Catherine nahm an, dass sie getaucht war. Und da kam auch ihr Kopf schon wieder zum Vorschein. Das Wasser um sie herum war stark aufgewühlt. Catherine begriff nicht gleich, dass Elina in Gefahr war. Sie glaubte, ihre Freundin würde nur im Wasser herumspielen. Doch dann schrie Elina, tauchte abermals unter, und als sie den Kopf wieder über Wasser hatte, hörte Catherine sie rufen: »Catherine! Ich ertrinke! Catherine! Hilfe!«
Obwohl Catherine sich im Wald als nicht besonders beherzt gezeigt hatte, bewies sie jetzt doch Mut. Ohne zu zögern sprang sie mit einem Kopfsprung ins Wasser. Auf die Kälte achtete sie nicht. Sie war nur bemüht, so schnell wie möglich zu Elina zu kommen.
Catherine war eine ausgezeichnete Schwimmerin. Während sie in Windeseile auf ihre Freundin zukraulte, sah sie, wie diese immer wieder unter Wasser verschwand und laute Angstschreie ausstieß, sobald sie hochkam.
Die Oberfläche des Sees war jetzt leicht gekräuselt. Wenn Catherine Zeit zum Überlegen gehabt hätte, wäre sie wahrscheinlich vor Angst gelähmt gewesen.
Plötzlich wurde sie von einem merkwürdigen Sog erfasst, der sie rasch zu Elina brachte. Als diese erneut unterging, konnte Catherine sie an den Haaren
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