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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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packen und gleichzeitig ihr einen Arm um die Taille legen. Um sie herum brodelte und kochte das Wasser. Dieser Aufruhr schien unerklärlich. Catherine musste sich sehr anstrengen, um mit Elina, die ebenfalls Schwimmstöße ausführte, das Ufer zu erreichen. Zwei - dreimal mussten sie gegen heftige Strudel ankämpfen, und dann hörten sie wieder das seltsame kreischende Lachen. Diesmal schien es aus den Tiefen des Sees zu kommen.
    Zitternd und frierend erreichten sie mit letzter Kraft den Sandstrand und wankten an Land. Atemlos ließen sie sich zu Boden sinken. Catherine kam als erste wieder zu Atem.
    »Elina, was war denn bloß los? Ich hatte erst gedacht, du hättest einen Krampf im Bein bekommen oder dir wäre schlecht geworden, aber es war etwas anderes, nicht wahr?«
    Ihre Freundin sog tief die Luft in die Lungen. Langsam kam wieder etwas Farbe in ihre blassen Wangen.
    »Ich weiß auch nicht, was es war«, hauchte sie. »Als du mich packtest, hatte ich schon fast die Besinnung verloren. Wenn du mir nicht geholfen hättest, wäre ich bestimmt ertrunken. Du hast mir das Leben gerettet. Das werde ich dir nie vergessen, liebe Catherine. Aber einen solchen Krampf habe ich wirklich noch nie gehabt.«
    »Einen Krampf? Aber das war es doch nicht?« sagte Catherine erstaunt. »Hast du denn nicht gesehen, wie das Wasser um uns herum aufgepeitscht war? Als ich bei dir ankam, hatte ich das Gefühl, von irgendetwas in die Tiefe gezogen zu werden.«
    »Vielleicht waren dort Schlingpflanzen unter der Oberfläche.«
    »Nein. Dafür ist der Teich viel zu tief. Und hast du nicht aas schauerliche Lachen gehört?«
    »Meine Ohren waren noch voll Wasser.«
    »Ich habe Angst«, erklärte Catherine. »Lass uns rasch gehen! Hier will ich nicht eine Minute länger bleiben. Hör mal! Im Wald heulen die Hunde. Komm, wir ziehen uns schnell an! Mir zittern noch die Knie von dem Schreck.« Sie gingen ins Badehaus und zogen sich an.
    »Ich habe Angst«, wiederholte Catherine.
    »Du bist wirklich erstaunlich. Du sagst, du hast Angst, und dabei warst du eben so unglaublich tapfer.«
    »Das war etwas anderes. Du warst in Gefahr. Da war es doch selbstverständlich, dass ich dir helfen kam. Das hättest du auch gemacht. Aber vor Dingen, die ich nicht verstehe, habe ich Angst. Und hier passieren laufend seltsame Dinge.« Elina, die ihr seelisches Gleichgewicht bereits wieder gefunden hatte, erwiderte fröhlich: »Gut, dann einigen wir uns darauf, dass du eine ängstliche Heldin bist. Aber ich glaube, du übertreibst ein bisschen. Soviel Unbegreifliches ist doch gar nicht vorgefallen. Sieh nur, wie still und glatt der See jetzt wieder daliegt! Ja, du hast mir das Leben gerettet, Catherine. Ich kann dir gar nicht genug dafür danken. – Da, nimm das zur Erinnerung an diesen Tag.«
    Sie nahm die goldene Brosche ab, die an ihrer Kostümjacke steckte, und reichte sie ihrer Freundin.
    »Aber nein!« rief Catherine. »Du hast doch immer gesagt, dass du an diesem Schmuckstück besonders hängst.«
    »Ja. Deshalb sollst du es ja auch haben. Du hättest ebenso gut mit mir ertrinken können. Wirklich, Catherine, das war ein sehr seltsamer Strudel, der uns da erfasst hatte. Denn auf einmal glaube ich auch nicht mehr, dass ich einen Krampf gehabt habe.«
    »Siehst du!«
    »Trotzdem sollte man die Angelegenheit nicht zu tragisch nehmen. Am besten, wir sagen unseren Gastgebern gar nichts davon. Durch den Unfall von Oberst Cour sind sie schon genügend in Unruhe versetzt worden.«
    »Du hast wirklich starke Nerven«, bemerkte Catherine.
    »Nein, eigentlich nicht. Manchmal scheint es mir, als könnten über meinen Geist leicht die seltsamsten Ideen und merkwürdigsten Vorstellungen Macht gewinnen. Darum gebe ich mir besondere Mühe, vernünftig zu sein.«
    »Ja, richtig, darüber sprachst du voriges Jahr schon mal. Ich war ganz überrascht.«
    »Aber wenn ich nicht diese gefühlsbetonte Seite in mir hätte, wäre ich sicher eine sehr schlechte Künstlerin. Doch weil ich mich vor den dunklen Tiefen, in die ich durch die Kunst hinab gleite, auch hüten muss, bemühe ich mich im Alltag, besonders klar und realistisch zu denken und vor nichts Angst zu haben. Tief in mir wohnen alle möglichen dunklen Ängste.«
    Obwohl sie gute Freundinnen waren, hatte Elina noch nie so offen mit Catherine gesprochen.
    »Also sei so lieb!« bat sie. »Nimm die Brosche! Mach mir eine Freude! Ich behalte den Ring, der an sich dazugehört. Auf diese Weise werden wir noch inniger

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