0091 - Ernst Ellerts Rückkehr
Oberfläche auch für menschliche Augen sichtbar machen. Gleichzeitig vermochte er, sprachliche Eindrücke telepathisch weiterzugeben, auch an Nicht-Telepathen.
So kam es, daß die drei Männer unmittelbar Zeuge der Gerichtsverhandlung wurden, die sich auf Druufon abspielte. Rhodan erklärte: „Ellert führt einen verzweifelten Kampf gegen den immer stärker werdenden Onot. Wenn nur die Ursache seiner langsam fortschreitenden Schwäche bekannt wäre, dann ließe sich vielleicht etwas dagegen unternehmen. Harno, du weißt keine Antwort?"
Das Kugelwesen stand unbeweglich vor ihnen in der Luft. Es hatte die Frage verstanden und antwortete telepathisch: „Ellert ist ein Geist ohne Körper. Nur der Körper vermag in der Gegenwart zu beharren, während ein Geist weder an Raum noch Zeit gebunden ist. Er ist wie ein Mensch, der mitten in einem reißenden Fluß an einer Klippe hängt und sich mit aller Gewalt festhalten muß, um nicht weggeschwemmt zu werden. Läßt seine Kraft nach, wird er loslassen und abgetrieben werden. Ellert hat sich nun schon seit Jahren an der Klippe Onot festgehalten."
Rhodan nickte.
„Das verstehe ich - rein bildlich gesehen. Was aber kann man unternehmen?"
Harno entgegnete: „Es gibt nur ein Mittel: Ellert muß zurück in seinen eigenen Körper. Noch schafft er den Sprung – vielleicht. Wenn nicht, wird er immer in Onot bleiben müssen, allerdings nicht wie ein Herrscher, sondern als unterdrücktes Unterbewußtsein des Druuf. Kein gutes Schicksal."
„Viele intelligente Lebewesen haben ein Unterbewußtsein...” warf Bully ein. „Soll das vielleicht bedeuten, daß..."
„Keine voreiligen Schlüsse!" warnte Harno. „Jedes intelligente, organische Lebewesen hat einen Geist, eine Seele. Sie ist zwiespältig, das ist alles. Der Intellekt an der Oberfläche ist das, was wir seinen Verstand nennen, der unterdrückte Widersacher wird Unterbewußtsein genannt."
„Es ist also nicht mit dem hypothetischen Zustand Ellerts nach seiner Niederlage zu vergleichen?"
„Habe ich das behauptet?"
„Es hörte sich so an."
„Dann wohnten in jedem Menschen zwei Seelen, zwei Intellekte."
Rhodan hielt es für besser, die Debatte zu unterbrechen. Wenn Harno ins Philosophieren kam, war kein Ende abzusehen.
„Vielleicht ist es so", sagte er und sah zu, wie die beiden Druuf Onot hinausführten. „Es wäre gut, wenn wir die nun entstehende Pause nützen könnten. Freyt muß bald eintreffen."
Harnos Oberfläche veränderte sich. Farbige Muster huschten über die Kugelwölbung und formten sich allmählich zu einem steten Bild. Der Weltraum. Millionen von Sternen verwandelten das All in ein schwarzes Samttuch, das über und über mit Brillanten bedeckt war. Von größerer Entfernung aus würde das Tuch fast weiß aussehen. Eine kleine Kugel schwebte dicht neben einer fünfzehnmal größeren.
„Das sind die OHIO und wir", sagte Rhodan. „Freyt ist noch nicht da. Dem Funkspruch nach zu urteilen, müßte er schon..."
Noch während Rhodan sprach, materialisierte keine zwei Lichtsekunden entfernt ein kleiner Kreuzer der Flotte. Er raste mit irrsinniger Geschwindigkeit davon, aber Harnos materielose Kamera folgte ihm, drang in ihn ein.
„Es ist Freyt", stellte Rhodan aufatmend fest und sah zu, wie das Schiff langsamer wurde und in einer weiten Schleife an den Punkt zurückkehrte, an dem es aus dem Hyperraum gekommen war. „Harno, du wirst von nun an pausenlos Onot bewachen und mir Bescheid geben, sobald der Druuf zur medizinischen Untersuchung abgeholt wird. Vielleicht haben wir nicht mehr viel Zeit."
Harno stieg ohne Entgegnung zur Decke empor, wurde dabei kleiner.
Das Bild auf seiner Oberfläche erlosch. Bully sprang auf. Oberst Sikermann stand ebenfalls auf, nur wesentlich langsamer und würdevoller. Zusammen mit Rhodan verließen sie die Kabine, um die bevorstehende Aktion vorzubereiten.
*
Marschall Freyt hielt sich nicht lange mit einer Begrüßungsrede auf. Kaum war der Kreuzer im riesigen Hangar der DRUSUS gelandet, da öffnete sich auch schon an der Bauchseite des kleinen Schiffes ein Ausstieg, und die Rampe schob sich heraus.
Ein Stationswagen rollte nach unten. Auf ihm lag der Körper eines Menschen, von weißen Tüchern bedeckt. Freyt, Haggard und Jamison folgten. Sie standen kaum neben dem Wagen, als Rhodan auch schon herbeieilte und Freyt die Hand drückte.
„Schnelle Arbeit, Freyt. Was ist mit Ellert?"
Der Marschall äußerte sich besorgt: „Ich weiß nicht. Sein Aussehen
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