0092 - Arena der Verdammten
vor uns.«
»Zamorra wird sie lösen«, bemerkte Fleming zuversichtlich.
»Das hoffe ich«, seufzte der Lieutenant, senkte den Blick und fing in den mitgebrachten Papieren zu blättern an. Seine Stimme wurde rauh. »Acht Menschen sind bisher spurlos verschwunden, und wenn ich sage spurlos , dann meine ich das im wahrsten Sinne des Wortes.« Socco wies auf eine Liste. »Hier«, sagte er. »Jeremy Collins, Versicherungsrepräsentant…«
Er las die genauen Daten des Mannes vor, woher er gekommen war, was er in New York zu tun gehabt hatte, wer die Vermißtenanzeige gemacht hatte, wann man den Mann zum letztenmal gesehen hatte und so weiter.
»A. F. Danger…«, fuhr der Lieutenant danach fort, und so ging er die präzise Liste Schritt für Schritt durch. Niemand unterbrach seine Ausführungen. Als er zu einem vorläufigen Ende kam, war sein Mund trocken. Er trank das restliche Wasser aus und erklärte anschließend: »Acht Personen.« Er schaute in die Runde. »Acht Menschen. Sie kamen aus Denver, aus San Francisco, aus Chicago… Keiner kannte den anderen. Sie wohnten alle im Hotel ›Residence‹, und es ereilte sie alle das gleiche rätselhafte Schicksal… Keiner hat sie jemals wiedergesehen.«
Socco lehnte sich zurück und ließ seine Worte erst einmal auf die anderen einwirken.
Dann brachte er hierzu einen Anhang: »Vielleicht sind viel mehr Personen verschwunden… Offen gestanden nehme ich das an. Personen, die ohne jeden Anhang waren, die keiner vermißte…«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Was?« fragte Socco sofort.
»Daß aus diesem Hotel Personen verschwanden, die keiner vermißte.«
»Wieso nicht?«
»Das Hotel ›Residence‹ ist keine billige Absteige. Wer sich da einquartiert, der muß meiner Ansicht nach genügend Geld haben, um sich diesen Luxus leisten zu können, und wer Geld besitzt, der wird von irgend jemandem vermißt - und sei es nur von seinem Anwalt beziehungsweise Vermögensbeberater.«
Socco winkte ab. »Das können wir vorläufig dahingestellt lassen, weil es für den Fall ohne Bedeutung ist. Ich glaube, daß die Dunkelziffer der spurlos verschwundenen Personen höher liegt, es würde aber zu nichts führen, wenn wir jetzt anfingen, darüber zu diskutieren, wer von uns beiden recht hat, Professor.«
Zamorra nickte. »Ich bin ganz Ihrer Ansicht, Jim. Ich darf Sie doch Jim nennen.«
»Aber klar.«
»Vielen Dank.«
Nicole war in brütendes Schweigen versunken. Jetzt sah sie den Professor an und stellte fest: »Acht vermißte Männer! Acht Männer. Keine einzige Frau.«
»Das ist richtig«, bestätigte Jim Socco.
»Und alle waren so ungefähr um die dreißig Jahre alt, nicht wahr?« knüpfte Nicole Duval an ihre Überlegungen an. Sie bewies damit, wie aufmerksam sie den Bericht des Lieutenants verfolgt hatte.
»Keiner war älter als fünfunddreißig«, sagte Jim Socco hastig. Ärgerlich stellte er fest, daß ihm dieser Umstand noch nicht aufgefallen war.
»Acht kräftige Männer«, faßte Nicole Duval nun zusammen. »Männer, die alle den Sport zum Hobby hatten, demnach also gelenkig und muskulös waren und sich ihrer Haut eigentlich recht gut hätten erwehren können. Solche Männer verschwinden ganz plötzlich - nicht Greise, keine Jünglinge, sondern Männer im besten Alter.«
Bill Fleming massierte sein Kinn. »Da fragt man sich unwillkürlich, warum gerade diese Sorte von Mensch, nicht wahr?«
»Meiner Ansicht nach«, warf hier der Lieutenant ein, »hängt das Verschwinden dieser Personen unmittelbar mit dem Hotel ›Residence‹ zusammen.«
Zamorra sah keine Veranlassung, Socco zu widersprechen.
Er hatte gefühlt, daß mit diesem Luxushotel irgend etwas nicht in Ordnung war.
»Es war«, erzählte Socco nun, »unsere Aufgabe, nach den verschwundenen Männern zu suchen. Ich war deswegen bei Hyram Manson, dem Direktor des Hotels.«
»Was ist das für ein Mann?« wollte Zamorra wissen.
Socco rümpfte die Nase, als würde ihm ein übler Geruch in die Nase steigen. »Manson ist ein richtiger Widerling, wenn Sie verstehen, was ich damit meine. Die Bezeichnung schleimig trifft voll und ganz zu.«
»Sie fragten ihn nach den verschwundenen Leuten?« wollte Zamorra wissen.
»Ganz recht. Und Manson tat verdammt hilfsbereit. Der Polizei müsse man helfen, wo immer man dazu Gelegenheit habe, meinte er, und er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, wo die gesuchten Leute hingekommen seien. Er zeigte mir seine
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