0092 - Einsatz der Todesrocker
Du…«
Weiter sprach er nicht, denn Sharingo hatte sich in Bewegung gesetzt und schritt lässig auf Ernie zu.
Dicht vor ihm blieb er stehen. »Glaubst du wirklich, daß du ungeschoren davonkommst?«
»Ja, ich…«
Sharingo stieß Ernie vor die Brust. Der viel kleinere Rocker konnte sich nicht mehr halten und stürzte zu Boden.
Jeder erwartete, daß Sharingo sich auf ihn werfen und ihn zusammenschlagen würde, doch das war nicht der Fall. Breitbeinig blieb der Rockerboß vor Ernie stehen. Sein strichdünner Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln, als er sagte: »Steh auf, du Feigling! Los, hoch mit dir!«
Ernies Blick flackerte. Er drehte den Kopf, schaute aus seiner Froschperspektive in die Gesichter der ihn umstehenden Kameraden und sah, daß er keine Hilfe zu erwarten hatte.
Die Gesichter waren glatt und ausdruckslos. Niemand würde ihm beistehen, die Angst vor Sharingo war zu groß.
Ernie rutschte ein Stück zur Seite, winkelte den Arm an und stemmte sich hoch.
Dann trat er zurück.
Sharingo winkte mit dem rechten Zeigefinger. »Komm nur her, Freundchen. Näher zu mir… Du hast doch keine Angst – oder?« In seiner Stimme schwang kalter Zynismus mit.
Ernie gehorchte. Als er einen Schritt vor Sharingo stand, zuckte dessen Hand vor, und seine Finger gruben sich in das Leder an Ernies rechter Schulter.
Der Rocker stemmte seine Füße in den Boden, doch Sharingo zog ihn weiter. Dann drehte er ihn herum, so daß Ernie in die Flammen schauen mußte.
»Da«, sagte Sharingo, »da sieh hinein!« Dann lachte er auf und stieß Ernie von sich.
Die Wucht trieb den kleineren Kerl genau auf die Flammen zu. Er hatte keine Chance mehr, vorher abzustoppen.
Die anderen Rocker hielten den Atem an. Niemand wagte aufzumucken. Gierig leckten die feurigen Finger nach Ernie. Er schrie nicht, er klagte nicht – er war nur plötzlich verschwunden. Von einer Sekunde zur anderen gab es ihn nicht mehr.
Statt dessen stieg kräuselnd eine dünne Rauchfahne zum nachtdunklen Himmel hoch, wurde vom Wind erfaßt und auseinandergetrieben.
»Das war Ernie«, sagte Sharingo kalt. »Und so geht es allen, die sich gegen den Satan stellen. Euch jedoch wird nichts passieren. Denn das Feuer, das vom Teufel persönlich angezündet worden ist, wird für euch wie eine frische Dusche sein. Glaubt ihr mir nun?«
»Ja!« Die Antwort kam einstimmig.
Sharingo deutete nach vorn. »Ihr werdet nacheinander durch die Flammen schreiten und euch an der gegenüberliegenden Seite mit dem Rücken zum Feuer aufstellen. Erst wenn ich es befehle, dürft ihr euch umdrehen.«
Die Rocker nickten.
»Clint Sherman, du zuerst!«
Der Rocker schritt vor. Kurz bevor er die Flammen erreichte, zögerte er, dann gab er sich einen Ruck und ging hindurch.
Nichts geschah. Sherman brannte nicht, er löste sich auch nicht auf. Unbeschadet verließ er die Flammen.
Sharingo lachte, während er in den Augen der übrigen drei Unglauben sah.
»Der nächste!« rief er.
Das war Scarface Joe. Scarface deshalb, weil er gern mit der Rasierklinge arbeitete und ihm eben mit diesem Instrument die Unterlippe gespalten worden war.
Auch ihm passierte nichts.
Es folgten die Zwillinge Harry und Billy Morton. Sie erreichten ebenfalls unbeschadet die andere Seite.
Sharingo ging als Letzter. Er hatte die Arme dicht an den Körper gelegt, während er auf das von ihm entfachte Höllenfeuer zuschritt. Er glaubte darin Gesichter zu sehen, und als er genauer hinschaute, sogar das Antlitz einer dämonischen schönen Frau mit roten Haaren und zwei Hörnern auf der Stirn.
Dann umwaberten die feurigen Zungen den Rockerchef, und er sah nichts mehr.
Wenig später hatte er das Feuer hinter sich gelassen.
Die anderen warteten schon auf ihn. Noch kehrten sie dem Feuer den Rücken.
Erst auf Befehl des Rockerchefs drehten sie sich um.
Das Feuer hatte sie zwar nicht angegriffen oder verschlungen, es hatte aber doch seine Spuren hinterlassen.
Die Rocker hatten keine normalen Köpfe mehr, sondern bleiche Totenschädel!
Und auch Sharingo hatte sich verändert. Auf seinem Hals wuchs ebenfalls ein Totenkopf. Nur wurde er von einem kalten Höllenfeuer umlodert…
Der Rocker mit dem Flammenschädel war geboren!
***
Zwei Dinge störten mich.
Erstens die zu rasch hereinbrechende Dunkelheit – und zweitens der plötzlich einsetzende Schneeregen.
Ich mußte mit der Geschwindigkeit herunter. Dicke, nasse Flocken tupften gegen die breite Frontscheibe und wurden von den Wischern weggefegt. Ich
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