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0093 - Der Feind im Dunkel

Titel: 0093 - Der Feind im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anderen Seite wartete.
    „Ich brauche euch nicht zu sagen, daß ihr die Waffen schußbereit halten sollt", sagte Untcher, nachdem die Männer den Schleusenraum betreten hatten. „Hinter diesem Schott liegt Niemandsland, und es kann sein, daß derjenige am besten dran ist, der am schnellsten schießt."
    Dann gab er seinen Platz unter dem Eingang auf, und wie er erwartet hatte, schloß sich das Schott sofort. Der Teil der Wand, der zuvor nach innen getreten und zur Seite geglitten war, rollte wieder nach vorne, preßte sich in die Öffnung und verschloß sie.
    Thomea Untcher zerbrach sich den Kopf darüber, woher wohl die Ephoger die technische Begabung hatten, ein solch mustergültiges Schott zu konstruieren. Er hatte gesehen, daß die Türen an den Wohnungen mit der Hand bedient werden mußten. Es gab einen Riegel, den man zur Seite zog, und danach hatte man die Tür aufzudrücken. In der Opghan-Technologie war kein Platz für ein automatisches Schleusenschott zu finden.
    Gespannt wartete Untcher auf das, was nun kommen sollte. Sein Blick war in Bewegung, um den Moment nicht zu versäumen, in dem das Wasser sich unter dem Druck der versteckten Pumpen zu bewegen begann.
    Als er sah, was wirklich geschah, setzte ihm für einen Moment der Herzschlag aus. Als er entdeckte, daß ein Teil des Schleusenraumes plötzlich wasserfrei war, ohne, daß das Wasser sich bewegt hatte, glaubte er zuerst, in der verwirrenden Optik des Tiefseebodens seien seine Augen einer Halluzination zum Opfer gefallen. Aber das Phänomen breitete sich aus, und als die Hälfte des Wassers aus der kleinen Kammer spurlos verschwunden war, ohne, daß jemand hätte sagen können, wohin es ging, da ließ sich nicht mehr leugnen, daß etwas Ungeheuerliches geschah.
    Man konnte zusehen. Man konnte sehen, wie das Wasser nach rechts, zum vorderen Schott hin, zurückwich. Man sah eine Wasserwand, die sich senkrecht aus dem Boden erhob und bis zur Decke reichte und allen Naturgesetzen Hohn sprach. Diese Wand war in Bewegung, das war die einzige Bewegung, die es zu sehen gab. Sie bewegte sich auf das Schott zu, als liefe sie auf Rollen und als sei ein unsichtbares Wesen damit beschäftigt, sie vor sich herzuschieben.
    Dabei war nicht das geringste Geräusch zu hören. Mit gespenstischer Lautlosigkeit vollzog sich die Erscheinung und ließ Untcher und seine Leute vor Schreck erstarrt zurück.
    Untcher stand noch lange reglos, als der letzte Tropfen Wasser schon längst aus der Schleuse verschwunden war. Mechanisch, ohne recht zu wissen, was er eigentlich wollte, hob er den linken Arm und warf einen Blick auf die Meßgeräte, die dort wie Armbanduhren angebracht waren. Das Manometer zeigte einen Druck von 1,2 Atmosphären. Die Schleuse war mit Gas gefüllt und stand unter einem Druck, den ein Terraner ohne Beschwerden ertragen konnte.
    Thomea Untcher spürte, wie seine Gedanken sich selbständig machten und unter dem Eindruck des nie Gesehenen der Kontrolle des kühlen Verstandes entglitten. Er schloß die Augen, um sich zu konzentrieren und die Fähigkeit klaren Denkens zurückzugewinnen. Eine Idee kam ihm, die eine Erklärung für das zu geben schien, was er soeben beobachtet hatte. Er erinnerte sich an die Ergebnisse der modernen Feldtheorie - eines naturwissenschaftlichen Zweiges, dem die Entdeckung der ferronischen Materietransmitter auf Terra zu neuer Bedeutung verholfen hatte. Es erschien ihm nicht unmöglich, daß das Wasser mit Hilfe eines Transportfeldes aus der Schleuse vertrieben und die Gasfüllung auf die entsprechende Weise hereingebracht worden war. Und je länger er darüber nachdachte, während seine Leute beklommen schwiegen, desto mehr schien ihm dies die einzige vernünftige Erklärung zu sein. Die Konsequenzen allerdings gefielen Thomea Untcher nicht. Ein Transportfeld war ein Gebilde, zu dessen Erzeugung es tiefer Einsicht in die Theorie der fünfdimensionalen Energetik bedurfte.
    Die Bewohner von Ophgan mochten liebenswerte Geschöpfe mit eigenartigen, manchmal erstaunlichen Fähigkeiten sein. Aber von der Theorie fünfdimensionaler Felder verstanden sie bestimmt nichts. Die Schleuse war von Fremden gebaut worden. Von Fremden, deren Technologie der terranischen mindestens ebenbürtig war.
    Thomea Untcher sah auf und stellte fest, daß das Innenschott sich langsam zu bewegen begann. Er konnte noch nicht sehen, was draußen war. Er zog seine Waffe und war überzeugt, in den nächsten Minuten mit einer Menge unangenehmer Dinge fertig werden

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