0093 - Der Feind im Dunkel
zu müssen.
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Nrrhooch war so entsetzt, daß er sich für ein paar Augenblicke lang nicht bewegen konnte. Das kleine, alte Boot lag mitten im Kurs des großen, fremden Fahrzeugs, und dazu bewegte sich der Fremde so schnell, daß nicht einmal, wenn Nrrhooch rechtzeitig reagiert hätte, eine Chance gewesen wäre, dem Zusammenstoß auszuweichen.
Aber eine Art Wunder geschah. Als der Fremde aus der Schlammwolke auftauchte, die der Sturz des Psimobaumes aufgewirbelt hatte, richtete er seinen schlanken, spitzen Bug steil nach oben, als hätte er nur auf die kleine Lichtung gewartet, um dem Gewirr des roten Waldes zu entkommen.
Haarscharf über Grghaoks kleines Boot strich der Kiel des Fremden hinweg. Nrrhooch glaubte, das leise Scharren zu hören, das die Berührung verursachte, aber er war nicht sicher.
Ungläubig sah er, wie das fremde Fahrzeug weiter in die Höhe zog, bis es im milchigen Dämmerlicht der Tiefsee schließlich den Blicken entschwand. Nrrhooch konnte es nicht fassen. Die Fremden waren so nahe gewesen, daß er ihr Boot hätte mit der Hand greifen können, und sie selbst hatten jeden privaten Bootsverkehr der Ephoger verboten. Wenn sie ihn gesehen hätten, hätten sie angehalten und Grghaoks Boot beschlagnahmt.
Sie hatten das kleine Ding überhaupt nicht bemerkt. Sie waren einfach weitergefahren. Nrrhooch wandte sich zu den beiden Alten um und stieß einen zischenden, gurgelnden Jubelschrei aus. Grghaok war die große Freude anzusehen.
„Weiter!" rief Nrrhooch. „Wir fahren weiter! Das Meer ist uns gut gesinnt. Wir werden bald in Pchchogh sein und die Fremden sehen!"
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Ran Loodey hatte nichts dagegen einzuwenden, daß die Fremden an Bord kamen. Es waren hochgewachsene, breitschultrige Gestalten, sechs an der Zahl, und sie benahmen sich von Anfang an so, als gehörte die FINMARK ihnen. Ran Loodey war damit einverstanden. Er hatte selbst das Gefühl, daß die bärtigen Fremden die Herren an Bord sein müßten, und ließ sie gewähren.
Keinerlei Neugierde war in ihm. Er wollte nicht wissen, wer die Fremden waren, woher sie kamen und was sie wollten. Er fühlte sich ein wenig erleichtert, daß die Verantwortung für das Schiff von ihm genommen war. Seine Leute schienen ähnlich zu empfinden.
In dieser erleichterten Gleichgültigkeit entging Ran Loodey - und auch seinen Männern -, daß die Fremden kleine, metallische Zylinder mitgebracht hatten, die sie überall im Schiff verbargen, sorgfältig, so daß sie nicht leicht wiederzufinden waren. Aber selbst wenn Ran Loodey etwas davon bemerkt hätte - er hätte nichts dagegen unternommen und wäre auch damit einverstanden gewesen.
Schließlich kam ein er der Fremden in den Kommandoraum und erklärte Loodey, daß er die FINMARK fertig zum Start machen solle.
„Sie fliegen auf dem schnellsten Wege nach Terra zurück", erklärte der bärtige Hüne.
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Derjenige, der mit seiner Lage im Augenblick am wenigsten ein verstanden war, war Dr. Theodore Dunyan.
Als er zu sich kam, hatte er irgend etwas Faseriges im Mund und konnte kaum die Zunge bewegen. Der Schädel schmerzte ihm vor Atemnot. Er konnte nichts sehen, denn über ihm lag eine Menge Zeug, anscheinend Decken und Kleider und ähnliche Dinge, und schloß ihn von der Außenwelt ab.
Er konnte nicht einmal die Arme bewegen. Loodey, dieser Schuft, hatte ihn sachverständig gefesselt. Überhaupt, Ran Loodey ... Ted Dunyan hatte schließlich herausgefunden, was für Loodeys und der anderen Leute eigenartigen Veränderung verantwortlich war. Das Ergebnis seiner Untersuchungen war so wunderlich und unglaubwürdig gewesen, daß Dunyan zunächst glaubte, er hätte irgendwo einen Fehler gemacht, und die gleiche Reihe von Experimenten noch ein zweites Mal anstellte.
Er bekam das gleiche Ergebnis, und es wurde ihm klar, daß er eine der aufsehenerregendsten Entdeckungen gemacht hatte, die der Menschheit in diesem Jahrhundert gelingen würden.
Loodey war schließlich aufgewacht. Er hatte so getan, als sei er wieder bei klarem Verstand. Er behauptete, er bedaure alles, was geschehen sei, und hatte nichts Eiligeres zu tun, als um Erlaubnis für ein Gespräch mit Captain Stowes zu bitten, damit er sich entschuldigen konnte.
Ted Dunyan hatte diese Phase der Entwicklung vorausgesehen, und daß sie tatsächlich eintrat, war ihm ein Beweis für die Richtigkeit seiner Resultate. Er bemühte sich, Loodey nichts davon merken zu lassen, daß er ihn durchschaute und daß er genau wußte, wie wenig
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