0093 - Der Feind im Dunkel
Nacken und saugt dein Blut aus."
„Oder deins", spottete Lchox. „Wenn er dir im Nacken sitzt, kann ich ihn ja auch sehen!"
Nrrhooch unterbrach die beiden. „Streitet euch nicht! Da liegt die Plantage vor uns. Wir fahren am besten mitten hindurch. Dies hier ist das Westende, und niemand wird uns beobachten."
Die beiden Alten beugten sich nach vorne und sahen durch das dicke Kunstglasfenster hinaus. Wenige Meter vor dem Boot, im Dämmerlicht gerade noch erkenntlich, begann der Wald der Psimopflanzen. Es waren abenteuerliche Gewächse, weder Bäume, noch Büsche, von hellroter Farbe, die sich in grotesken Windungen und mit unzähligen Ästen und Zweigen, jedoch blattlos, aus dem Boden erhoben und so hoch hinaufwuchsen, daß man ihr oberes Ende vom Boot aus nicht mehr sehen konnte. Auf den Enden der Zweige und Äste saßen kleine, büschelähnliche Gebilde, deren gelblichweiße Fäden sich langsam und träge im Wasser bewegten. Eines Tages würden sie in allen Farben leuchten und die Tiefsee mit einem magischen Licht erfüllen. Das war die Zeit der Ernte. Die Büschel wurden dann abgenommen und in großen Behältern gesammelt. Die Behälter wurden am Rande der Plantage abgesetzt, und von dort holten sie die Fremden irgendwann ab.
Die Ephoger hatten sich früher nicht für die Psimowälder interessiert - es sei denn, um sich an der Pracht ihrer Farben zur Zeit der Reife zu ergötzen. Sie wußten auch heute noch nicht, was die Fremden damit wollten. Sie wußten nur, daß die Fremden wegen der Psimoblüten nach Opghan gekommen waren und wegen der Psimoblätter die Ephoger in die Sklaverei gezwungen hatten.
Nrrhooch nahm die erste Lücke im Gewirr der Pflanzen, die sich ihm bot, und steuerte das Boot hinein. Vorsichtig manövrierte er es unter den Bäumen dahin. Es war nicht ratsam, mit einem Psimobaum zusammenzustoßen. Die Stämme waren überaus hart, und ein halbwegs kräftiger Aufprall mochte das Gefüge des ganzen Bootes erschüttern.
Die beiden Alten betrachteten die roten Gewächse mit großen Augen, als versuchten sie herauszufinden, warum gerade diese Pflanzen so viel Unheil über Opghan gebracht hatten. Nrrhooch dagegen achtete nur auf seinen Kurs. Er bekam die roten Psimowälder jeden Tag zehnmal zu sehen, wenn er seiner Sklavenarbeit nachging und nur für kurze Schlafpausen in die Stadt zurückkehrte. Er haßte die roten Wälder beinahe ebensosehr wie die Fremden, denn hätte es die Psimowälder nicht gegeben, wären die Fremden nicht gekommen.
Die Bäume traten plötzlich zur Seite und ließen mitten im Wald eine Lichtung frei. Nrrhooch suchte am jenseitigen Rand der Lichtung nach einer anderen Lücke, durch die er seine Fahrt fortsetzen konnte. Aber bevor er noch eine geeignete Stelle entdecken konnte, stürzte zur linken Hand plötzlich einer der Bäume um und fiel langsam, Wolken von Schlamm aufwirbelnd, zu Boden.
Nrrhooch erstarrte vor Schreck. Was für ein Ungeheuer mußte das gewesen sein, das einen Psimobaum umrennen konnte?
Gebannt sah er auf die Schlammwolke und erwartete jeden Augenblick einen gewaltigen Hchour oder ein noch schlimmeres Ungetüm daraus hervorschnellen zu sehen.
Aber es kam kein Ungetüm. Was Nrrhooch sah, war zuerst eine schlanke, metallisch schimmernde Spitze, die rasch den Körper eines gewaltigen Bootes formte.
Nrrhooch gefror das Blut in den Adern. Solche Schiffe besaßen die Ephoger nicht! Es war ein Boot der Fremden.
5.
Mit Spannung hatte Kayne Stowes auf Ran Loodeys Erscheinen gewartet, aber als er schließlich den Kommandostand betrat, kam alles ganz anders, als Stowes es sich vorgestellt hatte.
Es war Stowes Unglück, daß er sich allein im Kommandostand befand. Loodey hielt die Thermopistole, die er Dunyan abgenommen hatte, schußbereit und ließ dem Ersten Offizier nicht die geringste Chance.
Er entwaffnete Stowes und schlug ihn mit einem harten Kolbenhieb bewußtlos.
Zielstrebig und rasch machte er sich sodann an die Arbeit. Vom Kommandopult des Zweiten Offiziers aus entriegelte er das Hauptschott der Mannschaftsmesse und beobachtete auf dem Interkom voll Befriedigung, wie sich die Flut der plötzlich befreiten, längst wieder zu sich gekommenen Astronauten über die wenigen Wachen ergoß, die vor der Messe gestanden hatten, sie im Handumdrehen entwaffnete und sodann selbst in die Messe sperrte.
Der Rest war leicht. Alle übrigen Posten an Bord waren Einzelposten. Es gab vier von ihnen, drei davon an wichtigen Geschützständen. Ran Loodey gab
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