0093 - Der Feind im Dunkel
ernst es Loodey meinte.
Aber irgendwie mußte er sich verraten haben, oder Loodey war der Meinung gewesen, es sei in jedem Fall besser, einen Gegner weniger zu haben. Auf jeden Fall war er in einem Augenblick, in dem Ted Dunyan mit seinen Geräten beschäftigt war, aufgesprungen - und von da an wußte Ted Dunyan nichts mehr bis zu dem Augenblick, in dem er gefesselt und mit finsteren Decken überhäuft, mit akuter Atemnot wieder aufwachte.
Ted Dunyan war Wissenschaftler. Er war ein junger Mann, der in die Solare Raumflotte eingetreten war, weil er überzeugt war, daß er seine Kenntnisse auf weiten Reisen durch die Tiefen der Galaxis am wirkungsvollsten erweitern könne. Die Sorge um seine eigene Person hätte ihm vielleicht nicht so viel Kraft und Ausdauer gegeben, wie er brauchte, um seinem Gefängnis zu entrinnen. Aber die Tatsache, daß er, im Besitz einer ungeheuer wichtigen Entdeckung, gezwungen war, in einem finsteren Schrank um Atem zu ringen, anstatt, daß er hinausging, zur Erde zurückkehrte und aller Welt offenbarte, welches Wunder er entdeckt hatte, machte ihn wütend und ließ ihn sich wider alle Vernunft gegen seine Fesseln stemmen.
Er glaubte, den ersten winzigen Erfolg errungen zu haben, als er plötzlich Stimmen hörte. Er hielt inne, um zu horchen. Er glaubte zuerst, Loodey sei zurückgekehrt, um nach ihm zu sehen, aber dann merkte er, daß die Stimmen Arkonidisch sprachen.
Das machte ihn neugierig. Er verhielt sich still, um kein Geräusch zu verursachen und nicht entdeckt zu werden. Er hörte, wie einer der beiden Unbekannten laut auflachte und mit dröhnender Stimme versicherte: „Bis sie auf Terra gemerkt haben, daß das Zeug über ihre ganze Atmosphäre verteilt ist, werden sie nicht mehr in der Lage sein, etwas dagegen zu unternehmen!"
Und sein Begleiter stimmte in das hämische Lachen ein.
Ted Dunyan wußte, worüber sie sprachen. Er war der einzige Terraner, der wußte, was mit „dem Zeug" gemeint war. Sobald die Stimmen draußen verstummten und die Schritte sich entfernt hatten, begann er, wie ein Wahnsinniger an seinen Fesseln zu zerren. Denn mit einem Schlag war ihm klargeworden, in welch fürchterlicher Gefahr die Erde schwebte.
*
Hinter der Schleuse setzte sich die Gasse fort. Sie sah genauso aus wie dort, wo sie von der Straße abzweigte, aber die Wohnungen rechts und links waren gut erhalten, und anstatt des milchig trüben Meerwassers erfüllte klare, frische Luft den Raum zwischen den Gebäuden.
Thomea Untcher kam nicht mehr dazu, einen Blick nach oben zu werfen und festzustellen, warum die Stadtdecke hier noch unversehrt war, während sie jenseits der Schleusenkammer mehr Löcher als unbeschädigte Stellen aufwies. Er kam auch nicht dazu, seine Waffe zu gebrauchen, obwohl er sich Mühe gab, auf alles gefaßt zu sein.
Das lag daran, daß er den Gegner nicht sah. Die Gasse lag leer und still unter dem gelben Licht. In der Überzeugung, daß seine Furcht grundlos gewesen sei, ging Thomea Untcher ein paar Schritte vor seinen Leuten her.
Da traf ihn plötzlich der gewaltige, betäubende Schlag. Er war bisher langsam und vorsichtig gegangen, Schritt für Schritt, aber das, was ihn da unerwartet traf, fühlte sich an wie eine stählerne Wand, gegen die er mit der Geschwindigkeit eines schnellfahrenden Autos angerannt war.
Er taumelte und stürzte. Noch ein zweites Mal traf ihn das unheimliche Etwas, dann verlor er das Bewußtsein.
*
Der gelbe, trauliche Lichtschein der Stadt tauchte aus der milchigen Finsternis auf. Nrrhoochs Atem ging schneller, als er daran dachte, daß er in ein paar Tausendstel-Zehnteln die Fremden zu sehen bekommen würde, die Terraner, von denen Grghaok so viele märchenhafte Dinge wußte.
Er hatte unterwegs noch oft über das große fremde Fahrzeug nachgedacht, das sie im Psimowald um ein Haar gerammt und getötet hätte. Es interessierte ihn, was die Fremden im westlichen Teil der Plantage zu suchen hatten, obwohl die Blüten dort noch gar nicht reif waren. Nachdem er die erste Gefahr glücklich überstanden hatte, hatte der Reiz des Abenteuers ihn gefangen, und er hätte versucht, dem Boot der Fremden vorsichtig zu folgen, wären da nicht die anderen Fremden gewesen, die in Pchchogh auf sie warteten.
Nrrhooch schlug einen Bogen, um von Norden her in die Stadt hineinzukommen. Im Norden gab es eine offene Schleuse, und außerdem war es vom Nordende von Pchchogh bis zu dem Stadtteil, in dem es noch unzerstörte Wohnungen gab, der
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