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0093 - Der Feind im Dunkel

Titel: 0093 - Der Feind im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den so unerwartet Befreiten seine Anweisungen über Interkom und war befriedigt, als er wenige Minuten später erfuhr, daß sich das gesamte Schiff in den Händen seiner Leute befinde. Er verriet nicht, was er vor hatte. Er glaubte, daß sie es ohnehin wüßten, denn er war überzeugt davon, daß sie ebenso dachten wie er selbst. Er schickte sie auf ihre Posten und ermahnte sie, die Augen offenzuhalten. Nach Stunden der tiefen Ruhe sah es an Bord der FINMARK plötzlich wieder so aus wie kurz nach der Landung. Das Schiff befand sich in Alarmbereitschaft - nur der Gegner war ein anderer geworden.
    Ran Loodey ließ keinen Zweifel daran, daß er die Führung an Bord nicht mehr aus den Händen geben wolle, obwohl sich unter den durch seine Hilfe Befreiten zwei Leutnants und fünf Angehörige des Mutantenkorps im Offiziersrang befanden. Niemand schien einen Einwand dagegen zu haben. Loodey beorderte zwei Mutanten und einen Leutnant in den Kommandostand, und während diese Männer auf dem Weg waren, setzte er an die Erde den denkwürdigen Funkspruch ab, den das Galaktische Museum später als seltene Kuriosität in einem besonderen Schrank auszustellen pflegte. Spruch hatte zum Inhalt: „FINMARK auf Opghan. Auf Opghan alles ruhig. Kein Zeichen eines Aufstandes. Ephoger friedlich und glücklich. Haben keine Ahnung, was die Alarmmeldung von Arkon bedeutet. Vielleicht handelt es sich um einen Irrläuferspruch. Kehren nach fünf Tagen weiterer Beobachtung zurück. Ende."
     
    *
     
    Thomea Untchers Stimme klang deutlich in den Helmempfängern seiner Leute.
    „Da stehe ich nun", erklärte Untcher mit philosophischem Unterton in der Stimme, „ich alter Raumhase, bin Tausende von Lichtjahren weit in der Galaxis umhergekommen und gebe zu, daß ich noch nie so etwas Merkwürdiges gesehen habe wie diese Stadt."
    Thomea Untchers eigenartige Gestalt, selbst im drucksicheren Schutzanzug klein und dünn wirkend, stand inmitten der Ruinen einer längst verlassenen Stadt, auf dem Pflaster einer alten Straße, durch dessen Ritzen die grotesken Tiergewächse der Tiefsee hervorbrachen, unter dem gelben, schläfrigen Licht einer hohen Laterne, die seit Jahrhunderten niemand mehr gewartet hatte und die trotzdem noch ihren Dienst versah.
    Es war ein Bild aus der Phantasie eines surrealistischen Malers. Es bedurfte der bunten, zum Teil selbstleuchtenden Fische nicht, die Untcher in vorsichtiger Entfernung umstrichen, um den Eindruck der Unwirklichkeit voll zu machen.
    Zerfallene Mauern ragten rechts und links aus der Straße auf. Durch schwarze, ovale Fensterhöhlen ging der Blick in die graue Dämmerung uralter Wohnräume, in denen längst niemand mehr lebte. Hier und da tauchten die Umrisse seltsam runder, algenbewachsener Gegenstände aus der Finsternis hinter den Fensterhöhlen, wahrscheinlich Überreste von Möbelstücken, die der See getrotzt hatten, wie fast alles, was die Ephoger bauten, für die untermeerische Ewigkeit gebaut war.
    Die Reihe der Lampen setzte sich der Straße entlang fort. Die Zwischenräume zwischen zwei Lampen waren groß, als hätten die Ephoger damals, in jener vergangenen Zeit, nicht allzu viel Licht gebraucht.
    Aber keine einzige von ihnen war ausgefallen. Ihre kleinen, kugelförmigen Leuchtkörper versandten jenes prallgelbe und dennoch einschläfernde Licht, das die Eigenart der Sonne Ephog war, und der Schlamm, den Thomea Untchers Schritte bisweilen aufwirbelte, formte aus der Helligkeit schlanke, schmale Strahlen.
    Untcher ging zügig weiter. Er erinnerte sich, daß die Ephoger gesagt hatten, es gäbe in Pchchogh noch ein paar unversehrte Wohnungen, und er fragte sich, wie das inmitten dieser Wasserwüste und all der Zerstörung, die die Jahrhunderte angerichtet hatten, möglich sei. Hoch über sich, wenn er seine Helmlampe einschaltete, sah er Reste der Stadtdecke, die Pchchogh einst vor dem gewaltigen Druck des Ozeans geschützt hatte. Die Reste waren an den Rändern scharf gezackt, und es sah so aus, als wäre die Umhüllung der Stadt einst mit Gewalt zerstört worden.
    Durch eines der Löcher in der Decke war der Shift gekommen. Thomea Untcher hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach einer Schleuse und ihrem vielleicht komplizierten Öffnungsmechanismus zu suchen, wo der andere Weg so einfach zu gehen war.
    Untcher blieb vor einem der ovalen, dunklen Fenster stehen und schaute in den verlassenen, wassererfüllten Wohnraum hinein. Er versuchte, die Beklommenheit loszuwerden, die ihn befallen hatte, als er

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