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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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schien am Morgen die Sonne auf ihr Bett, wenn der für die britischen Inseln zuständige Wettergott es nicht vorzog, die ganze Stadt in den berühmten Nebelschleier zu hüllen, was er die letzten Tage über versäumt hatte.
    Die Nacht war sternenklar wie nur selten. Judy Pembroke inhalierte die kühler gewordene Luft und schloß dabei die Augen.
    Als sie sie nach einer ganzen Weile wieder öffnete, stockte ihr der Atem.
    Über die Dächer der angrenzenden Häuser huschte eine schemenhafte Gestalt.
    Judy Pembroke hätte jeden Eid darauf geschworen, daß sie diese Gestalt kannte. Sie war ihr schon einmal begegnet. Vor zwei Tagen in der Chelsea Filiale der Barrel Trust Bank. Da war der zerknitterte Trenchcoat noch nicht so befleckt gewesen.
    Der Mann turnte mit affenartiger Geschicklichkeit an Schornsteinen und Fernsehantennen vorbei, sprang über Brandmauern, kletterte über Dachplatten, näherte sich unaufhaltsam.
    Jetzt hielt er inne und starrte zu ihr herüber.
    Judy erkannte, daß seine Augen wie Kohlefeuer glühten.
    ***
    Professor Zamorra duldete es nicht, daß Sir George Wishers offenbar einen langsameren Gang einlegen wollte. Er bestand darauf, daß der Bankdirektor sich sofort ans Telefon begab und seinen Personalchef aus den Federn holte. Trotzdem dauerte es mehr als zehn Minuten, bis sie endlich Judy Pembrokes Adresse herausgefunden hatten.
    Sie erhielten sie auch nicht vom Personalchef, der extra in sein Büro hätte fahren müssen, sondern von der Polizeidienststelle, die der Banklehrling am nächsten Morgen aufsuchen sollte.
    »Nein«, sagte Professor Zamorra zu Norna de Brainville und zu Wishers, die ihn unbedingt begleiten wollten. »Sie können Ihre Gäste nicht sich selbst überlassen, Mademoiselle. Doch wir treffen uns morgen früh in meinem Hotel. Um neun Uhr in der Frühstückshalle des Sheraton. Und Sie, Direktor, bleiben ebenfalls am besten, wo Sie sind. Möglicherweise geht es um Minuten, und ich möchte auf niemanden Rücksicht nehmen müssen. Bitte, haben Sie Verständnis, wenn ich Ihnen im Augenblick nicht mehr erklären kann. Uber Mademoiselle de Brainville können Sie mich jederzeit erreichen.«
    Sir George Wishers wollte noch eine ganze Menge Fragen stellen, doch der Professor aus Frankreich machte keineswegs den Eindruck, als ob er auch nur eine einzige beantworten wollte. Whishers bekam nur so viel mit, daß der Mann offensichtlich auf eine heiße Spur gestoßen und seither durch nichts mehr zu bremsen war. Wie eine Lawine, die zu Tal donnert. Nur selten war Sir George Wishers einem ähnlich dynamischen Menschen begegnet. Doch er hatte Respekt vor ihnen. George Wishers hatte sich noch nie als Energiebündel gefühlt. Auch während seiner Jugendzeit nicht. Es galt als feiner auf der Insel, nicht zu hasten und mit Bedacht an die Dinge heranzugehen.
    Für die Fahrt nach London hatten Nicole und Zamorra nicht das Flugzeug, sondern das Auto benutzt. Nicole Duval hatte es schon vor die Freitreppe des Glenmore Castle gefahren, als Zamorra mit wehendem Umhang die Stufen herunterstürzte.
    »Meldon Street Nummer 8«, sagte er, während er sich auf den Beifahrersitz warf und den Wagenschlag hinter sich zukrachen ließ. »Du hast eine Ahnung, wo das ist?«
    Nicole nickte nur. Sie war eine umsichtige Sekretärin. Sie war nicht nur das, sondern auch die Geliebte ihres Chefs. Doch vor allem war sie clever.
    »Als ich die Adresse zum erstenmal hörte, habe ich sofort auf dem Stadtplan nachgesehen. Die Meldon Street liegt in Chelsea.«
    »Bis wann können wir dort sein?«
    »Ohne einer Verkehrskontrolle zu begegnen in einer knappen Viertelstunde«, sagte Nicole. »Es ist nicht allzuweit.«
    Die dunkle Citroën Limousine schoß bereits mit wahnwitziger Geschwindigkeit den Westham Boulevard hinunter. Nicole war eine vortreffliche Fahrerin.
    Sie hätte jederzeit an einer mit männlichen Größen bestückten Rallye teilnehmen können und trotzdem blendende Aussichten auf einen der ersten Plätze gehabt.
    Doch Großstadtstraßen sind auch nachts nicht für die Austragung von Rennen geeignet. Deshalb dauerte es nicht lange, bis hinter ihnen eine Alarmsirene aufheulte.
    »Gib Gas, Nicole«, sagte Zamorra und hielt sich am Griff fest, um in den Kurven nicht gegen Nicoles Kurven geschleudert zu werden. Unter anderen Umständen hätte er absolut nichts gegen einen derart erfreulichen körperlichen Kontakt einzuwenden gehabt.
    Doch die Umstände waren im Augenblick nicht sonderlich glücklich, um als Nährboden

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