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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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die Verbrecheralben durchsehen.«
    »Und wo ist die junge Dame jetzt?« fragte Zamorra, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    »Zu Hause, nehme ich an.«
    »Unbewacht?«
    »Weshalb sollte man Sie…?«
    »Hoffentlich haben Sie ihre Adresse«, sagte Professor Zamorra gepreßt. »Es ist sehr leicht möglich, daß die junge Dame bereits in äußerster Gefahr schwebt. Sie könnte eine wichtige Zeugin sein. Die einzige womöglich, wenn ich Sie richtig verstanden habe, Sir.«
    George Wishers hatte die Adresse von Miß Judy Pembroke nicht.
    ***
    »Nun geh doch endlich, Lad«, wiederholte Judy Pembroke zum x-ten Male. »Ich bin heute einfach nicht mehr in Stimmung.«
    Lad Carner saß rittlings auf dem Stuhl und hatte das Kinn auf die verschränkten Arme gestützt. Sein Pullover roch nach Terpentin, und an seinen ausgefransten Jeans leuchteten sämtliche Farben des Regenbogens. Er tat ganz so, als hätte er nicht gehört. Unverwandt starrte er das Mädchen an. Mit einem leicht spöttischen Zug um die Lippen.
    »Bist du dir für mich zu schade, seit dein Bild in der Zeitung war?« fragte er grinsend. »Die große Zeugin bei einem großen Kriminalfall. Ich glaube, du führst dich ein wenig lächerlich auf, Baby.«
    Judy Pembrokes hübsches Puppengesicht rötete sich im Zorn.
    »Du bist ein Idiot, Lad«, sagte sie dann. »Ich bin einfach nur etwas geschlaucht. Die Verhöre, die neugierigen Fragen der Reporter — das nimmt einen eben mit. Ich möchte jetzt endlich schlafen gehen.«
    Lad grinste weiter und zeigte zwei Reihen gesunder Zähne dabei. »Ich auch, Baby. Mit dir.«
    »Du kapierst offensichtlich immer noch nicht«, erwiderte Judy Pembroke eine Spur schärfer. »Ich habe heute nicht mehr die Nerven, mit dir ins Bett zu steigen. Ich hätte keinen Spaß daran. Verstehst du das denn nicht? Morgen muß ich früh raus. Wieder in den Yard; die Verbrecheralben durchsehen. Dazu brauche ich einen klaren Kopf.«
    »Bekommst du denn etwas dafür, wenn die Täter mit deiner Hilfe entlarvt werden?« fragte Lad Carner.
    »Vermutlich«, bestätigte der junge Banklehrling achselzuckend. »Jedenfalls ist eine hübsche Prämie ausgeschrieben. In der Bank munkelt man von rund zehntausend Pfund für die Wiederbeschaffung der Beute.«
    Lad Carner pfiff anerkennend durch die Zähne.
    »Ein flotter Brocken. Damit könnte ich mir eine eigene Galerie leisten und wäre nicht mehr auf diese Blutsauger von Agenten angewiesen.«
    Judy Pembroke zog die Augenbrauen zu einem schmalen Strich zusammen. Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Falte. Lad Carner konnte ganz schön lästig werden, wenn er auch sonst ein liebenswerter Kerl war.
    Er wohnte nur zwei Häuserblocks weiter, behauptete stur Kunstmaler zu sein und hatte nur selten mehr als ein Pfund in der Tasche. Judy Pembroke gab sich keinen Illusionen darüber hin, daß Lad ihre Gutmütigkeit schamlos ausnützte. Dabei glaubte sie zu wissen, daß der junge Mann sie auf seine verquere Art wirklich und ehrlich mochte. Nur heute brachte er sie auf die Palme. Judy wollte ins Bett und zwar allein. Sie hatte zwei schwere Tage hinter sich und einen noch härteren vor sich. Sie wollte fit sein. Mitternacht war ohnehin schon längst vorüber, weil sie den Fehler gemacht hatte, Lad nach einem gemeinsamen Diskothekbesuch noch für eine Tasse Tee mit zu sich auf die Bude zu nehmen.
    Der Tee war kalt geworden, Lad Carner immer heißer. Judy stand demonstrativ auf. Sie war ein sehr selbstbewußtes Persönchen und kam mit Lad normalerweise ziemlich gut zurecht.
    »Es scheint, ich muß tatsächlich zurück auf die Straße«, lamentierte Lad weinerlich. Sein Selbstmitleid war gespielt. »Hoffentlich kannst du es verantworten, wenn heute nacht mein Herz in tausend Teile bricht.«
    »Ich bin überzeugt, daß dieser Schaden sehr schnell wieder heilt, wenn ich wirklich einen Teil der Prämie bekommen sollte«, meinte Judy schnippisch.
    »Unterstellst du mir schnöde finanzielle Motive, die mich bewegten, dich zu meiner Auserwählten zu machen?« deklamierte Lad Carner pathetisch, doch er stand artig auf und zupfte sieh seinen viel zu weiten Pullover zurecht.
    Judy konnte dem schlaksigen jungen Mann nicht länger böse sein. Er mußte immer etwas übertreiben. Nie brachte er es fertig, sich wie ein normaler Mensch zu benehmen. Vielleicht mochte ihn Judy deshalb. Sie stammte aus einer ihrem Gefühl nach »stinklangweiligen« Familie, und es hatte einer Unmenge Überredungskünste bedurft, bis ihr Vater, ein

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