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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Pembroke sein mußte. Er zögerte keine Sekunde, der fliehenden Gestalt nachzusetzen.
    Aus der Sicherheit, mit welcher sich diese Kreatur mit dem sich windenden Mädchen über die Dächer fortbewegte, schloß Zamorra, daß der Mann entweder ein gottbegnadeter Artist war oder vom Atem der Hölle angeweht sein mußte.
    Zamorra war als Kletterer auch nicht schlecht. Trotzdem hatte er das Gefühl, als würden seine Knochen zu Wasser werden, als er sich auf die nachtfeuchten Dachplatten hinauswagte. Staub hatte sich mit Kondenswasser zu einem tückischen, schmierigen Film vermischt, der aus einem unsicheren Tritt einen Schritt in den sicheren Tod machen würde.
    Aus dem Handschuhfach der Limousine hatte Zamorra noch eine großkalibrige Pistole geholt, bevor er das spitzgiebelige Haus stürmte. Jetzt riß er die Waffe heraus und brachte sie in Anschlag.
    Er zielte auf die Beine des Mannes, als der eine Dachschräge überwunden hatte und Zamorra sicher sein konnte, daß das Mädchen bei einem Treffer nicht in die Tiefe stürzen würde.
    Grell zuckten zwei Mündungsblitze aus dem Lauf, fraßen sich durch die nachtschwarze Dunkelheit auf das Ziel zu. Ganz deutlich erkannte Zamorra im Donner der beiden Detonationen, daß er getroffen hatte. Trotzdem stolperte die riesenhafte Gestalt weiter. Da wußte Zamorra, daß er es mit keinem menschlichen Gegner zu tun hatte. Ein Mann hätte mit zerschmetterten Gliedern liegenbleiben müssen. Der Rotbärtige jedoch stapfte unverdrossen weiter, stieß nur ein wütendes, heiseres Gebell aus.
    Zamorra dankte seiner Vorsicht, das wertvolle silberne Amulett nicht zu Hause auf Château de Montagne gelassen sondern mit nach London genommen zu haben. Jetzt konnte es ihm nützlich sein.
    Er griff in den Halsausschnitt seines Hemdes und zerrte sich mit einer wilden Bewegung das Medaillon über den Kopf, das er an einer Kette an der Brust getragen hatte. Als er das kalte Wundermetall in seiner geschlossenen Hand spürte, wurde er schlagartig ruhiger. Die Gewißheit, dem fliehenden dämonischen Wesen nun ein ebenbürtiger Gegner zu sein, ließ ihn schneller vorwärtskommen. Die Pistole steckte er in die Tasche zurück.
    Der Rotbärtige hatte seinen Vorsprung auf etwa dreißig Meter vergrößert. Er hastete mit seiner schreienden und zappelnden Beute immer noch über Dächer und Firste. Zamorra setzte ihm beherzt nach, gewöhnte sich mit jedem Sprung, mit jedem Schritt, besser an die ungewohnte Hindernisstrecke.
    Trotz seines Professorentitels war Zamorra ein durchtrainierter Mann, der sich ständig fit und auf der Höhe auch seiner körperlichen Leistungskraft hielt. Schließlich bemerkte er, daß der Abstand zum Fliehenden sich verringerte. Er schien nach einer Möglichkeit zu suchen, nach einer Stelle, an der er die Dachlandschaft unbeschadet wieder verlassen konnte.
    Die Zeit, die er dazu brauchte, kam Zamorra zugute. Nur mehr fünfzehn Meter.
    Der stämmige Mann, der vermutlich ganz allein für den mysteriösen Bankraub in der Barrel Trust verantwortlich war, hatte ein Flachdach erreicht. Auf der von Zamorra wegweisenden Seite war undeutlich eine Plattform auszumachen, ein Geländer, das vermutlich zu einer außenliegenden Feuertreppe gehörte. Das Mädchen hatte der mit Kugeln nicht verwundbare Hüne inzwischen geschultert und es mit einem Schlag zum Schweigen gebracht. Judy Pembrokes Beine pendelten wie die Perpendikel einer Uhr seinen breiten Rücken hinunter als diese Kreatur des Satans sich an den Abstieg machte.
    Da war auch schon Zamorra heran. Unter ihm, im nächsttieferliegenden Stockwerk, wandte die Gestalt sich ihm zu. Das fahle Mondlicht beschien ein zu einer häßlichen Fratze verzerrtes Gesicht, aus dessen Wange Blut in den Kragen rann. Ein heiseres Grollen tönte herauf. Der Fliehende mußte eingesehen haben, daß er seinen Verfolger nicht abschütteln konnte, solange er noch durch das Mädchen belastet war. Er ließ die Bewußtlose auf den Gitterrost zu seinen Füßen gleiten und stellte sich allem Anschein nach zu einem mörderischen Kampf. Er wollte nicht länger Fersengeld geben. Er wollte den lästigen Mann in seinem Rücken ein für alle Mal abschütteln.
    Zamorra nahm den Fehdehandschuh auf, den das Wesen ihm hier hinwarf. Als er sah, daß das bewußtlose Mädchen nicht mehr abstürzen konnte, schwang er sich über das verrostete Geländer, ließ sich fallen und kam nur zwei Schritte von der Dämonenkreatur entfernt auf. Sofort wandte der Hüne sich zum Angriff.
    Die

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