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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Zimmer ist noch nicht aufgeräumt.«
    »Meines auch nicht«, antworteten Jake Brabham und Professor Zamorra fast gleichzeitig. Zamorra hatte mit eingestimmt, weil er den Anschein, ein guter Bekannter Jake Brabhams zu sein, noch vertiefen wollte. Das gelang gemeinhin recht gut, wenn man auf Fremde traf und Tonfall sowie Wortwahl eines angeblichen gemeinschaftlichen Bekannten anschlug.
    »Ihr trinkt einen Schluck mit mir?« fragte Kurulu hoffnungsfroh. Vielleicht hatte er wirklich Angst vor Schlägen.
    »Natürlich«, antwortete Professor Zamorra, noch ehe Jake einen Ton sagen konnte. Er war mit seinem Verlegenheitspartner mehr als zufrieden. Jake hätte sich gar nicht wünschenswerter benehmen können.
    Kurulü schlich voraus.
    Er geht gebückt, dachte Zamorra. Dabei ist er mindestens ebenso groß wie ich oder Jake.
    Zamorra mochte Menschen nicht, die devot den Kopf einzogen. Meist hatten sie etwas zu verbergen.
    »Du mußt entschuldigen«, sagte der Malaie über die Schulter zurück und offenbar an Brabham gerichtet, »Ich hatte mich gehen lassen. Ich war auch nicht mehr ganz nüchtern.«
    »Das konnte man dir ansehen«, brummte Jake Brabham. »Aber immerhin warst du am nächsten Tag noch nüchtern genug, meinen generösen Scheck einzulösen.«
    Der Kanake hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten. Er öffnete eine Tür an der rechten Flurseite. Brabham gab Professor Zamorra mit einem Zwinkern zu verstehen, daß er diese Räumlichkeiten noch nicht kannte.
    Sie wurden in ein Wohnzimmer ohne Fenster geführt. Es war nicht sonderlich luxuriös, aber auch nicht billig ausgestattet. Vor allem fiel Zamorra auf, daß die Einrichtung in keiner Weise zu dem Malaien passen wollte.
    Das Zimmer sah aus, als würde es nur selten benutzt. Schaltete man die Deckenbeleuchtung ein, begann eine Entlüftungsanlage zu schnurren.
    »Hier haben wir aber nicht gezecht«, meinte Jake Brabham, und Zamorra hätte den jungen Mann für diesen Einwurf beglückwünschen mögen. Er hatte das seltene Talent, mit dem Finger genau in eine offene Wunde zu tippen.
    Dieses »Wohnzimmer« war ganz offensichtlich ein Ausweichquartier für den Besitzer der Fernost-Apotheke. Er fühlte sich mit Sicherheit nicht wohl in diesem Raum, weil die Ausstattung all seinen anerzogenen Erwartungen von einem gemütlichen Heim zuwiderlief. Ist jemand gezwungen, in der Fremde zu leben, so staffiert er zumindest seine eigenen vier Wände heimatlich- folkloristisch aus, wenn er nicht zu den äußerst seltenen Kosmopoliten zählt. Kurulu machte auf Professor Zamora keineswegs den Eindruck besonderer Weitgereistheit oder Weltgewandtheit. Auch wenn sein lupenreines Englisch fast ein wenig dagegen sprach.
    Kurulu grinste über sein ganzes breites Gesicht mit den dunklen, aufgeworfenen Lippen. »In meinem Zimmer ist noch jemand«, sagte er in einem Ton, der nicht daran zweifeln ließ, daß dieser »Jemand« weiblichen Geschlechts und vermutlich unzureichend bekleidet war.
    Trotzdem glaubte ihm Professor Zamorra nicht ein einziges Wort. Er war in der beneidenswerten Lage, Lügen förmlich »riechen« zu können.
    Er wollte auch eben etwas Entsprechendes sagen, als Kurulu einen Revolver aus seinem seidenen Umhang holte und auf ihn anlegte.
    Zamorra blieb keine Zeit für irgend welche Reflektionen mehr. Kurulu war der »Entweder-oder-Mann«.
    Er feuerte sofort.
    ***
    Nicole Duval liebte heißen starken Kaffee über alles. Tee vertrug sich nur in den allerseltensten Fällen mit ihren Magenschleimhäuten. Englischer Tee nie. Sie hatte Sehnsucht nach einem Espresso.
    Als sie etwas weiter vorne in der Grove Street eine italienische Capuccino-Dependance entdeckte, gab es für sie kein Halten mehr. Norna de Brainville ließ sich überreden, mitzukommen.
    Sie hatten die kleinen Täßchen noch nicht zur Hälfte geleert, aber Nicole fühlte sich schon vollkommen wohl, als sie fragte:
    »Haben Sie das Chatelneau Faksimile eigentlich bei sich?«
    »Oh!« machte Norna de Brainville überrascht. »Ich wollte es Jake mitgeben. Es liegt in seinem Aktenkoffer, und der Koffer liegt in Ihrem Wagen.«
    Nun war die Reihe an Nicole Duval, ihren Mund zu einem überraschten »Oh!« zu spitzen, denn ihr Chef hatte ihr noch während des Frühstücks erklärt, daß er jene Blätter gerne bei sich gehabt hätte, wenn er auf den Verkäufer treffen sollte. Um ihm nachhaltig auf den Zahn zu fühlen und etwas dafür in der Hand zu haben.
    Nicole hatte Zamorra und Jake Brabham in der schmalen Gasse

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