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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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gezeigt hat. Erst zwei Tage später stellte ich anhand meiner Kontoauszüge fest, daß ich dafür einen Scheck über tausend Pfund ausgestellt hatte. Mir wurde nachträglich übel, aber da hatte Norna schon mit dem Experimentieren begonnen. Von meinem anfänglichen Plan, diesem Kurulu die Visage zu polieren, ließ ich deshalb wieder ab. Norna meinte, die Blätter wären den Preis mehr als wert gewesen. Wir verfolgten die Geschichte dann nicht weiter, auch wenn uns beiden nicht mehr ganz wohl war. Aber jetzt sollte Ihnen Norna erzählen, was weiterhin passierte.«
    »Nicht mehr viel«, nahm die Illusionistin den Faden auf. »Mit Magie und Parapsychologie hatte ich mich praktisch schon von Kindesbeinen an beschäftigt. Ich bemerkte sofort, daß ich mit diesem äußerlich so unscheinbaren, ja schäbigen Faksimile ein Werk von unschätzbarem Wert in Händen hatte. Ich hatte also auch keinerlei Interesse daran, es wieder aus der Hand zu geben. Jake hat noch ein wenig verrückt gespielt, aber er verzichtete auf mein Drängen darauf, diesem Kurulu, die Visage zu polieren, wie er sich eben so bildhaft ausdrückte.«
    »Aber Sie finden die Wohnung dieses Mannes wieder?« hakte Professor Zamorra in Richtung Jake Brabhams nach.
    Der zuckte leicht mit den Schultern. »Ich hoffe es. Ich ließ nämlich damals meinen Wagen stehen und fuhr mit einer Taxe nach Hause zurück. Das Auto holte ich am nächsten Nachmittag bei der Polizei ab. Es wurde abgeschleppt, weil ich es mitten im schönsten Halteverbot abgestellt hatte. Zum Glück, muß ich sagen. Weil ich es alleine kaum mehr gefunden hätte. So aber weiß ich noch, wo die Karre stand. In der Grove Road in Soho. Dort, in dieser Ecke müßte dieser Kurulu auch seine Bude haben. Ich erinnere mich nur mehr daran, daß wir nicht Treppen hinauf, sondern hinabgestiegen sind. Er muß irgendwo im Souterrain hausen.«
    »Und Sie trauen sich zu, diese ›Bude‹ wiederzufinden?«
    »Ich kann’s zumindest versuchen«, antwortete Jake Brabham.
    ***
    Sie benutzten zur Hinfahrt Zamorras Wagen. Nicole saß wieder am Steuer. Sicher brachte sie Chef und Gäste heil durch den brandenden Verkehr bis nach Soho, dem Amüsierviertel Londons.
    Die Gegend ist weitaus berüchtigter als sie es verdient. Ähnlich wie die Seine-Metropole zehrt auch Soho noch vom schlechten Ruf längst vergangener Zeiten. Etablissements, in denen vergnügungssüchtigen Nachtfaltern wirklich Ausgefallenes geboten wurde, waren über die ganze Stadt verteilt. Aus den Zeiten Jack the Rippers waren nur die dunklen Häuserzeilen, die engen Gassen, die von den Jahren angegrauten Backsteinbauten geblieben.
    Nepplokale und die verbotenen Porno-Shops säumten die Gassen und Straßen zusammen mit Würstchenbuden und den allgegenwärtigen Wettbüros.
    Nicole fand einen Parkplatz nahe des Dudan Square, auf den einige Straßen sternförmig zuliefen. Eine von ihnen sollte die Grove Road sein.
    Professor Zamorra überredete Norna de Brainville und Nicole, im Wagen zu warten, während er sich zusammen mit Jake Brabham auf die Suche nach Kurulus ominöser Souterrainbehausung machen wollte.
    An diesem Vormittag war das Wetter umgeschlagen, nachdem am frühen Morgen noch Sonnenstrahlen über die Stadt gefallen waren. Inzwischen nieselte es. Nebelwände standen wie gigantische Wattepuffer zwischen Häusern und in Gassen und Gäßchen, die zwei Männer kaum nebeneinandergehend passieren konnten. Doch die berühmte Londoner Waschküche war das bei weitem noch nicht. Man sah gut fünfzig Yard weit.
    »Na?« fragte Zamorra düster, als sie die Grove Road das erste Mal hinaufgegangen waren. »Nichts bemerkt?«
    Jake Brabham schlug den Mantelkragen hoch und schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Mein Wagen wurde aber von hier abgeschleppt. Dieser verdammte Laden rnuß doch zu finden sein.«
    »Laden?« fragte Zamorra.
    »Nun ja«, antwortete Jake Brabham achselzuckend. »Meine Erinnerungen sind, wie schon gesagt, reichlich bruchstückhaft, um mich einmal zahm auszudrücken. Doch wenn mich nicht alles täuscht, haben Kurulu und ich tatsächlich so eine Art Laden durchquert, bevor wir in seinem Zimmer weitertranken. Natürlich! Ich erinnere mich jetzt. Das Zimmer, in dem dieser Kanake schlief, war nur durch einen Vorhang von einem Laden abgetrennt. Ein seltsamer Laden, übrigens. In die Carnegie Street würde er keinesfalls passen.«
    Jake Brabhams dürftiger Scherz konnte Zamorra nicht zum Schmunzeln bringen. Im Gegenteil — er verstärkte

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