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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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fragte Nicole begierig. »Dieses Buch handelt von Sustra?«
    »Hm«, brummte Zamorra und starrte die Figur auf der Kommode feindselig an. »Sustra war nur einer von vielen Göttern, der alten Khmer. Es würde zu weit führen, dir die ganze Mythologie dieses Volkes auseinanderzusetzen. Sie ist obendrein noch gar nicht ganz bekannt. Aber soviel steht fest: Es gab damals die geheime Sekte der Sustra-Jünger. Von den Priestern der herrschenden Staatsreligion wurden sie verfolgt. Der Sustrakult war auf wenige Anhänger begrenzt und wurde immer nur im Untergrund ausgeübt. Tempelinschriften im inzwischen freigelegten Angkor und die Funde von Schrifttafeln zeigen uns, daß die Khmer über die wahre Natur Sustras selbst nicht richtig Bescheid wußten oder von ihren Herrschern absichtlich darüber im Unglauben gelassen wurden. Wir wissen erst aus der Übersetzung des Buches Chatelneau, daß Sustra tatsächlich ein Dämon ist, der im Zaum gehalten werden mußte. Der Vergleich mit einer Atombombe hinkt zwar, aber in diesem Zusammenhang hast du sicherlich schon von der sogenannten kritischen Masse gehört: Übersteigt die Zahl der durch Spaltung entstandenen Neutronen die der absorbierten und nach außen entweichenden, so…«
    »Herrgott!« unterbrach Nicole entrüstet. »Wirst du mich damit in Ruhe lassen? Ich glaube dir auch so. Habe ich dich richtig verstanden, wenn du diesen Dämon mit einem Atom-Meiler vergleichst der in die Luft geht, wenn man ihn nicht richtig behandelt?«
    »Prächtig«, brummte Zamorra. »Genau das wollte ich sagen. Sustra kann von Menschen, die mit ihm umzugehen verstehen, vor den Karren dieser Menschen gespannt werden. Das ist schlimm genug, und Norna de Brainville hat ein Experiment gewagt, für das ich ihr am liebsten die Ohren lang gezogen hätte. Sustras kontrollierte Kräfte waren aller Wahrscheinlichkeit nach auch beim Überfall auf die Bank im Spiel. Hast du Sustras Augen gezählt, Nicole?«
    Die junge Frau schaute ihren Chef wegen des scheinbaren abrupten Themawechsels überrascht an.
    »Es sind zehn«, fuhr Zamorra fort. »Sie stehen für die zehn Leben dieses Dämons. Man darf ihm in gewissen Zeitabständen immer nur eine gewisse Anzahl von Menschenopfern bringen, wenn man nicht die Kontrolle über ihn verlieren will. Ich wage nicht auszudenken, was passiert, wenn…«
    Zamorra ließ den Satz unvollendet. Sein Schweigen war beredt genug.
    »Können wir etwas dagegen unternehmen?« fragte Nicole leise und ängstlich.
    »Wir könnten uns ins nächste Flugzeug setzen und so viele Kilometer wie möglich zwischen uns und London bringen«, antwortete Professor Zamorra bitter und goß sich das Glas ein weiteres Mal voll.
    ***
    Ralph Bela war das, was man einen smarten Jungen nennt. Doch das traf nur auf sein Äußeres zu. Seine Weste war in Wirklichkeit dreckiger als ein achtzigj ähriger Kalahari-Buschmann, der sein ganzes Leben lang keinen Tropfen Wasser an seinen Körper hatte gelangen lassen.
    Der junge, smarte Mann war ein Killer. Er arbeitete auf Kontraktbasis, und die Zeiten, in denen er seinem Job für lausige fünfhundert Pfund pro Auftrag nachgegangen war, waren endgültig vorbei. Sein Preis war mit dem Ansehen gestiegen, das er mittlerweile in der Branche genoß.
    Im Rückspiegel seines italienischen Sportwagens prüfte er den perfekten Sitz des Krawattenknotens und war mit sich zufrieden. Ein achtundzwanzig jähriger Mann, ein Frauentyp mit schwarzgelocktem Haar und einem kessen Bärtchen auf der Oberlippe schaute ihm im Licht der Armaturenbeleuchtung entgegen. Ralph Bela drehte den Spiegel so, daß er die Straße hinter ihm wieder im Blickfeld hatte und startete den Motor.
    Er freute sich am satten Brummton und am Andruck, der ihn beim Starten in den Schalensitz preßte. Immer, wenn er sich auf den Weg machte, einen Auftrag zu erfüllen, erfaßte ihn diese Hochstimmung. Manchmal ließ sie ihn vermuten, er würde langsam verrückt, doch dann schob er diese Gedanken wieder weit von sich.
    Ralph Bela hielt sich so normal wie seine Opfer und wie seine Auftraggeber. Anwandlungen dieser Art überwand er schnell. Er tat seine Arbeit. Nichts sonst. Die Leute, die er für Geld tötete, kannte er nie näher.
    Er wußte von ihnen nur, was er selbst über sie herausgefunden hatte. Wie sie ihre Tage verbrachten, welche Gewohnheiten sie hatten, welche Marotten.
    Dann suchte er sich einen günstigen Zeitpunkt und einen günstigen Platz aus und kassierte wenig später die zweite Hälfte seines

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