0094 - Das Grauen lauert in Soho
Konzept.
»Ja, aber…«
»Dann bin ich doch richtig!« hakte der Dämonenjäger sofort nach. »Ich möchte die Blumen Miß Pembroke selbst übergeben.«
Endlich besann sich der Bobby wieder auf seine Pflichten. Seine Mimik wurde noch abweisender als zuvor. Professor Zamorra rang sich zu der Erkenntnis durch, daß der Türsteher von der irischen Insel stammen mußte und ihm den Eintritt mit Klauen und Zähnen verwehren würde, weil er einen entsprechenden Befehl erhalten hatte. Mit gedrechselten Worten war hier kein Blumentopf zu gewinnen.
In diesem Augenblick wurde von der anderen Seite gegen die Tür geklopft, und der Sergeant trat zur Seite, nahm Haltung an.
Professor Zamorra fiel ein Stein vom Herzen, als er den Mann erkannte, der in den Flur heraustrat. Er hatte mit ihm ein paar Stunden der letzten Nacht verbracht. Intendant Detektive Mirror bearbeitete den Fall der versuchten Entführung, wie das Vorkommnis der vergangenen Nacht in den Polizeiakten genannt wurde.
Der Kriminalpolizist steckte Zamorra sofort freundlich die Hand entgegen.
»Unser Held läßt sich wieder einmal sehen?« meinte er jovial und schüttelte dem Dämonenjäger halb den Arm aus dem Schultergelenk. War Mirror auch ein Ire? »Dieser Bursche geht in Ordnung«, fuhr er an den Sergeant gewandt fort. »Mister Zamorra hat unserer kleinen Kronzeugin vermutlich das Leben gerettet.«
Der Sergeant versuchte noch eine Spur zackiger auszusehen und hob für Zamorra sogar die Handkante gegen den Helm.
»Ihre Aussagen haben Ihnen genützt?« wollte Zamorra wissen. »Konnte der Mann identifiziert werden, der in Miß Pembrokes Zimmer eingedrungen ist?«
Detektive Mirror nickte stolz, als wäre dieser Umstand seiner kriminalistischen Feinarbeit zu verdanken.
»Den Namen des Mannes kennen wir jetzt. Ich verrate Ihnen auch kein Geheimnis, wenn ich ihn Ihnen mitteile. Er kam bereits heute in den Vormittagsnachrichten.«
Jetzt ahnte Zamorra auch, warum dieser Kurulu so plötzlich Sehnsucht nach einer schnellen Luftveränderung verspürt hatte. Gleichzeitig erhärtete die Flucht des Polynesiers Zamorras anfänglichen Verdacht, der Asiate wäre auf irgendeine vertrackte Art auch in den Überfall auf die Barrel Trust Bank verwickelt.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit zum Nachrichtenhören«, antwortete Zamorra wahrheitsgetreu. »Wie heißt der Mann?«
»Hark Marner«, antwortete der Detektive. »Leider haben wir ihn noch nicht. Doch die Fahndung nach ihm läuft auf Hochtouren.« Dann verdüsterte sich das runde Gesicht des Kriminalbeamten etwas. Er schien zu rätseln, ob er Zamorra mit einer weiteren Neuigkeit bedienen solle oder nicht. Er überwand sich dazu.
»Seine Kumpane haben wir schon. Sie hießen Jerry Winter und Smitty Lowdon.«
»Sie hießen…?«
Wieder nickte der Detektive. Es war eine traurige Geste. »Ja. Sie sind nämlich tot. Alles weist darauf hin, daß unser Mann ihr Mörder war. Vermutlich sind sie wegen der Beute in Streit geraten. Doch…«
»Ja?« fragte Zamorra interessiert. Der Detektive wußte noch mehr, wollte es jedoch nicht mehr sagen. Schließlich seufzte er und entschloß sich doch zu einer ausführlicheren Antwort.
»Die Geschichte ist nicht ganz sauber. Ein Mord ist natürlich niemals sauber. Ein Doppelmord noch weniger. Aber einige Umstände geben uns eben schwer zu denken. Sie sind fast so mysteriös wie die Begleitumstände des Bankraubs.«
Professor unterbrach jetzt nicht mehr. Er sah den Detektive nur abwartend an. Intendent Mirror hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
»Hark Marner hat seine ehemaligen Kumpane mit einer kaum zu überbietenden Bestialität ermordet. Die Einzelheiten erspare ich mir und Ihnen. Doch nach den Fingerabdrücken, die wir an beiden Tatorten fanden, besteht kein Zweifel, daß die beiden Morde auf Marners Konto gehen. Und das verstehen wir eben nicht. Abgesehen davon, daß Marner, Winter und Lowdon immer nur kleinere Dinge gedreht haben, waren sie auch noch als dicke Freunde bekannt. Inzwischen zerbricht sich unser Polizeipsychologe darüber den Kopf, ob die Gier nach einer ungeteilten Beute einen Menschen derart verändern kann. Unter normalen Umständen sicher. Jedoch…«
»… die Beute wurde ebenfalls wieder aufgefunden«, ergänzte Professor Zamorra. Der Detektiveintendent schaute überrascht auf.
»Ich habe nur laut gedacht«, sagte Zamorra schnell.
Er brauchte keinen Polizeipsychologen, um zu wissen, wie und warum Hark Marner sich verändert hatte. Hark Marner
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