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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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mehr hörte. Gleichzeitig war ihr, als würde ihr ganzer Körper durch eine Mühle gedreht. Die Körperzellen schmerzten miteinander um die Wette.
    So abrupt alles angefangen hatte, so abrupt hörte es auch wieder auf. Zamorras Freundin konnte wieder sehen, konnte wieder hören.
    Was sie sah und hörte, erschreckte sie zutiefst. Sie, Edgar Birch und die fünf Asiaten waren auf einmal in eine grauenhafte Szenerie versetzt.
    So weit das Auge reichte, dehnte sich eine unendlich traurige Ödlandschaft. Kein Baum, kein Strauch, kein Gras war zu sehen. Überall lagen schroffe Felsbrocken herum, die in düsteren Farben giftig leuchteten. Ein eisiger Wind peitschte die Landschaft, raste tobend und heulend über sie hinweg. Schattenhaft bewegten sich Gestalten in der Öde. Aber es waren keine Menschen, die da sichtbar wurden. Es waren Horrorwesen - kriechende Riesenschlangen mit Männerund Frauenköpfen, aufrechtgehende Schakale, menschliche Körper mit geifernden Geiergesichtem…
    Entmenschte Schreie mischten sich in das Brausen des Sturms, Schreie voller Hass und Bosheit. Der Gestank von Schwefel und Karbid schwängerte die frostklirrende Luft.
    Die grässlichen Gestalten waren jetzt auf die Menschen aufmerksam geworden. Kriechend, hüpfend, flatternd kamen sie heran, Mordlust und Vernichtungswillen in rotglühenden Augen.
    Nicole wusste, wo sie sich befand. Sie war in der Zwischenwelt des Jenseitigen, in der Dimension der Dämonen und Geister, im Reich des Bösen.
    Schon glaubte sie, dass nun alles vorbei war, dass sie ein Opfer dieser dämonischen Wesen werden würde, in deren Herrschaftsbereich sie geraten, war.
    Dann aber zuckte wieder ein gleißender Blitz auf, begleitet von einem hallenden Donnerschlag. Erneut rasten Schmerzwellen durch ihre Glieder.
    Die alptraumhafte Landschaft mit ihren Horrorgestalten verschwand, war plötzlich nicht mehr existent.
    Zusammen mit Birch und den Asiaten fand sich Nicole in einer Felsenhöhle wieder.
    Die Reise durch die Dimensionen war beendet.
    ***
    »Wir werden ins Schlangenkloster zurückkehren«, sagte Blo-bzang. »Hier können wir nichts mehr ausrichten.«
    Zamorra, der zusammen mit Bill Fleming im Hotelzimmer des jungen Tschöd-Lama saß, nickte langsam. »Ich fürchte, du hast recht, Blo«, stimmte er dem Tibeter zu. »Und deshalb werde ich euch in eure Heimat begleiten!«
    Obgleich er seine Empfindungen sonst meistens voll unter Kontrolle hatte, zeichnete sich jetzt Verblüffung im Gesicht des jungen Mönchs ab.
    »Du willst mit uns nach…«
    »… Tibet reisen«, vervollständigte der Professor. »Fliegen, gehen, schwimmen, egal wie! Ich werde Nicole den Klauen des Bon-po entreißen!«
    »Aber das ist unmöglich. Die Macht des Bon-po…«
    Zamorra winkte ab. »Die Macht des Bon-po fürchte ich nicht. Es bleibt dabei: ich werde euch begleiten!«
    »Nicht nur du, Zamorra«, meldete sich Bill Fleming zu Wort. »Ich auch.«
    Blo konferierte im Nebenzimmer mit den beiden ranghöheren Lamas. Dann kam er zurück.
    »Sie sind einverstanden«, gab er bekannt »Aber ihr solltet euch darüber im klaren sein, dass es eine sehr beschwerliche Reise werden wird.«
    Daran zweifelte Zamorra nicht. Tibet war schon immer ein schwer zugängliches Land gewesen. Jetzt, wo Tibet zu einem Teil Chinas geworden war, gab es überhaupt keine offiziellen Einreisemöglichkeiten. Aber es gab auch keine offiziellen Ausreisemöglichkeiten. Dennoch war es den Lamas gelungen, das Land zu verlassen. Und sie schienen auch keinerlei Befürchtungen zu hegen, dass sie nicht wieder hineinkamen. Folglich gab es einen Weg.
    Bisher hatte sich der Professor nicht für diesen Weg interessiert. Nun aber musste er es tun.
    »Welche Route habt ihr genommen, Blo?«, fragte er den jungen Lama. »Über Nepal?«
    Der Tibeter verneinte. »Wir haben den Weg über Druk-yul genommen. Dort haben wir Brüder, die uns helfen.«
    »Druk-yul?« Bill Fleming runzelte die Stirn. »Ich habe nie von einem Land gehört, dass Druk-yul heißt.«
    »Doch«, sagte Zamorra, »du kennst dieses Land. Druk-yul heißt so viel wie Drachenreich und ist der tibetische Name für das Fürstentum Bhutan.«
    Bill verzog das Gesicht. »Ja, dann…«
    Der Professor verstand, warum die Lamas Bhutan gewählt hatten. Staatsreligion des Fürstentums war der Lamaismus, nicht die Richtung der Gelbmützen, sondern die der konkurrierenden Rotmützen. Die Gemeinsamkeiten der Glaubensbrüder schienen jedoch groß genug zu sein, um einander zu helfen. Und Bhutan, bot

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