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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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körperlichen, noch mit magischen Mitteln, auf die er sich ja auch verstand, wie das Auftauchen der Kobra gezeigt hatte. Sie sahen beide keinen Grund, an den Worten des Asiaten zu zweifeln. Zu überzeugend klang alles, was er sagte. Und auch zu logisch.
    Was jedoch mit Nicole und Edgar Birch geschehen war, wussten sie noch immer nicht. Blo-bzang rin-po-che sagte ihnen auch dies -in durchaus glaubwürdiger Art und Weise.
    »Der Bon-po hat sie in seine Gewalt gebracht«, ließ er sie wissen. »Die Dämonenpriester hatten erfahren, dass wir unseren Meister zurück ins Schlangenkloster zu holen beabsichtigten. Das wollten sie verhindern. Sie haben ebenfalls einige ihrer Mönche über den Dalai geschickt, und diesen ist es gelungen, den Meister und uns zu überfallen. Sie waren stärker im Kampf als wir und haben den Tschöd-po-Lama und die weiße Frau verschleppt.«
    »Warum?«, fragte Bill.
    »Sie fürchten den Tschöd-po-Lama. Wenn er im Vollbesitz seiner noch ungeweckten Kräfte ist, ist er stärker als sie.«
    Der Historiker runzelte die Stirn. »Warum sollten sie sich die Mühe machen, ihn zu verschleppen? Ware es nicht viel einfacher für sie gewesen, ihn zu töten?«
    »Nein«, antwortete Zamorra anstelle des Tibeters. »Ein toter Edgar Birch, ein toter Tschöd-po-Lama also, würde abermals wiedergeboren und damit erneut zu einer Bedrohung des Bon-po. Wenn sie ihn aber lebend haben und es verstehen, seine magischen Kräfte irgendwie zu kontrollieren, gehen sie dieses Risiko nicht ein. Stimmt es, Blo?«
    Der Tschöd-Lama nickte.
    Bill kratzte sich am Kinn. »Na schön«, sagte er, »das sehe ich ein. Warum haben die Kerle aber auch Nicole entführt? Warum haben sie sie nicht umgebracht wie die beiden Leibwächter Birchs?«
    Diese Frage konnte ihm der Professor nicht beantworten. Und Blo-bzang auch nicht.
    ***
    Während Zamorra und Fleming noch mit dem jungen Blo redeten, wurden im benachbarten Hotelzimmer Geräusche laut. Die anderen beiden Tschöd-Lamas, die vergeblich versucht hatten, mit Hilfe magischer Praktiken eine Spur von den mit Edgar Birch und Nicole Duval verschwundenen Bon-po zu finden, kamen zurück.
    Zamorras und Flemings unwillkürliche Alarmstimmung war grundlos. Blo, dem sie inzwischen vertrauten und dem sie auch gesagt hatte, wer sie waren, sprach mit den beiden Tibetern und machte ihnen klar, welches Interesse sie an Birch und besonders an Nicole hatten.
    Die beiden Lamas waren schon älter und sprachen kein Wort Englisch. Mit unbewegten Gesichtern hörten sie den Bericht ihres jüngeren Glaubensbruders an.
    Zamorra, der flüchtige Kenntnisse des Tibetischen hatte, sprach sie auch unmittelbar an. Unter anderem sagte er ihnen, dass er selbst einiges von der Magie verstand und dass er gewillt war, Birch und Nicole wiederzufinden.
    Sie hatten nichts gegen seine und Bills Unterstützung einzuwenden, gaben sich aber sehr hoffnungslos.
    »Die Macht des Bon-po ist groß«, sagte der Mönch mit den Namen Padma bsam-yas.
    Bei dieser Gelegenheit erfuhren Zamorra und Fleming einiges über die Hintergründe der Auseinandersetzungen zwischen Lamaismus und den Bon-Mönchen.
    Jahrhunderte lang hatte der Lamaismus, und zwar die sogenannten ›Gelbmützen‹, in Tibet regiert, geistlich und weltlich. Der Bon-po, früher allmächtig, hatte nur noch ein Schattendasein geführt. Dann aber war Tibet von China annektiert worden, und die weltliche Macht der Lamas hatte ein abruptes Ende gefunden. Der Dalai-Lama, das Oberhaupt des Lamaismus, war nach Indien ins Exil gegangen, und damit hatte Tibet auch sein geistliches Oberhaupt verloren.
    Die Stande des Bon-po war wieder gekommen. Die alten blutigen Riten, die Pakte mit den finsteren Kräften der jenseitigen Welt lebten wieder auf. Verzweifelt wehrten sich die Lamas gegen den Bon-po, aber sie waren ohne Führer und so beschränkte sich ihr Widerstand auf einzelne Klöster. Eins dieser Klöster war das Schlangenkloster des Tschöd-Lamas. Jedoch auch dieses war vor achtzehn Jahren führerlos geworden, als das Oberhaupt des Klosters, der Tschöd-po-Lama, gestorben war. Seitdem betrieben die Tschöd-Lamas die Suche nach ihrem Meister, denn nur er besaß die magischen Fähigkeiten, dem Bon-po zu trotzen. Und nun, als sie schon geglaubt hatten, endlich am Ziel zu sein, hatten die Dämonenpriester ihre aufkeimenden Hoffnungen brutal erstickt.
    Zamorra und Fleming machten den Mönchen klar, dass sie nicht daran vorbeikommen würden, ihre indirekte Beteiligung beim Überfall

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