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0096 - Asmodinas Reich

0096 - Asmodinas Reich

Titel: 0096 - Asmodinas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bereits das Kreuz. Ich brauchte die Kette nur über den Kopf zu streifen.
    Tief holte ich Atem. Die eisige Luft stach in meinen Lungenflügeln. Als meine Finger die Kette berührten, spürten sie die Wärme, die das geweihte Metall ausströmte. Es meldete sich, wirkte wie ein Signal, wenn Dämonen oder finstere Mächte in der Nähe waren.
    Schweren Herzens streifte ich die Kette und damit das Kreuz über den Kopf. Ich kam mir dabei vor, als würde ich ein Stück von mir selbst abgeben.
    Ich hielt die Kette in der Hand, knüllte sie zusammen und ließ sie auf dem Handteller liegen.
    »Weg damit!« befahl der Ghoul.
    Ich schaute auf das Kreuz. Ich wußte, daß die Erzengel ihre Zeichen an den vier Enden hinterlassen hatten, und daß sie mir eventuell helfen konnten. Aber sie gaben kein Zeichen, daß sie in den Kampf eingreifen würden.
    Ich mußte mich auf meine eigene Stärke verlassen.
    Sekundenlang spielte ich mit dem Gedanken, das Kreuz in das widerlich fette Gesicht des Ghouls zu schleudern, doch er hätte immer noch die Chance gefunden, Shao zu erstechen.
    Das Risiko war mir zu groß.
    Langsam hob ich den rechten Arm und schleuderte das Kreuz weit genug von mir. Auf seiner Flugbahn blitzte es ein paarmal auf, als das Mondlicht es traf, dann aber klirrte es gegen die Mauer, fiel herunter und blieb auf dem knochenhart gefrorenen Boden liegen.
    Der Ghoul kicherte wie ein Irrer. Für einen Augenblick hatte ich Angst, er würde trotzdem zustoßen, doch er beherrschte sich. Fragte sich nur, für wie lange.
    Links unter der Achsel spürte ich einen vertrauten Druck. Dort steckte meine Beretta in einer Halfter aus weichem Ziegenleder. Die Pistole hatte der Ghoul vergessen, und ich sah nicht ein, daß ich sie freiwillig abgeben sollte.
    Nicht mit mir.
    »Jetzt steig in die Kutsche!« befahl er.
    Es bereitete mir keine Mühe, denn der Schlag stand noch offen. Grimes hatte ihn nicht geschlossen, als er Shao aus der Kutsche zerrte.
    Vielleicht zehn Schritte trennten mich von dem pechschwarzen Gefährt.
    Langsam ging ich vor.
    Jeder Schritt fiel mir ungeheuer schwer. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter, merkte, daß Bill etwas sagen wollte, doch er verschluckte den Satz.
    Der Ghoul war zur Seite getreten, damit ich freien Eintritt hatte. Neben dem Schlag blieb ich stehen. Ich drehte den Kopf nach rechts, so daß ich den Ghoul anschauen konnte.
    »Ich habe meine Bedingung erfüllt«, sagte ich, »jetzt bist du an der Reihe.«
    Er lachte häßlich, öffnete den Mund, und eine widerlich riechende Atemwolke strömte mir entgegen.
    Unwillkürlich hielt ich die Luft an, denn Grab- und Modergeruch sind nicht gerade das Wahre.
    »Du mußt erst in die Kutsche steigen, Sinclair«, sagte der Ghoul, »dann lasse ich sie frei!«
    Ich schaute dem Ghoul ins Gesicht. Er grinste so impertinent, daß ich ihm am liebsten in die Zähne geschlagen hätte. Doch ich beherrschte mich, so schwer es auch fiel. Ich durfte mich jetzt nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Sonst war Shaos Leben wirklich keinen Shilling mehr wert.
    »John!« Bills Stimme hielt mich auf.
    Ich hatte schon einen Fuß erhoben, um ihn auf das Trittbrett zu stellen. Jetzt wandte ich langsam den Kopf.
    Bill hielt die linke Hand hoch. »Du hast es dir auch gut überlegt?« fragte er.
    »Ja.«
    »Ich werde dafür sorgen, John, daß Shao freigelassen wird. Glaub mir!«
    »Danke, Bill.«
    Neben ihm stand Harry Salem. Er sah bleich aus und unterschied sich kaum von den anderen Gestalten. Ich konnte es ihm nachfühlen. Was er in den letzten Stunden erlebt hatte, war kaum zu beschreiben. Harry hatte alle Schrecken durchgemacht, die man sich nur vorstellen konnte.
    Und es war nicht einmal sicher, ob sie, das heißt Bill und er, auch mit dem Leben davonkamen. Denn den Dämonen war nicht zu trauen.
    Ich warf einen letzten Blick auf Shao und Grimes, den Ghoul. Dann gab ich mir einen innerlichen Ruck und stieg in die Höllenkutsche.
    Der Schlag war von innen ebenso schwarz wie von außen. Zwei Sitzbänke befanden sich gegenüber. Hartes Holz ohne Polsterung. Die Scheiben im oberen Drittel der beiden Türen schimmerten ebenfalls dunkel.
    Ich nahm Platz.
    Der in der Kutsche herrschende Gestank fiel mir regelrecht auf den Magen. So roch es auf einem Friedhof mit vermoderten Gräbern.
    Ich wollte den Schlag zuziehen, doch ein Befehl des Ghouls stoppte die Bewegung schon im Ansatz.
    »Halt, Sinclair!« rief Grimes, »du fährst nicht allein!«
    Ich war wirklich

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