Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0096 - Die Seelenfänger

0096 - Die Seelenfänger

Titel: 0096 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
Vom Netzwerk:
Hölle. Es zerfiel augenblicklich zu Staub. Gleichzeitig ging ein Seufzen durch den Versammlungsort. Als atme eine verlorene Seele erleichtert auf.
    Der Wind kam und blies den hellen Staub, der allein übrigblieb, fort. Wo er hingelangte, wichen, die Teufelsanbeter zurück wie vor der Pest. Hilflos ruderten Arme durch die Luft. Hände verformten sich zu Klauen.
    Heulend und tobend wich der Höllenmob zurück. Verließ den jetzt offenen Kreis und nahm sofort eine drohende Haltung ein, sobald die Meute aus dem direkten Bereich des Amuletts geriet und zu ihm in einem toten Winkel stand.
    Unflätige Verwünschungen wurden laut.
    »Komm zu mir, Nicole!« donnerte Zamorra und trieb die Verfluchten noch einmal in die Flucht, indem er ihnen das Amulett entgegenstreckte.
    Ungefährdet erreichte die Französin den Professor.
    In letzter Sekunde besiegte Zamorra den Höllenspuk der würgenden Kerze. Eine Berührung und das Wachs verformte sich. Der Strick um Mavicks Hals wurde schlapp und weich. Verlor jede Kraft und glitt zu Boden. Außer Kraft gesetzt.
    Angus Mavick aber, natürlich noch vom Bösen besessen, dem er einen schaurigen Eid geleistet und dem er sein fürchterliches Gelübde abgelegt hatte, reagierte genau so heftig auf den Anblick des Amuletts wie vor ihm die anderen Teufelsanbeter. Er wand sich. Jetzt, da er wieder zu sich kam wie in Höllenqualen.
    Zamorra und Nicole mußten ihn mit Gewalt zurückhalten.
    Sonst wäre der Unglückliche zähneklappernd geflohen und hätte sich wieder zu denen gesellt, die ihm nach dem Leben trachteten. Vernunft schien es nicht zu geben. Die sich einmal mit Satan, dem Veruchten, eingelassen hatten, gehörten ihm für ewig.
    Mavick wollte sich nicht mehr helfen lassen. Er wußte nicht, wo sein Heil lag.
    »Ich kann ihn nicht mehr halten!«, schrie Nicole.
    Aber wieder wußte Zamorra Rat.
    Er bückte sich. Las blitzschnell zwei Hölzer vom Boden auf und formte sie zu einem Kreuz.
    Das Kreischen und Toben außerhalb des Kreises schwoll zu einem Inferno an. Schrill gellte der Protest in den Ohren.
    Ungerührt hielt Zamorra das, Kruzifix Mavick vor die Augen.
    Wimmernd sank der Schotte in die Knie. Er wand sich wie unter unbeschreiblichen Qualen.
    Zamorra war erfüllt von Mitleid. Aber er durfte ihm nicht nachgeben. Sonst konnte Mavick nicht gerettet werden.
    Langsam näherte Zamorra das Kruzifix dem Verdammten.
    Angus Mavick spuckte Gift und Galle. Er schielte vor Angst. Brachte es nicht fertig, einen offenen Blick auf das Symbol zu werfen. Er nahm den Arm vor das Gesicht.
    »Bitte nicht!«, wimmerte er erschöpft.
    Zamorra aber stieß Mavick zu Boden, stellte seinen Fuß auf dessen Brust, nagelte ihn so fest.
    Die Hölle selbst tobte, weil ihr ein Opfer entrissen werden sollte. Das jämmerliche Fauchen und Schreien Tausender mißtönender Kehlen erfüllte die Luft.
    »Gnade«, winselte das Opfer der Prozedur.
    Dann berührte Zamorra das Gesicht des Teufelsanbeters.
    Es zischte, als bekomme der Delinquent das Brandeisen aufgedrückt.
    Auf der Stirn aber saß eingebrannt blutigrot das Zeichen des Sieges. Unauslöschbar.
    Erschöpft schwankte der Kopf Mavicks hin und her. Bewegte sich wie ein Pendel.
    Zamorra aber richtete sich auf.
    Gerade rechtzeitig, um einen wütenden Ausfall der Meute mit dem Amulett zurückzuschlagen.
    Schwer zu sagen, was die drei in der Mitte des magischen Kreises schließlich rettete. Jedenfalls war es festes Gebot der Satansbrüder, ihre Zeremonien nicht über den ersten Hahnenschrei hinaus auszudehnen.
    Der aber erklang hell und deutlich. Fast triumphierend. Der Tag siegte. Das Spukbild verschwand. Zamorra, Nicole und Mavick befanden sich allein in der Scheune.
    Allein, aber nicht in Sicherheit…
    ***
    Zamorra atmete erst auf, als sie unbehelligt den Gasthof erreich^ hatten. Sie schlossen sich ein. Angus Mavick, von den Aufregungen der letzten Nacht über Gebühr strapaziert, mußte sich hinlegen.
    Der Mann sah zum Erbarmen aus. Er lag auf dem Rücken, mit geschlossenen Augen und eingefallenem Gesicht, die Hände auf der Brust gefaltet. Es sah aus, als sei er aufgebahrt.
    Tatsächlich gab der Schotte für sein Leben keinen Pfifferling. Er hatte sich damit abgefunden, daß sie ihn über kurz oder lang erwischen würden. Sie hatten bis jetzt noch jeden in ihre Gewalt gebracht, den sie haben wollten. Bei einem Verräter würden sie sich besondere Mühe geben.
    Außerdem trug er das Kreuz auf seiner Stirn. Als sichtbares Zeichen, daß er mit seiner Vergangenheit

Weitere Kostenlose Bücher