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0096 - Die Seelenfänger

0096 - Die Seelenfänger

Titel: 0096 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Einladung zu folgen. Die Fanatiker der Sekte hatten sich bereits bewaffnet, ehe sie die Scheune verlassen hatten.
    Zamorra sah Mistgabeln, deren lange spitze Zinken den Schein des glosenden Feuers widerspiegelten. Dreschflegel und Morgensterne. Sicheln und Sensen mit haarscharfen Schneiden. Wenn diese Leute durchdrehten, würden er und Nicole den Tod finden. Ganz ohne Zauberei. Aber sehr blutig. Warum also sollte man in dieser Situation die Leute reizen? Solange sie sprachen und Angebote unterbreiteten, würden sie nicht angreifen. Das war bereits ein winziges Plus.
    Was aber die verschiedensten Zauberkunststücke der Anhänger des Teufelskults betraf, so wollte Zamorra ihnen schon trotzen. Das war sein ureigenstes Fachgebiet. Er glaubte, alle Tricks zu kennen und alle Schliche. Bislang hatte er keinen Grund gehabt, an dieser Tatsache zu zweifeln. Denn er ahnte noch nicht, was ihn erwartete…
    Vorsichtig betrat Zamorra den Versammlungsort.
    Noch hing der schwere Duft verbrannter Kräuter in der Luft. Dem Feuer wurde neue Nahrung gegeben: Totengebein, das zu weißlicher Asche zerfiel. Der Brand genügte, um die Versammlung in ein düsteres Zwielicht zu tauchen. Schweigend formierten sich die Teufelsanbeter zum alten Kreis. Die Vettel übernahm wieder den Vorsitz. Sie schien sich besondere Meriten erworben zu haben, und niemand, widersetzte sich ihren. Anordnungen, ob Mann, ob Frau.
    Während doch tagsüber, im normalen Leben, die Bewohner von Daunton, soweit sie Hosen trugen, peinlich genau darauf achteten, daß ihre Privilegien bewahrt wurden, fühlten sie sich jetzt unter Leitung einer Frau keineswegs gedemütigt.
    In diesem Orden schienen andere Ränge zu gelten und eine brüderliche Gleichberechtigung. Alle waren vereint im gleichen Übel.
    Die Hexe murmelte etwas, was wohl nur Eingeweihte verstehen konnten. Es klang wie Gälisch, eine Mundart, die weder Zamorra noch Nicole beherrschten.
    Mit einem Knochen ritzte die alte Frau einen Kreis in den Lehmboden. Dann brachte sie schwarze Kerzen aus einem Versteck auf der Tenne zum Vorschein und stellte sie in einer ganz bestimmten Anordnung auf den Boden. Ein Helfer setzte die Dochte in Brand.
    Alle Mitglieder der Sekte begaben sich in den Kreis.
    Inzwischen hatte die alte Frau ein Buch auf ein Pult gelegt. Es ähnelte äußerlich dem Buch, das Zamorra durch einen glücklichen Umstand erworben hatte. Der Einband schien auch aus Haut zu sein. Hier aber, als es geöffnet wurde, schwitzten die Poren Blutstropfen aus.
    Die Frau, noch immer maskiert, rezitierte aus dem Buch. Ein merkwürdiger Singsang erklang. Unverständlich für Uneingeweihte auch er.
    Mitunter antwortete die Gemeinde.
    Zamorra entdeckte seinen heimlichen Verbündeten Angus Mavick in der Gruppe. Der arme Kerl flog an allen Gliedern.
    Warum fand er nicht die Kraft, sich aus dem magischen Kreis zu entfernen? Denn er gab seine Sache doch offenbar verloren. Rechnete damit, entdeckt zu werden.
    Wahrscheinlich wußte der Betroffene, daß es für ihn keine Rettung gab. Wohin sollte er auch fliehen? Mitten in der Nacht. In diesem unwegsamen Gelände, das um diese Zeit selbst Einheimischen leicht zum Verhängnis werden konnte. Die alte Hexe hatte recht. Daunton in seiner Abgeschiedenheit, ohne elektrisches Licht, ohne fließendes Wasser, glich einer Mausefalle. Jeder konnte es betreten. Verlassen aber niemals gegen den Willen seiner Bewohner.
    Mehrmals verbeugte sich die alte Frau.
    Dann erschien wie aus dem Nichts ein schwarzer Kater. Mit hochgestelltem Schwanz strich er zwischen den Leuten umher. Jeder erwies ihm auf scheußliche Art die Reverenz. Danach erst sprang er auf das Pult. Er legte sich auf das Buch des Bösen. Seine bernsteingelben Augen glühten im einfallenden unruhigen Licht der Kerzen.
    Die schwarzen, fast mannshohen, aber ziemlich schlanken Säulen verbreiteten mittlerweile einen infernalischen Gestank.
    Irgend jemand wurde vom Veitstanz befallen. Er grunzte und blökte und miaute. Sprudelte wilde Worte heraus, die für Zamorra keinen Sinn ergaben.
    Der Typ gebärdete sich wie toll. »Pferde des Satans« nannte man diese Besessenen, in die der böse Geist fuhr.
    Der Teufelsanbeter riß sich die Maske ab.
    Ein leichenblasses Gesicht mit düsteren schwarzen Kohlenaugen. Sandfarbenes Haar hing klatschnaß in die Stirn. Schaum stand vor dem Mund.
    Die Augbälle kippten um und zeigten nur noch das Weiße.
    Röchelnd, mit steifen Bewegungen wie ein Roboter, setzte der Befallene sich in Bewegung. Er

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