0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder
alles klar zu haben?«
»Eine Stunde wird genügen, Chef!«
»Gut, Jerry! Lassen Sie sich dann mit Phil bei mir sehen!«
»Eine Frage, Chef: große Sache?«
»Sehr groß, Jerry! Sehr groß und sehr schwierig«, hörte ich die ernste Stimme Mister Highs. »Die U-Bahn-Morde!«
»Aber bearbeitet nicht Brent Wilkerson den Fall?« warf ich erstaunt ein.
»Ab sofort nicht mehr, Jerry!« sagte der Chef knapp.
»Na gut, dann…« sagte ich zögernd. »Also in einer Stunde, Chef!«
»Bis gleich, Jerry!«
Nachdenklich legte ich den Hörer auf die Gabel zurück.
»Hast du das mitbekommen, Phil?«
»Natürlich«, sagte der Freund mit blitzenden Augen. »Wir kriegen die U-Bahn-Sache!«
»Ja, aber was ist mit Wilkerson? Aus welchen Gründen nimmt ihm der Chef den Fall aus der Hand?«
»Oh, Jerry, ich glaube, du lebst auf dem Mond! Weißt du wirklich nicht, was mit Wilkerson ist?«
»Woher soll ich das wissen?« knurrte ich ärgerlich. »Ich habe letzten Endes verdammt viel zu tun gehabt in der letzten Zeit!«
»Na komm, sei friedlich, alter Junge!« erwiderte Phil. »Aber du hast recht: woher sollst du das auch wissen! Ich hab's auch nur durch Zufall in der Kantine beim Mittagessen aufgeschnappt. Also die Sache ist folgende: Brent Wilkerson soll während der letzten Großaktion, die der FBI in Verbindung mit der State Police und der City Police gegen den U-Bahn-Mörder geführt hat, einige Schnitzer gemacht haben. Es waren nur kleine Schnitzer, die ihm passiert sind, und er wird deshalb nicht gleich in die Wüste geschickt werden. Jeder macht schließlich mal Fehler. Aber in diesem Fall dürfen absolut keine Fehler mehr gemacht werden. Denn seien wir ehrlich, Jerry: jede kleinste Unterlassungssünde hat unweigerlich zur Folge, daß der Mörder vorerst weiter sein Unwesen treiben kann. Ich kann also den Chef schon verstehen, daß er Wilkerson der. Fall aus der Hand genommen hat. Wenn der Chef zu so einer Maßnahme greift, wird er seine guten Gründe haben. Es können Gründe sein, die vielleicht viel schwerer wiegen, als wir auf den ersten Blick annehmen!«
Ich stimmte mit Phil überein. Ich wußte, daß von sofort an eine ungeheure Verantwortung auf unseren Schultern ruhen würde. Gewiß konnte man uns nicht dafür haftbar machen, wenn wieder ein neuer Mord in der U-Bahn passierte. Aber die Last, die wir trugen, würde von Mord zu Mord schwerer werden.
Wir brachten alles in Ordnung, wie es der Chef angeordnet hatte, und meldeten uns pünktlich zur vereinbarten Zeit in seinem Zimmer.
Als wir an seinem Schreibtisch saßen, sagte Mitser High:
»Einige Mitglieder der weiblichen Kriminalpolizei haben sich freiwillig als Lockvögel zur Verfügung gestellt. Wie mir der Leiter der City Police mitteilte, wird die Zahl der Freiwilligen in den nächsten Stunden noch erheblich anwachsen. Ich bin dafür, die weiblichen Beamten einzuspannen. Bevor ihr die nächste Groß-Aktion startet, ist es unbedingt notwendig, die Organisation bedeutend straffer zu gestalten als bei der letzten dieser Art. Das ist einzige Bedingung, die ich stelle. Sonst überlasse ich alles euch. Selbstverständlich könnt ihr wie immer damit rechnen, daß euch jede verlangte Hilfe unverzüglich und nach besten Kräften gewährt wird. Das zunächst im allgemeinen. Kommen wir jetzt zu den Einzelheiten.«
Bis zum späten Abend dauerte die Konferenz. Am nächsten Tag mußten Phil und ich unter der Assistenz einiger G-men unser Organisationstalent unter Beweis stellen. Am Sonntagabend 20 Uhr, würde zu einer der größten Polizeiaktionen, die je in einer Großstadt abrollten, das Startzeichen gegeben werden. Allerdings erst am Sonntagabend. Vorher konnte und durfte diese Mammutmaschinerie nicht anlaufen, wenn sie reibungslos funktionieren sollte.
***
Bei uns in der Wohnung ist immer alles kaputt, dachte Mrs. Bakewell. Noch nicht einmal den Lichtschalter kann einem der Mann reparieren.
»Wenn du das nicht machen kannst oder willst«, schimpfte sie, »dann muß eben ein Elektriker herkommen. Das kostet aber ‘ne Kleinigkeit, und bilde dir ja nicht ein, daß ich das von meinem Wirtschaftsgeld bezahle!«
Der Druckerei-Hilfsarbeiter Ed Bakewell saß mürrisch am Küchentisch und schlürfte seinen Tee. Er gab seiner Frau keine Antwort.
»Also, was ist?« fragte Mrs. Bakewell und türmte das Geschirr im Abwaschbecken übereinander.
Der Mann schwieg.
»Kannst du nicht antworten?« bohrte seine Frau weiter.
Ed Bakewell stand auf, wickelte sich im Korridor in
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