0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder
sonst! Aber er wartete trotzdem noch. Argwöhnisch beobachtetet er Ed Bakewell, der sich jedoch nichts anmerken ließ.
Clark Brooks hatte einen ganz und gar unsinnigen Gedanken, der noch einem Menschen das Leben kosten sollte. Die Idee, einmal Detektiv zu spielen, fraß sich in ihm fest. Er beobachtete den ganzen Nachmittag Ed Bakewell bei der Arbeit. Zum Schichtwechsel um 15 Uhr beeilte sich Clark Brooks, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er folgte Bakewell bis vor dessen Haustür.
Da drehte sich Ed Bakewell plötzlich um und ging zurück, bis zu dem Gaskandelaber, hinter dem sich der Vorarbeiten verborgen hielt.
»Warum spionierst du mir denn nach?« fragte er.
»Wollte nur mal sehen, wo du wohnst«, gab Brooks stotternd zur Antwort. Er war verdattert und fühlte sich wie ein ertappter Schuljunge.
»Das ist doch Quatsch, Clark!« brummte Bakewell und kniff die Augen zusammen.
Clark Brooks wußte tatsächlich nicht, wie er sich weiter verhalten sollte. Da fiel ihm eine Lüge ein.
»Mußt du verstehen, Ed! Ich habe von anderen gehört, daß du wie‘n Loch saufen sollst! Da wollte ich mal der Sache auf den Grund gehen!«
»Was ich während meiner Freizeit mache, geht dich ‘n feuchten Dreck an, merk' dir das!« gab Bakewell patzig zur Antwort.
»Mußt du verstehen«, murmelte Clark Brooks. »Du weißt doch selbst, daß im Betrieb in letzter Zeit so viel Mist gemacht wurde. Da muß ich wissen, wer ‘n Säufer ist. Ein Säufer ist auch ein Pfuscher!«
»Da bist du aber schiefgewickelt, Clark!« Bakewell lachte höhnisch. »Wenn ich auch manchmal ganz gern einen abbeiße, deshalb mache ich immer noch saubere Arbeit. Da mußt du dir mal die Clique ansehen, die im Saal zwo arbeitet. Da wird nämlich der Mist fabriziert. So, und jetzt laß mich in Ruhe! Nach Feierabend will ich von eurem Saftladen nichts mehr hören!« Ed Bakewell drehte sich wieder um und betrat das Haus.
Nachdenklich starrte Clark Brooks ihm nach. Dann ging er in einen Drugstore in der Nähe und trank eine Coca-Cola.
Ist das nun der Mörder oder ist das nicht der Mörder? überlegte er. Man müßte, doch am besten die Polizei in Kenntnis setzen. Aber sie dürfen nicht wissen, wer da angerufen hat. Womöglich ist er doch nicht der Mörder, und dann kriegt man noch einen Rüffel oder ‘ne Beleidigungsklage an den Hals.
Clark Brooks bezahlte und trat auf die Straße hinaus. Schließlich entdeckte er an der nächsten Ecke eine Telefonzelle. Dorthin lenkte er seine Schritte.
Er blätterte im Telefonbuch und suchte die Nummer des Federal Bureau of Investigation, Distrikt New York heraus.
Mit gerunzelter Stirn warf er nachdenklich die Münzen in den Schlitz und drehte die Wählerscheibe…
***
Es war halb fünf, als das Telefon läutete. Ich klemmte den Hörer ans Ohr und meldete mich.
»Gespräch für Sie, Mister Cotton!« gab die Zentrale durch. »Von auswärts. Moment bitte, ich verbinde!«
Es knackte mehrmals in der Leitung, dann hörte ich ein Räuspern. Eine Männerstimme sagte:
»Ist dort die Abteilung, die die U-Bahn-Morde bearbeitet? Ich möchte was melden!«
Ich sah bedeutungsvoll Phil an, der mir an unserem Schreibtisch gegenübersaß. Er griff nach dem zweiten Hörer.
»Sie sind richtig verbunden, ich heiße Cotton!«
Die fremde, dunkle Männerstimme sagte:
»Ich glaube, daß ich den Mörder kenne!«
Phil und ich rissen die Augen auf. »Wohn er bei Ihnen im Hause — oder arbeiten Sie mit ihm zusammen?« fragte ich, da mir nichts anderes einfiel. Und in jedem Fall mußte ich den Anrufer an der Strippe halten.
»Ja, wir sind bei der Reklamedruckerei Sanders beschäftigt. Ich bin sein.,. Na, ist ja egal, wer ich bin. Der Mörder, ich nehme jedenfalls an, daß er es ist, heißt Ed Bakewell.«
Mein Bleistift huschte schon über ein Blatt Papier.
»Adresse?« fragte ich knapp. »Hinsdale Street 28, das ist im Osten.«
»Okay. Und wie heißen Sie bitte?«
»Ich werde mich erst melden, wenn ich weiß, daß Bakewell wirklich der Mörder ist.«
»Na, wie Sie wollen!«
»Kann ja sein, daß man sich täuscht, nicht wahr…?«
Ich schnitt ihm das Wort ab.
»Schon gut. Und wie sind Sie darauf gekommen?«
»Ich hab die Zeitungen gelesen. Der Beschreibung nach kann es Ed Bakewell sein, aber wie gesagt…«
»Okay. Sie werden's ja recht bald merken, was mit dem Mann los ist. Wenn er aber der Mörder ist, dann melden Sie sich bitte. Sie haben ja dann schließlich gar nichts zu befürchten. Selbst wenn er nicht der
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