0097 - Der unheimliche Richter
des Chauffeurs wunderte. »Monster haben ihn entführt!« flüsterte Al. »Drei Horror-Monster…«
Jetzt spinnt er völlig, dachte der Hausmeister, nahm Morton aber mit in seine Bude, wo ein Telefon stand…
***
Ich war nach Hause gefahren. Im Büro konnte ich es nicht mehr aushalten. Nicht nur wegen des Geruchs, nein, der Fall machte mich verrückt.
Ich konnte einfach nicht begreifen, daß ich den Ghoul so leicht erledigt hatte.
Zwei Kugeln – und Schluß.
Nach einer halben Stunde fiel mir die Decke auf den Kopf. In der Wohnung hielt ich es auch nicht mehr aus, ich mußte weg. In einen Pub zu gehen, dazu hatte ich keine Lust, dafür kam mir jedoch ein anderer Gedanke.
Die Sauna!
Ja, ich konnte mal wieder die Sauna besuchen. Ich hatte mir eine Zehnerkarte gekauft, und fünf Marken waren noch frei. Allein wollte ich auch nicht gehen, Suko und Shao waren nicht da, also rief ich Jane Collins an.
»Hast du Zeit?« fragte ich sie.
Jane folgerte richtig, aber dennoch rasch. »Brauchst du meine Hilfe, John? Liegt wieder ein Fall an?«
Ich lachte. »Das nicht, aber ich habe keine Lust, allein in die Sauna zu gehen.«
»Ach so.«
»Du willst also nicht?«
»Das habe ich nicht gesagt«, versicherte Jane Collins rasch. »Ich muß zwar noch etwas schriftlichen Kram erledigen, doch der kann bis morgen warten. Wo treffen wir uns?«
»Vor der Sauna?«
»Einverstanden.«
Die Sauna lag auf halbem Weg zwischen unseren Wohnungen. Meine Tasche war schnell gepackt. Handtücher, Bademantel, Schlappen, alles da.
Der Bentley wartete unten in der Tiefgarage. Er sah wieder aus wie neu. Die Männer von der Werkstatt hatten eine gute Arbeit geleistet. Und die Rechnung übernahm Scotland Yard. Eine Inspektion war direkt mitgemacht worden.
Ich stürzte mich in den Londoner Verkehr. Die Sauna lag in der Nähe der Westminster Cathedral, in einer schmalen Nebenstraße. Es war eine echte Sauna und kein verstecktes Bordell, wie es sie in London fast zu Hunderten gab.
Dem alten Bau sah man von außen nicht an, wie sehr er innen umgebaut worden war. Daneben befand sich ein freier Platz, wo ich meinen Wagen abstellen konnte.
Direkt neben Janes VW.
Ich schaute mich um, sah die Detektivin nirgendwo und nahm an, daß sie schon hineingegangen war.
Ich vergrub den Klingelknopf unter dem Zeigefinger, wartete zwei Sekunden, dann wurde die Tür aufgedrückt.
Ein breiter Treppenflur nahm mich auf. Die Sauna befand sich im Erdgeschoß, oben wohnten Mieter.
Ein Masseur empfing mich.
Er hatte Tausende von Sommersprossen im Gesicht und grinste von Ohr zu Ohr. Ich blieb vor ihm stehen und blickte zu ihm hoch, wobei ich mir richtig klein und mickrig vorkam, obwohl ich nun auch nicht gerade ein Zwerg bin.
Er drückte mir so fest die Hand, daß ich um meine Knochen fürchten mußte. »Mr. Sinclair, daß man Sie auch mal wieder hier sieht. Ist direkt ein Wunder.«
»Ja«, grinste ich mühsam und schlenkerte meine Hand. »Ich bin eben immer für eine Überraschung gut.«
»Miss Collins wartet bereits.«
Er gab die Tür frei, und ich trat ein. Weiches Licht erhellte den Gang. Rechts und links befanden sich die Umkleidekabinen, geradeaus ging es zu den Schwitzräumen.
Ich nahm die letzte Kabine auf der rechten Seite und entledigte mich meiner Kleidung. Nur das Kreuz behielt ich um. Von der Kabine gab es einen Durchgang zum Saunaraum.
Jane wartet schon in der großen Schwitzhöhle. Es war wenig los um diese Zeit. Nur vier der sechzehn Ruhebänke waren belegt. Es gab auch Zweierkabinen, doch die waren teurer.
Die Liegebänke waren jeweils an den vier Wänden angebracht. Jane lag rechts der Tür auf der untersten. Ich sah sie nur schemenhaft, denn soeben hatte der Masseur einen neuen Aufguß zubereitet, und dicke weiße Schwaden zogen durch den Raum.
Jane winkte mir zu. Ihre Haare hatte sie hochgebunden, auf dem Körper glänzte der Schweiß. Sie lag in einer malerischen Pose auf der Bank, und wären wir nicht in einer Sauna gewesen, hätte ich die Situation ganz anders genutzt. So aber legte ich mich brav auf die Bank.
Die drei anderen Saunagäste, zwei ältere Frauen und ein dickbäuchiger Mann, kümmerten sich nicht um uns, sondern schwitzten um die Wette.
Auch mir strömte der Schweiß aus allen Poren. Ich streckte mich lang, faltete die Hände unter dem Kopf zusammen und versuchte, mich zu entspannen.
Es war nicht möglich.
Zu viele Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Immer wieder dachte ich an Grimes, den Ghoul. Mir kam es zu
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