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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wassertropfen getrübt, und ich mußte mir erst über die Augen wischen, um klar sehen zu können.
    Jane schoß dicht vor mir aus dem Wasser.
    Ich bemerkte den Geruch zuerst. Und plötzlich rann mir ein Schauer über den Rücken, nicht weil das Wasser so kalt war, sondern weil ich etwas eingeatmet hatte, das mir am Morgen schon einmal den Appetit verdorben hatte: Modergeruch.
    Ich schaute in die Runde.
    Sie saßen am Rand des Beckens. Drei widerliche Ghouls. Sie grinsten mich und Jane Collins an.
    Noch ein vierter Ghoul hatte sich eingefunden.
    Er hockte auf dem Sprungbrett.
    Bowler, schwarzer Anzug, Handschuhe, ein Stehkragen und ein fettes Gesicht.
    Kein Zweifel – es war Grimes!
    ***
    An der Einfahrt mußte Ezra Parker warten, bevor er eine Lücke im fließenden Verkehr fand. »Wohin soll es gehen?« erkundigte er sich mit belegter Stimme.
    »Zu dir nach Hause!« kicherte der Richter.
    »Was?«
    »Ja, fahr schon los. Wir wollen schließlich auch deine Familie mit unserem Besuch beglücken.«
    Parker schluckte. »Das – das kann ich nicht. Laß sie bitte aus dem Spiel.«
    »Nein.«
    »Dann fahre ich nicht.« Demonstrativ nahm Ezra Parker beide Hände vom Lenkrad.
    Sofort reagierten die beiden Vasallen. Sie drückten kräftiger zu, und Parker spürte den Schmerz, kurz bevor ihm etwas Warmes den Nacken hinabrann.
    Blut!
    »Fährst du jetzt?« fragte Maddox.
    »Ja.«
    Er drückte den Blinker nach unten und bog links in die Straße ein. Ezra Parker wohnte in Belgravia, einem Londoner Stadtteil, den sich Begüterte als Domizil ausgesucht hatten.
    Um dorthin zu gelangen, mußten sie auf die andere Seite der Themse. Sie fuhren erst nach Süden bis Vauxhall Bridge, überquerten den Fluß und stießen auf der Vauxhall Bridge Road in den Stadtteil Belgravia.
    Vor dem Bahnhof Victoria Station verließen sie die Straße, erreichten die Warwick Road und bogen dann in die Aldernay Street ein, wo Parker wohnte.
    Er hatte das Haus von seinem Großvater geerbt. Dazu gehörte ein parkähnlicher Garten mit altem Baumbestand und einem Rasen, der von zwei Gärtnern in Ordnung gehalten wurde. Zwischen den Grünflächen blühten im Sommer Blumen, so daß der Garten eine Oase der Erholung bot.
    Das große Eingangstor, das die Mauer teilte, glitt zurück, als der schwere Mercedes eintraf und Parker die Fernbedienung eingeschaltet hatte.
    Der kalte Schweiß rann über seinen Rücken. Er konnte nicht mehr ruhig sitzen, seine Nerven vibrierten.
    Mit dieser Fahrt brachte er seine Familie in Gefahr. Wenigstens seinen Sohn Harold und die Tochter Maud. Lilian, seine Frau, war nicht da. Sie befand sich zur Kur in Blackpool.
    Die breiten Reifen knirschten über den geharkten Kiesweg. Die Gärtner hatten bereits Feierabend. Niemand befand sich mehr auf dem Grundstück.
    Im Kreisbogen führte die Auffahrt zu dem prächtigen Haus hoch. Die große Freitreppe vor dem Eingang schimmerte feucht.
    Ebenso die Äste und Zweige der Eichen, Buchen und Platanen. Vor der Treppe stoppte Ezra Parker. »Und jetzt?« fragte er mit zittriger Stimme.
    »Gehen wir ins Haus«, erwiderte der Richter.
    Parker hakte den Gurt los.
    »Wer ist alles da?« wollte Maddox wissen.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht mein Sohn oder meine Tochter.« Maddox kicherte. »Das wäre ein Aufwaschen«, sagte er. »Die ganze Familie muß ausgerottet werden.«
    Ezra Parker gab es einen Schock. Für einen Moment schloß er die Augen. Dabei sah er seine Kinder vor sich.
    Maud mit ihrem braunen Haar und den verträumten braunen Augen der Mutter. Dann Harold, ein gut aussehender junger Mann. Er hatte heute einen Geschäftsfreund besuchen wollen und war vielleicht schon zurück.
    Nur nicht daran denken…
    Dann fiel Ezra Parker die Waffensammlung ein. Er sammelte alte Gewehre und Pistolen. Die kostbaren Gegenstände bewahrte er in seinem Arbeitszimmer auf. Viele Waffen waren geladen und schußbereit.
    Wenn es ihm gelang, an eine der Pistolen oder ein Gewehr heranzukommen, konnte er diesen Richter vielleicht töten.
    »Schlaf nicht ein!« Schmerzhaft drang die Stimme des Richters an seine Ohren.
    Ezra Parker stieg aus.
    Gleichzeitig mit ihm schwangen sich auch die beiden Knechte aus dem Wagen.
    Maddox bildete den Schluß.
    Mit schweren Schritten und gebeugt ging Ezra Parker auf die Treppe zu. Normalerweise stürmte er die Stufen immer noch wie ein Jüngling hoch, doch jetzt schritt er zögernd.
    Die Knechte rahmten ihn ein. Keine Sekunde ließen sie ihn aus den Augen. Sie würden ihn töten, wenn er

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