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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Beispiel, warum Sie so hinter dem Buch der Antworten her sind.«
    Der Bücherwurm seufzte. »Ich hatte nie vor, es zu irgendwelchen persönlichen Zwecken zu missbrauchen. Das müsst ihr mir glauben. Seit vielen Jahrzehnten jage ich nun hinter den Vergessenen Büchern her, anfangs sicher mit den falschen Zielen. Und ich gebe zu, manchmal dachte ich, ich könnte die Macht der Bücher nutzen, um damit Gutes zu tun. Inzwischen weiß ich aber, dass ich dafür zu schwach bin. Jetzt möchte ich nur noch einmal im Buch der Antworten blättern – das ist alles.«
    Seine Stimme klang müde, als er das sagte – und ich glaubte ihm. Er war anders als die Slivitskys, genau so, wie van Wolfen und Montalba anders waren. Er mochte seine Eigenheiten haben, aber er war sicherlich kein gewissenloser Lügner und Betrüger. Er war nur ein alternder Antiquar, der sich einen sehnlichen Herzenswunsch erfüllen wollte.
    Aber fertig war ich mit meiner Befragung deshalb noch lange nicht.
    »Was haben Sie denn mit dem Vergessenen Buch gemacht, das Sie damals in den Pyrenäen gefunden haben? Wollten Sie damit auch nur Gutes tun?«
    Ich hatte die Frage kaum ausgesprochen, da hätte ich sie am liebsten ungeschehen gemacht. Nicht, weil ich die Antwort nicht wissen wollte. Aber mein Satz stand im Raum wie eine Anklage, und so reagierte der Bücherwurm auch darauf. Er senkte den Kopf noch tiefer und verknotete seine Hände ineinander.
    Larissa blickte mich vorwurfsvoll an. Ich wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, als der Alte das Wort ergriff: »Es ist dein gutes Recht, diese Frage zu stellen. Und ich denke, nach dem, was ihr durchstehen musstet, habt ihr eine ehrliche Antwort verdient.«
    Er richtete sich auf und schloss die Augen, so als wolle er sich die Ereignisse jener Nacht noch einmal vor Augen rufen. »Als Sylvia mich am Rand des Dorfes zurückließ, war mein erster Impuls, das Buch den Dorfbewohnern zurückzugeben. Aber ich hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als ich spürte, wie das Buch zu mir sprach .
    Es waren keine Worte, wie wir sie kennen. Es war ein verführerisches Flüstern, das ich nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Körper wahrnahm und das meine Schritte blockierte. Ich wollte weitergehen, aber ich konnte nicht. Es klingt absurd, aber das Buch hatte die Macht über mich übernommen. In meinem Kopf tauchten Bilder auf, wie ich sie noch nie gesehen hatte. In ihnen saß ich auf einem feurigen Thron, und zu meinen Füßen wanden sich in seinem flackernden Licht Tausende von Gestalten, die kaum noch etwas Menschenähnliches besaßen.
    Ein Gefühl der absoluten Macht durchströmte mich. Ich war der Herrscher über diese Welt, und das Buch hatte mich dazu gemacht. Weshalb sollte ich es dann den Dorfbewohnern zurückgeben? Ich machte kehrt und ging in die andere Richtung davon. Im nächsten Dorf bestieg ich den ersten Autobus, der mich bis zur Grenze brachte.
    In Hendaye, auf der französischen Seite, mietete ich mich in einem kleinen, heruntergekommenen Hotel ein. Sobald ich in meinem Zimmer allein war, zog ich das Buch hervor, um es näher zu studieren. Als ich es öffnete, stockte mir der Atem: Es handelte sich um das Buch der Dunkelheit, eines der Mächtigsten der Vergessenen Bücher.
    Ich wollte es sofort näher studieren, aber die Anstrengungen der vergangenen Nacht forderten ihren Preis und ich schlief, am Tisch sitzend, ein. Über die Träume, die ich hatte, will ich euch lieber nichts erzählen. Sie waren einfach zu schrecklich. Und das Schrecklichste daran waren die Rollen, die ich in ihnen spielte.
    Als ich endlich erwachte, war ich schweißgebadet. Die Sonne war bereits untergegangen, und ich spürte erneut das wortlose Flüstern des Buches in meinem Kopf. Der Teil von mir, der noch klar denken konnte, wusste, dass ich für immer der Sklave des Buches sein würde – wenn ich mich nicht jetzt von ihm befreite.
    In dem Augenblick, als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, schwoll das Flüstern in mir zu einem gewaltigen Lärm an. Mein Kopf drohte zu zerspringen, und ich hatte Mühe, meine Arme und Beine zu beherrschen. Mit einer ungeheuren Kraftanstrengung erhob ich mich und nahm das Buch vom Tisch. Mein Plan war, es ins Meer zu werfen, möglichst weit weg von mir.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich die paar Meter bis zum Hoteleingang schaffte. Das Buch mobilisierte alle seine Kräfte, um mich zur Umkehr zu bewegen. Ich taumelte durch die kleine Empfangshalle auf die Straße und lehnte mich gegen die

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