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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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der Hagere, als er die Theke erreicht hatte. Der Bücherwurm blickte auf, und es kam mir so vor, als führe ihm der gleiche Schrecken durch die Glieder wie mir. Er fing sich aber sofort wieder und winkte dem Besucher, ihm in das Hinterzimmer zu folgen. Dabei warf er mir einen schnellen Blick zu als wolle er überprüfen, ob alles in Ordnung sei.
    Merkwürdige Besucher war ich, seit ich beim Bücherwurm arbeitete, gewohnt. Immer wieder einmal kamen geduckte Gestalten in den Laden, meistens gegen Abend, mit einer abgewetzten Ledertasche oder einem in Stoff eingewickelten Paket, das sie gegen die Brust drückten. Stets verschwand der Bücherwurm mit ihnen im Hinterzimmer, und fast immer verließen sie den Raum mit einer deutlich leichteren Tasche und ohne ihre Mitbringsel.
    Mir war klar, dass es sich bei diesen Gegenständen um Bücher handeln musste. Inzwischen wusste ich auch, wie wertvoll alte Bücher sein konnten. Doch die Haltung und Ausstrahlung vieler dieser Besucher machte mich stutzig, und ich stellte mir immer häufiger die Frage, ob hier alles mit rechten Dingen zuging. Und dieser spezielle Kunde war so gar nicht nach meinem Geschmack.
    Mit seinem Verhalten nährte der Bücherwurm meinen Verdacht, dass in seinem Hinterzimmer merkwürdige Geschäfte abgewickelt wurden. Natürlich konnte ich mich jetzt nicht mehr auf meine Lektüre konzentrieren. Ich legte das Buch beiseite und schlich vorsichtig zur Theke. Der Bücherwurm hatte die Tür zum Hinterzimmer geschlossen, aber ich konnte trotzdem die laute, schnarrende Stimme des Fremden hören. Sie wurde immer erregter, und ich begann mir schon Sorgen um den Bücherwurm zu machen, als die Tür des Hinterzimmers plötzlich aufgerissen wurde. Ich duckte mich schnell weg, konnte aber noch das wutverzerrte Gesicht des Hageren erkennen, als er aus dem Zimmer stürzte. Ohne anzuhalten, durchquerte er den Laden und verschwand aus der Tür.

    Vorsichtig richtete ich mich wieder auf. Inzwischen war auch der Bücherwurm herausgekommen. Er war blass und sah mitgenommen aus. Als er mich bemerkte, warf er mir einen scharfen Blick zu und schüttelte wortlos den Kopf. Dann öffnete er eine Schublade in der Theke, nahm einen Stapel Blätter heraus und verschwand wieder im Hinterzimmer.
    So hatte ich ihn in all den Jahren unserer Bekanntschaft nie erlebt. Langsam ging ich zurück zu meiner Ecke. Tausend Gedanken schossen gleichzeitig durch meinen Kopf: Was war das für ein Besucher? Welche Geschäfte machte der Bücherwurm in seinem Hinterzimmer? Und welche Geheimnisse verbarg er vor mir?
    Es war kurz vor Feierabend, und da der Bücherwurm keinerlei Anstalten machte, aus seinem Zimmer hervorzukommen, schloss ich die Ladentür von außen ab (als Zeichen seines Vertrauens hatte mir der Bücherwurm einen Schlüssel gegeben, den ich wie meinen Augapfel hütete) und ging zu seinem Haus zurück.
    Larissa hatte sich in ihrem Zimmer verbunkert. Auf dem Herd stand ein Topf mit Gemüsesuppe, den die Haushälterin mitgebracht hatte, die jeden Tag vorbei kam, um zumindest eine Ahnung von Ordnung in den Haushalt zu bringen. Ich wärmte mir einen Teller auf und löffelte ihn in Ruhe. Dann zog ich mich in mein Zimmer zurück und warf den Computer an. Ich hatte zwar schon einige Male nach dem Bücherwurm gegoogelt, aber diesmal wollte ich es genau wissen.
    Zunächst versuchte ich es mit seinem Namen. Die ersten zehn Ergebnisseiten lieferten mir jede Menge Informationen über den Tierarzt Johann Lackmann in Bayern, den Fahrradhandel Johann Lackmann in Hamburg und die Hobbys des Gymnasiasten Johann Lackmann in Frankfurt. Nur über den Buchhändler und Antiquar Johann Lackmann gab es keinerlei Informationen.
    Einer Eingebung folgend tippte ich seinen Namen und das Wort books ins Eingabefeld. Das brachte über 3000 Ergebnisse in englischer Sprache. Dadurch ermutigt, engte ich meine Suche noch weiter ein und zwar auf seinen Namen und die Worte stolen books . Das Resultat bestand aus 13 Fundstellen. Nahezu alle bezogen sich auf zwei Fachaufsätze, die der Bücherwurm vor vielen Jahren verfasst hatte und die sich mit dem Handel gestohlener antiquarischer Bücher befassten. Mit seinen Aufsätzen »beweist der Verfasser eine tief greifende Kenntnis dieses leider blühenden Marktes« – so drückte es einer der Rezensenten aus.
    Mehr konnte ich nicht finden. Es gab also keine offensichtliche direkte Verbindung des Bücherwurms zu irgendwelchen illegalen Handlungen. Allerdings schien er sich auf diesem

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