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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Bloggs? –, mir sollte es egal sein. Nur durften sie auf keinen Fall hinter meinen richtigen Namen kommen. Eigentlich war in der Richtung wenig zu befürchten. Immerhin war ich seit einigen Wochen als Edward Bridges unterwegs. Wie sollten sie mein Inkognito je mit Stephen Fry aus Booton, Norfolk, in Verbindung bringen?
    Ich hockte in einer winzigen Zelle und summte vor michhin. Ich rechnete mir aus, daß, wenn sie erst einmal meine sämtlichen Raubzüge mit der Access-Card zusammengetragen hätten, ich mindestens zwei Jahre Knast erwarten durfte. Zwei Jahre, in denen ich Zeit zu schreiben hatte und vielleicht sogar meine A-Levels wiederholen konnte. Ich würde mit einem frischgebackenen Examen entlassen werden, meinen Eltern per Postkarte mitteilen, daß alles in Ordnung sei, und dann ein neues Leben beginnen. Und zwar ein vernünftiges.
    Im Verhörzimmer spielten meine beiden Polizeifreunde, ein Kriminalinspektor und ein Kriminalwachtmeister, das gemeine Spielchen, bei dem jeder eine unterschiedliche Haltung gegenüber dem Angeklagten einnimmt. Ihre Version des Spiels lautete Bulle Freundlich und Bulle Oberfreundlich, wobei jeder der oberfreundliche Bulle sein wollte. Es ist schier unmöglich, bei einer so hinterhältigen Strategie nicht weich zu werden.
    »Also, du bist ein junger Bursche mit guten Umgangsformen«, sagte Bulle Freundlich.
    Ach Gott, dieser wunderbare englische Euphemismus »gute Umgangsformen«. Klar doch, gute Umgangsformen, nur ein verdammt schlechter Umgang für andere.
    »Du hast doch bestimmt sehr verständnisvolle Eltern«, sagte Bulle Oberfreundlich. »Die machen sich garantiert große Sorgen.«
    »Vielleicht bist du ja auf der Liste vermißter Jugendlicher«, sagte Freundlich. »Würde zwar etwas Zeit kosten, aber zuletzt kriegen wir’s doch raus.«
    »Nimm eine von meinen«, sagte Oberfreundlich und hielt mir eine Schachtel Benson & Hedges hin. »Die kratzen nicht so im Hals wie die Embassys.«
    »Ich habe meinen Eltern schon genug Sorgen gemacht«, sagte ich. »Ich bin jetzt achtzehn und möchte gerne selbst für diese Geschichte geradestehen.«
    »Also, das ist ausgesprochen honorig«, sagte Freundlich, »aber ganz so einfach ist die Sache nicht. Wenn du deinen Eltern wirklich weiteren Kummer ersparen möchtest, rufenwir sie am besten gleich an. Das wäre jedenfalls mein Vorschlag.«
    »Aber Sie kennen sie nicht!« sagte ich. »Die rücken umgehend mit einer Schar Anwälte und was weiß ich wem hier an, und ich ... ich könnte das nicht ertragen.«
    »Na, na, ich mach uns erst mal eine Tasse Tee«, sagte Oberfreundlich. »Laß mich raten ... mit Milch und zwei Stückchen Zucker, richtig?«
    »Genau getroffen. Vielen Dank.«
    Freundlich und ich schwadronierten unterdessen weiter.
    »Sieh mal«, sagte Freundlich. »Solange du uns deinen Namen nicht verrätst, wird das mit der Anzeige für uns verdammt schwierig. Bis jetzt wissen wir nur, daß du mit einer gestohlenen Kreditkarte Scheckkartenbetrug verübt hast, aber wer sagt uns denn, daß du nicht in Bedfordshire wegen Mords oder in Yorkshire wegen Vergewaltigung gesucht wirst?«
    »Also, das ganz bestimmt nicht.«
    »Rein technisch gesehen«, sagte Freundlich, »kannst du auch wegen Fälschung belangt werden. Schließlich hast du bei jedem Einsatz der Karte eine Unterschrift gefälscht, hab ich recht?«
    Ich nickte.
    »Siehst du, es liegt allein bei uns. Wenn wir dich wegen Fälschung anzeigen, gehst du für mindestens fünf Jahre in den Knast.«
    »Fünf Jahre!«
    »Schon gut, schon gut ... ich sagte, wenn . Wenn, kapiert?«
    Ich biß mir auf die Unterlippe und überlegte. Seit meiner Verhaftung ließ mir eine Sache keine Ruhe. »Wenn ich Sie vielleicht etwas fragen dürfte?« sagte ich.
    »Nur zu, mein Junge.«
    »Nun, mich würde interessieren, wie Sie mich gefunden haben?«
    »Wie wir dich gefunden haben?«
    »Ja. Ich meine, Sie waren bei mir im Hotelzimmer. Dannkann’s eigentlich nur die Armbanduhr gewesen sein, und Sie sind mir vom Juweliergeschäft aus gefolgt.«
    »Armbanduhr?« Freundlich runzelte die Stirn und machte sich eine Notiz.
    Scheiße. Von der Ingersoll hatten sie nichts gewußt.
    »Aber was war es dann?«
    »Deine Schuhe, mein Junge.«
    »Meine Schuhe ?«
    »Als du das Hotelzimmer gemietet hast, sind dem Mädchen an der Rezeption deine ausgelatschten Schuhe aufgefallen, verstehst du? ›Landstreicherschuhe‹, sagte sie uns. Und als du dann hoch auf dein Zimmer bist, hat sie sich gedacht: ›Ein junger Mann mit

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