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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ausdrücken will, andere übers Ohr zu hauen, zu betrügen und um ihr Geld zu prellen. Sämtliche Techniken lassen sich in dem Meisterwerk zu diesem Thema nachlesen, Jean Hugards und Frederick Bräues Expert Card Technique , das hoffentlich immer noch bei Faber und Faber verlegt wird. Diejenigen, die für Zauberei keinen Sinn haben und sie verteufeln, gehen vermutlich zum einen davon aus, Zauberkünstler gehörten zu jener Sorte von niederträchtigen und rachsüchtigen Verlierern, die einen Heidenspaß daran finden, andere hereinzulegen, und ahnen zum zweiten, daß sie als Opfer eines Tricks nicht die Courage haben, die Sache lachend hinzunehmen. Sie gehören zu der Sorte Menschen, die den Zauberkünstler mitten in der Aufführung heftig am Ärmel zerren oder gehässig dazwischenfunken, das alles sei schließlich nur ein billiger Trick.
    Es schmerzt mich zwar zu sagen, aber ich vermute, zwischen meiner Liebe zu Zauberkunststücken und meinem Stehlen besteht durchaus ein Zusammenhang. Ich will damit nicht rückwirkend behaupten, jeder Amateur-Zauberer, von Orson Welles bis David Mamet, sei automatisch ein potentieller Dieb, aber in meinem Fall war es wohl leider so. Meine Fingerfertigkeit machte mich zu einem exzellenten Dieb, der genau wußte, wie man einen Diebstahl einfädelt und wie man ihn verkauft . Zum Glück – zu meinem wahrhaft großen Glück – siegte der Schauspieler in mir, zumindest was mein Stehlen betraf, stets über den Gauner, und ich wurde so gut wie immer überführt, wenn man mich am Arm packte und mir die Pik-Asse aus dem Ärmel fielen.
    Pattrick jedenfalls hatte nicht den geringsten Schimmer, was da vor sich ging. Ich schaffte mein Festmahl bis zur letztenGabel, nachdem ich mehrere Serviettenladungen Pommes frites im geeigneten Moment auf den Nachbartisch abgeschoben hatte.
    Ich war drin. Ich hatte den Test bestanden und gehörte dazu.

3.
    Mein erstes Jahr in Uppingham verlief mehr oder weniger ereignislos. Mit dem Schulstoff hatte ich keine Probleme. An Mathematik und den Naturwissenschaften versuchte ich mich erst gar nicht, was die Sache noch einfacher machte. Ich hatte bereits vor Jahren entschieden, daß ich einen »Mathe-Block« hatte, und es versetzte mich in größte Wut, daß dieser Sachverhalt nicht in der gleichen Weise anerkannt wurde wie beispielsweise eine Leseschwäche, die gerade zu der Zeit allmählich als eigenes Krankheitsbild und unverschuldetes Handicap akzeptiert wurde. Im Grunde handelt es sich auch gar nicht um eine der Dyslexie vergleichbare Schwäche im Bereich der Zahlen, sondern hat vielmehr, wie ich befürchte, mit meinem Vater zu tun. Allem, worin er brillierte, schien ich aus dem Weg zu gehen, allein um darin nicht bloß als schlecht, sondern als absolute Niete und hoffnungsloser Stümper zu erscheinen. Das betraf die Mathematik und die Naturwissenschaften ebenso wie die Musik. Der Gegensatz meiner gesanglichen Ausfälle und des Talents meines Vaters machte mir unmißverständlich klar, daß die Musik und ich uns niemals anfreunden würden. Noch in Stouts Hill hatte Hemuss meinen Eltern einen Brief geschrieben, in dem er darum bat, von der nervenaufreibenden Bürde befreit zu werden, mir das Klavierspielen beizubringen. In Uppingham nahm ich aus Gott weiß welchem Grund Cello-Unterricht, der von einer ziemlich attraktiven und schicken Frau namens Hillary Unna gegeben wurde, an die ich jedesmal denken muß, wenn ich die umwerfende Leinwanddiva Patricia Nealesehe. Hillary Unna mochte mich (glaube ich jedenfalls), und ich werde nie vergessen, wie sie bei unserem ersten Treffen mit rauher, verführerischer Stimme zu mir sagte: »Na, du bist mir ja ein geschmeidiges Kerlchen.« Ein Kompliment, das einen Jungen wie mich, der mit seinem Körper gänzlich im argen lag, für Wochen auf Wolken schweben ließ. »Geschmeidig«, was für ein feinfühliges Wort für einen schlaksigen Jugendlichen. Natürlich war ich damals dünn, wenn nicht gar dürr, und schoß mit beängstigender Geschwindigkeit in die Höhe, doch kam ich mir selbst hoffnungslos unbeholfen und unkoordiniert vor und wurde von den anderen ständig »Spasti« gerufen, wenn ich mal wieder einen Ball fallen gelassen oder über meine eigenen Beine gestolpert war. Sagen wir es frei heraus, ich besaß die Hand-Augen-Koordination eines Lord Nelson und die Grazie einer Lego-Giraffe.
    Insgeheim war die Musikschule mein Lieblingsort. Es gab dort Übungsräume mit doppelten Türen, in denen man am Klavier sitzen und auf

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