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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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gutes Ergebnis, winkte eine Belohnung: Pattrick mußte mir in der Schulkantine ein Essen spendieren. Es gab insgesamt drei Schulkantinen, eine Mischung aus Cafeteria, Teestube, Süßwarenbude und Eisdiele. Es gab die obere, die untere und die mittlere Kantine. Meine Lieblingskantine war, wie es meiner Natur entspricht, die untere, ein ausschließlich Bares fordernderHochcholesterinschuppen, der von dem Ehepaar Mr. und Mrs. Lanchberry oder auch Launchberry betrieben wurde. Mrs. Lanchberry (haushalten wir mit unseren »u«s und einigen uns auf diese Version) hatte eine spezielle Art, zwei Eier in eine Lache brutzelnden Fetts zu schlagen, die bis heute ihresgleichen sucht. Man gebe mir zwei Eier auf Toast mit einem Löffel Baked Beans, dazu ein Glas sprudelnder Brause, und ich bin für alles zu haben. Die obere Kantine wurde von einer Mrs. Alibone betrieben und hatte mehr etwas von einem kleinen Lebensmittelgeschäft, in dem man Süßigkeiten, Kaffee, Kekse, Brot, Käse, Eier und andere Verbrauchsartikel auf Pump bekam. Man mußte dazu irgendwelche Bestellzettel ausfüllen, doch Mrs. Alibone wußte immer genau, wenn man blank war, was ich unverschämt und ziemlich geschmacklos fand. Die mittlere Kantine lag irgendwo auf der Middle, eine der größten Sportflächen Englands, auf der Dutzende (im buchstäblichen Sinne gemeint) Cricket-Matches gleichzeitig ausgetragen werden konnten und nebenbei auch noch Tennis, Hockey, Rugby und weiß der Geier was noch gespielt werden konnte.
    Für den Diener-Test ließen sie einem also einerseits eine Karotte vor der Nase baumeln, während sie andererseits mit dem Stock drohten. Wie die meisten kleinen Jungen, die neu an eine Schule kommen, schreckte mich der Stock mehr, als mich die Karotte anzog. Offen gesagt schreckte mich die Aussicht, von Peter Pattrick zu einem feudalen Essen eingeladen zu werden, beinahe ebensosehr, wie von Peck Prügel zu beziehen.
    Pattrick – ich habe doch schon erwähnt, was für ein Sportas er war? Ganz besonders im Tennis – hatte beschlossen, zum Test mit mir in die Hausbibliothek zu gehen, das größte und dickste Buch aus dem Regal zu ziehen, vermutlich das Griechischlexikon von Liddell und Scott, und es während der Befragung über mein Haupt zu halten. Ein Fehler oder Zögern von mir und – rums! – hätte ich das Ding aufder Rübe. Für mich war das kein Ansporn, sondern diente nur dazu, mich gründlich zu verunsichern. Konnte ich ansonsten alles perfekt behalten, was man mir einmal erklärte, so versetzte mich der Anblick des riesigen Wörterbuchs mit seinem nilgrünen Einband, das drohend über meinem Kopf schwebte, in lähmende Apathie. Mitten in der Befragung ging plötzlich die Tür zur Bibliothek auf, und mein Bruder trat ein. Er wußte gleich, worum es ging, während ich ihm flehentliche Blicke zuwarf. Doch er sagte nur:
    »Richtig so, Peter. Wenn er sich blöd anstellt, zieh ihm eins über.«
    Ich hasse mich dafür, diese Geschichte zu erzählen, weil sie ein grundfalsches Bild von Roger wiedergibt, der so ziemlich der gütigste Mensch ist, den ich kenne, und ein reineres Herz hat als die Lieblingstante eines Buschbabys. Er wird sich vor Scham und Schande winden, wenn er diese unfeine Episode liest. Aber sie entspricht nun einmal der Wahrheit, und ich will nicht verhehlen, daß ich durch seine Weigerung, mir zu Hilfe zu kommen, tatsächlich ein wenig verletzt war. Natürlich war ich nicht ernsthaft sauer, weil ich davon überzeugt war, daß alles nur mein Fehler war und die Dinge an einer größeren Schule nun einmal so liefen. Eine Prep School ist, wie sich beinahe von selbst verstehen dürfte, keinerlei Vorbereitung auf eine Public School, genausowenig wie irgendeine Schule eine Vorbereitung fürs Leben ist. Der veränderte Maßstab und die Tatsache, daß man quasi über Nacht vom Status eines älteren Schülers zu absoluter Bedeutungslosigkeit zurücksinkt, machen jede gelernte Lektion mehr als nutzlos. Am schlimmsten waren die ersten Tage an der Public School gerade für diejenigen, die an ihrer Prep School die meisten Auszeichnungen gewonnen und höchstes Ansehen und Prestige genossen hatten. Eine Bemerkung wert ist auch der besondere Umstand, daß mein Bruder Pattrick mit seinem Vornamen anredete. Es galt als ziemlich cool und erwachsen unter den Schülern im zweiten, drittenund vierten Jahr, sich untereinander mit dem Vornamen anzureden.
    »Hi, Mark.«
    »Guy! Alles klar?«
    Wenn Mark und Guy später die Schule verlassen haben und

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