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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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meines College-Abschlusses bekommen. Ich war vor Freude völlig aus dem Häuschen gewesen. Während Mom entsetzt darüber war, dass ich Minneapolis verlassen
    und nach Boston ziehen wollte, hatte Tante Fiona meine Begeisterung uneingeschränkt geteilt. Sie war mir um den Hals gefallen und hatte immer wieder gerufen: Das ist großartig, Sam! Von allen Unternehmen, bei denen ich mich beworben hatte, war Jameson Industries meine erste Wahl gewesen. Dort konnte ich viel lernen, ehe ich mich eines Tages womöglich mit meiner eigenen Marketingfirma selbstständig machen würde. Ich sollte die Stelle in sechs Wochen antreten. Bis dahin hatte ich Zeit, Tante Fionas Nachlass zu regeln.
    Ich hatte daran gedacht, eine Firma mit der Renovierung zu beauftragen und einen Makler mit dem Verkauf zu betrauen, doch ich fand, dass ich Tante Fionas Zuhause zumindest ein einziges Mal sehen sollte. Da ich ohnehin die nächsten Wochen freihatte, beschloss ich, mich selbst um alles zu kümmern. Beim Anblick der sperrigen alten Möbel fragte ich mich zum ersten Mal, ob ich das wirklich allein bewältigen konnte.
    Grübelnd starrte ich vor mich hin und ließ zu, dass meine Gedanken von der bevorstehenden Arbeit zu Tante Fiona zurückkehrten. Nach meinem Dad war sie der zweite Mensch, der so urplötzlich aus meinem Leben gerissen worden war. Sie war kerngesund gewesen, das hatte sie immer wieder versichert. Dass sie an Herzversagen gestorben war, wollte mir noch immer nicht in den Kopf. Noch schlimmer jedoch war, dass ich nicht da war, als sie starb. Ich war mit meiner besten Freundin Sue für zwei Wochen in Florida gewesen, um unseren Abschluss zu feiern. Bei meiner Rückkehr war bereits alles vorüber. Selbst die Beerdigung hatte
    ich verpasst. Nur die Testamentseröffnung, für die Tante Fiona schon zu Lebzeiten eigens einen Anwalt in Minneapolis beauftragt hatte, hatte mir noch bevorgestanden.
    Obwohl es noch immer erstaunlich kühl war, hatte ich auf einmal das Gefühl zu ersticken. Ich brauchte Luft! Mit zwei Schritten erreichte ich die Fensterfront und zog die Vorhänge zur Seite. Helligkeit flutete in den Raum. Ich öffnete die Schiebetür und trat nach draußen.
    Die Abendsonne wärmte meine Haut und vertrieb die Kälte, die mich im Haus ergriffen hatte. Die gepflasterte Terrasse war groß genug, um einem Tisch mit ein paar Stühlen, einem abgedeckten Grill und einer Sonnenliege Platz zu bieten. Dahinter eröffnete sich der Blick auf einen ausladenden Garten. Blumenbeete säumten zu beiden Seiten die Rasenfläche in der Mitte. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, deshalb gelang es mir lediglich, die Rosenstöcke zu erkennen. Die restlichen Blumen, die ihre Köpfe in der Herbstluft hängen ließen, hatte ich zwar alle schon einmal gesehen, wusste aber nicht, wie sie hießen. Das Unkraut, das überall dazwischen aus dem Boden wucherte, konnte sogar ich als solches erkennen. Ich kann nicht gerade behaupten, mit dem berühmten grünen Daumen gesegnet zu sein. Sam Mitchell und Pflanzen, das sind zwei Welten, die nicht gut miteinander klarkommen. Mom behauptet sogar, es grenze bereits an ein Wunder, wenn künstliche Pflanzen in meiner Nähe überlebten. Das ist natürlich übertrieben, allerdings bekomme ich selbst die robustesten Pflanzen kaputt. Ich werde wohl nie lernen, welche Pflanzen wie viel Wasser brauchen. Entweder gebe ich ihnen zu
    wenig oder aber ich meine es zu gut und ersäufe sie. So oder so: Gäbe es eine Organisation gegen Pflanzenfolter, ich wäre der Staatsfeind Nummer eins.
    Eine Holzhütte zog meinen Blick auf sich. Vermutlich ein Geräteschuppen. Auf der Rückseite wucherte hüfthohes Gras, durchzogen von Farnen und Bäumen, die ihre Schatten auf den Boden warfen. Dahinter sah ich in einiger Entfernung die roten Umrisse der Kirche. Ich nahm an, dass der Schuppen direkt an der Grundstücksgrenze erbaut war. Was dahinterlag, gehörte wahrscheinlich nicht mehr zu Tante Fionas Haus, sondern zur Kirche.
    Ich trat von der Terrasse auf den Rasen und ging auf den Schuppen zu. Wenn ich Recht hatte, musste es dort einen Zaun oder eine Mauer geben. Irgendetwas, was die Grenze markierte.
    Als ich den Schuppen beinahe erreicht hatte, konnte ich noch immer keinen Zaun erkennen. Wenn man nach einer Grenze suchte, musste man wohl die veränderte Vegetation als solche akzeptieren. Die lichte Reihe Douglasien - eine der wenigen Baumarten, die ich kannte - wirkte tatsächlich wie eine Trennungslinie. Geblendet von der Abendsonne kniff

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