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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal ein kluger König sein wird«, erzählte Gunther. »Sein Reich ist beträchtlich und noch nicht endgültig in seinen Grenzen. Er sieht die Vorteile der Verbindung und hat bereits angeboten, an unserer Seite gegen Fafnir zu ziehen. Ihn abzulehnen wäre töricht, und wenn man mich fragt, werde ich Kriemhild raten, den Bund zu schließen.«
    Siegfried setzte mehrmals an, bevor er einen Satz herausbrachte. »Es ist nur . . . ich weiß damit nicht umzugehen. Ich möchte jeden ihrer Freier stellen, mich im Duell beweisen. Welcher Art die Prüfung auch sein mag - für Kriemhild würde ich sie bestehen!«
    Gunther seufzte. »Glaub mir, wäre ich König und du von hohem Blute - niemandem gäbe ich meine Schwester lieber zur Frau. Aber die Dinge sind, wie sie sind - und keine Prüfung der Welt wird fehlendes Geburtsrecht ersetzen.«
    Siegfried stand auf und reichte Gunther seinen geschärften Dolch. Der Prinz fuhr prüfend mit dem Finger über die Klinge, und sogleich zog sich ein Streifen Blut über das Metall.
    »Dein Blut ist wie meines«, erklärte Siegfried.
    »Nur in der Farbe«, entgegnete Gunther mitfühlend. »Heute Abend wird Kriemhild mit Etzel sprechen - allein. Sie werden einen Weinkelch teilen und ihre Seelen vergleichen. Schon morgen wird meine Schwester verkünden, ob sie als künftige Königin gen Gran zieht.«

    »Ich danke Euch für die offenen Worte«, sagte Siegfried ehrlich.
    »Dann erlaube mir dafür eine Bitte. Es wäre mir recht, wenn Regin und du unabhängig von der Entscheidung noch am Hofe verweilen würdet. Ich habe mit Giselher gestern die Waffen inspiziert - und euer Handwerk ist erstaunlich.«
    Der junge Schmied lächelte. »Darum braucht Ihr nicht zu bitten. Solange Ihr es wünscht, stehen meine Arme in Euren Diensten.«
    Gunther stach den Dolch spielerisch in den Trägerbalken der Hütte. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass du mit deinen Armen noch ganz andere Dinge anstellen willst.«
    Siegfried horchte auf. »Und das wäre?«
    Gunther hielt den Dolch nun wie ein zu klein geratenes Schwert vor sich und wedelte damit herum. »Man sagt, es treibt den Schmied zum Schwertkampf!«
    »So Regin es denn erlauben würde«, winkte Siegfried ab. »Aber das Kriegshandwerk ist ihm zuwider.«
    Gunther wurde wieder ernst. »Das ist es jedem rechten Mann. Trotzdem geht kaum ein Leben vorbei, ohne das Schlachtfeld gesehen zu haben. Ein Tor, der nicht Sorge trägt, diese Begegnung zu überleben.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    Gunther steckte den Dolch in seinen Gürtel. »Wenn der Kampf gegen Fafnir geschlagen ist und Burgund noch steht, dann werde ich die Zeit haben, dich zu unterweisen. Ich mag zwar nicht die Technik meines ungestümen Bruders beherrschen, aber ein gutes Schwert weiß ich doch zu führen.«
    Siegfried sprang auf die Füße. »Das würdet Ihr tun?«
    Gunther bot ihm die Hand. »Bei meiner Ehre.«

    Eolind mühte sich, seinen Unwillen nicht allzu deutlich zu zeigen. Unablässig ging er in der Thronhalle von Isenstein hin und her. »Prinzessin ... Königin Brunhilde, so sehr ich Eure Entscheidung begrüße, einen Gatten zu nehmen, so sehr hatte ich darauf gehofft, Ihr würdet bei der Wahl weniger auf die Götter und das Schicksal vertrauen!«
    Brunhilde lehnte sich in ihrem Thron zurück, das linke Bein so weit angezogen, dass sie den Fuß unter der Armlehne abstützen konnte. Der schwarze Umhang aus Bärenfell war weit ausgebreitet, und es schien, als säße sie vor dem Eingang zu einer Höhle. Sie trug eine dunkle Hose und dazu eine Lederweste. Ihre starken Arme glänzten eingefettet, damit die Haut in der trockenen Luft nicht rissig wurde.
    Sie lachte kurz. »Eolind, ich vertraue auf das Geschick und die Kraft der Kandidaten, nicht auf die Götter.«
    »Aber Prüfungen? Kämpfe? Es ist unerhört, und ich fürchte, viele Prinzen und Könige werden solche Forderungen als Beleidigung empfinden.«
    »Eine Beleidigung, dass meine Gunst erobert werden will? Eolind, mein Reich braucht weder Land noch Gold. Und wenn die Liebe mir versagt ist, dann will ich zumindest einen Mann, der aufrecht vor mir stehen kann.«
    Es fiel Eolind schwer, mit Brunhilde zu streiten. Sie hatte als Mädchen den Rand des Vulkans erklommen und war als Frau zurückgekehrt. Es hatte keiner Krönung bedurft, um zu erkennen, dass es die Königin war, deren Fäuste an das Burgtor gehämmert hatten.
    »Island wird bald ohne Verbündete dastehen«, begann Eolind wieder. »Und schlimmer noch - kaum ein König vom Festland

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