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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der deines Vaters würdig wäre«, stichelte Gernot gutmütig.
    Elsa sah ihm fest in die Augen, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben. » Ich bin nicht wie mein Vater. «
    Die Heftigkeit ihrer Entgegnung überraschte ihn, ebenso die unergründliche Tiefe ihrer dunklen Augen. Er brauchte drei Herzschläge, um sich zu fangen. »Das habe ich auch nicht damit sagen wollen. Niemand denkt . . . «
    »Kriemhild denkt es«, schnappte Elsa.
    Gernot mühte sich, keinen Streit aufkommen zu lassen. »Kriemhild meint es nicht so. Sie ist nur . . . auf deinen Vater nicht gut zu sprechen. Und wer weiß - vielleicht wird sie uns auch schon bald verlassen.«
    »Ich würde es hoffen«, murmelte Elsa.
    »Warum sagst du das?«, fragte der Prinz enttäuscht.
    »Für Burgund«, fügte sie hastig hinzu. »Ich hoffe für Burgund, dass sie den rechten Gatten findet.«

    Gernots Blick wanderte zur Festhalle, in der um die Zukunft seiner Schwester geschachert wurde.
    »Ihr verehrt Kriemhild«, stellte Elsa fest.
    »Sie und keine andere«, nickte Gernot.
    Es kostete Elsa Mühe, in dem Satz nur die gedankenlose Beiläufigkeit zu sehen, mit der er ausgesprochen war. Dennoch tat es weh. Sie hatte vor langer Zeit lernen müssen, keine sichtbare Tränen über ihre Wangen fließen zu lassen.
    Gernot bemerkte, dass etwas auf Elsa lastete, und er versuchte sie aufzumuntern. »Gilt das Angebot mit der Suppe noch?«
    Tatsächlich schien das Mädchen nun aus den dunklen Gefilden zurückzukehren. Sie hob die Schüssel an, und Gernot wollte danach greifen, aber Elsa ließ nicht los. Ihre Hände berührten sich. Fast vorsichtig nahm Elsa den Löffel, der in dem Eintopf lag, und hielt ihn dem Prinzen hin.
    »Wenn es sich doch um einen magischen Trank handeln sollte, werde ich mir den Rest meines Lebens den Spott meiner Brüder anhören müssen, dass du mich so leicht hast verzaubern können«, scherzte er.
    Elsa antwortete nicht.
    Gernot probierte. Es schmeckte sehr gut, leicht, nach vielen aromatischen Gewürzen. »Eine feine Speise«, lobte er ehrlich. »Und scheinbar ohne . . . «
    »Fleisch«, vollendete das Mädchen den Satz. »Ich esse kein Fleisch. Niemals.«
    Gernot nickte zufrieden. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand an der Schüssel immer noch die ihre hielt. Er zog sie ohne Hast zurück. »Bin ich nun verzaubert?«, fragte er.
    Sie hielt seinem Blick stand, obwohl das Herz ihr bis zum Hals schlug und die Luft vor ihren Augen flimmerte. »Fühlt Ihr Euch verzaubert?«

    Unten auf dem Hof wurde die Tür des Festsaals aufgestoßen, und die Abordnung der Hunnen trat ins Freie. Ohne Hast machten sich die Krieger aus dem Osten wieder auf den Weg in ihre Zeltstadt vor den Toren der Burg.
    Gernot sprang auf. »Die Verhandlungen scheinen beendet! Wenn sich mein Vater mit Etzel einigen konnte, dann ist es nun an Kriemhild, die Reiche zu einen.«
    Er machte sich auf den Weg, um die Neuigkeiten zu erfahren. Elsa legte den Kopf zurück gegen den kühlen Stein und schloss die Augen. Doch nach einigen Schritten auf dem Wehrgang drehte sich Gernot noch einmal um. »Danke für die Suppe. Es würde mich freuen, in Bälde wieder eine Schüssel mit dir zu teilen.«
    Sie brachte gerade noch die Kraft auf, zu nicken. »Sie wird für Euch bereitstehen.« Es war ihr unerklärlich, wie leicht es Gernot fiel, ihr Herz zu brechen und es gleichzeitig erblühen zu lassen.
     
    Siegfried stand am Amboss in der Schmiede, als Gunther zu ihm kam. Der Prinz legte ihm die rechte Hand auf die Schulter und hielt ihm mit der linken einen Dolch hin. »Guter Schmied, würde es dir etwas ausmachen, diese Waffe für mich zu schärfen?« Er lächelte dabei, die vorsichtige Bitte mit der nötigen Ironie versehend.
    Siegfried legte die Speerspitze beiseite, an der er gerade arbeitete. »Alles für den Prinzen von Burgund.« Er nahm den Dolch und strich mit dem Daumen über die Klinge, die tatsächlich stumpf war. Dann setzte er sich an den Schleifstein.
    Gunther lehnte sich mit dem Rücken an einen der Trägerbalken der Hütte. Er beobachtete Siegfried eine Weile schweigend, bis es aus ihm herausbrach. »Du kannst ruhig fragen.«

    Siegfried hielt inne, den Blick fest auf den Schleifstein gerichtet. »Ist es so offensichtlich?«
    Gunther lächelte. »Nicht für jeden. Ich denke sogar, das ist dein Glück. Wenn mein Vater wüsste, wie es um dein Herz steht, würde er dich aus der Burg werfen lassen.«
    »Also, dann - wie steht es im Gespräch mit Etzel?«
    »Er ist ein kluger Mann, der

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