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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in die Burg vorbereitet zu sein, falls die Hunnen zum Angriff übergehen sollten.
    »Keinesfalls!«, sagte Kriemhild nun lauter als alles, was vorher ausgesprochen wurde. »Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich Eure Frau. Eine gute Frau und eine gute Königin, soweit es mir gegeben ist. Es ist kein Leid darin, an der Seite Etzels zu leben. Mehr kann ich für mein Leben nicht wollen. Doch ist es nicht weniger, als Ihr für das Eure erwartet?«
    Etzel und Kriemhild sahen sich nun wieder in die Augen, und Regin bemerkte ein erstaunliches Band des Verständnisses zwischen ihnen.
    Zunächst geschah nichts, als hielte die Zeit selber den Atem an. Regin hatte niemals einen solchen Moment erlebt, in dem Krieg und Frieden so gleichberechtigt nebeneinander standen.
    Etzel stand auf und steckte sein Schwert ein. Augenblicklich erhoben sich auch seine Krieger, doch er hielt sie mit einer Handbewegung zurück. »Prinzessin Kriemhild von Burgund ist alles, was ein Mann zu besitzen wünscht. Doch nur Narren wollen besitzen, was sie nicht einmal erobern können. Es sei verkündet, dass Prinz Etzel aus eigenem Willen auf die Hand der Prinzessin Kriemhild verzichtet.« Er schaffte es sogar noch, Gundomar und seinen Söhnen zuzunicken - dann drehte sich Etzel um und machte sich auf den Weg in sein Zelt.
    Kriemhild wartete respektvoll, dann streckte sie den linken Arm von sich. Gundomar trat herbei und half ihr auf die Füße. Er geleitete seine Tochter über den Hof zurück in den Pallas der Burg. Kriemhilds Blick war wie versteinert, sie schaute weder nach links noch rechts.
    Regin drehte sich wieder zur Schmiede, wollte Siegfried von dem ungeheuerlichen Geschehen berichten - und sah den jungen Schmied bereits im Türrahmen stehen.
    Da war etwas in Siegfrieds Augen, das Regin neu und fremd erschien. Triumph? Selbstzufriedenheit? Es war schwer zu sagen. Aber was es auch war, es kündete davon, dass Kriemhilds Ablehnung von Etzel nicht das Ende eines Problems war - es war der Anfang einer Katastrophe.

    Gundomar hatte seine Tochter noch nie geschlagen. Doch kaum hatten sie die Tür zum Saal hinter sich geschlossen, stieß er sie von sich, und sein Handrücken klatschte in ihr Gesicht. Kriemhild taumelte rückwärts, bis sie auf einer Holzbank zu sitzen kam, und hielt eine Hand abwehrend hoch. Gernot eilte an ihre Seite. Giselher stand neben seinem Vater, während Gunther sich drei Schritte im Hintergrund hielt.
    »Was erlaubst du dir?«, schrie Gundomar so laut, dass selbst der Drache im Wald es hören musste. »Wie kannst du es wagen?«
    »Ich erlaube mir«, keuchte die Prinzessin, »meinen Gatten selber zu erwählen, so, wie es Brauch ist.«
    »Und die Wahl war Etzel!«, brüllte Gundomar, während er einen der langen Tische in Raserei umwarf. »Die Wahl war Etzel!«
    »Habe ich sie ihm nicht gelassen?«, hielt Kriemhild dagegen. »Er hätte mich haben können! Aber er war Mann genug, nicht zu nehmen, was nicht genommen werden wollte!«
    Aus den Schatten im hinteren Teil des Saals tauchte Hagen auf. Er sah aus, als habe ihm der Drache alle Lebensfreude genommen. »Ihr habt einen Krieger wie einen Jungen behandelt, Prinzessin - und es steht zu fürchten, dass er als Mann zurückkehren wird, um sich dafür zu rächen.«
    Gundomar zog sein Schwert und trieb es wild in einen Balken. »Du spuckst auf die Not des Reiches!«
    »Wir sollten die Patrouillen an den Grenzen verstärken«, schlug Giselher vor. »Mundzuk kann seine Horden binnen von Tagen auf burgundischem Boden haben. Er wird kaum das Verständnis seines Sohnes teilen.«
    »Und was sollen uns die Patrouillen vermelden?«, gab Gunther zu bedenken. »Dass wir überrannt werden wie der Strand von der Flut? Wir haben den Hunnen nur wenig entgegenzusetzen - besonders, seit Fafnir das Land bedroht. Der Mut des Volkes und der Männer in Waffen ist gering.«
    Eine einzelne Träne lief aus Kriemhilds Augen, als die eiserne Faust, die ihr Herz die letzten Stunden umklammert hielt, den Griff endlich löste. »Vater, es tut mir . . . es war nicht . . . «
    »Schweig!«, tobte Gundomar, immer noch völlig außer sich. »Geh in dein Gemach! Dein Gesicht will ich erst wiedersehen, wenn wir einen Weg gefunden haben, den Schaden an Burgund zu richten. Und sollte das niemals der Fall sein - nun, dann wirst du zwischen den Laken deines Betts verfaulen!«
    Kriemhild sprang auf und rannte zu der Wendeltreppe, die nach oben führte. Gernot wollte sie begleiten, aber sein Vater hielt ihn zurück. »Du

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