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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem reißenden Strom durch seine Adern rauschte. Es dröhnte in seinen Ohren, und vor seinen Augen flackerte es. »Aber was . . . bin ich dann?«

    Regin hob mit einem wehmütigen Blick die Schultern. »Ich hatte gehofft, die Antwort darauf zu wissen, bevor du erkennst, was du nicht bist . Es ist mir nicht gelungen. Nun müssen wir auf die Zeit und die Götter hoffen.«
    »Regin . . . es tut mir Leid, wenn ich . . . «, stotterte Siegfried. »Ich wäre gerne ein rechtschaffener Schmied geworden. Und sei es nur, deine Mühen mit mir zu entlohnen.«
    Regin gelang es, seinen Lippen ein Lächeln aufzuzwingen. »Du bist ein rechtschaffener Schmied, Siegfried - und ich ein stolzer Lehrmeister. Doch das Schicksal lässt sich nicht zwingen.«
    Mit neu gewonnener Leichtigkeit nahm Siegfried die beiden Teile der zerbrochenen Klinge auf, um sie wieder einzuschmelzen. »Dann will ich, bis die Götter mir den Weg weisen, das Eisen zu deinen Ehren schmieden. Schwerter für den König!«
    Er war sichtlich froh, dass das Band zwischen ihm und seinem Ziehvater nicht zerrissen war.
    »Dreizehn Schwerter für dreizehn Krieger«, mahnte Regin noch einmal, »und keines für dich!«
    Er verließ die Hütte, und das Lächeln auf seinem Gesicht erlosch wie eine Kerze, die man aus dem Zimmer in den Sturm getragen hatte. Er schämte sich für das, was er Siegfried immer noch vorenthielt. Er wusste, dass der Pfad in die Zukunft enger wurde und die Zahl der Scheidewege geringer. Bald würde die Erkenntnis die Entscheidung fordern, und die Entscheidung - die Tat.
    Der Horizont verdüsterte sich . . .
     
    Sorgfältig hatten die Herolde des Königs das Volk auf die bevorstehende Großtat vorbereitet. Seit Tagen gab es an keinem Tisch in Burgund ein anderes Gespräch als Gundomars Zug gegen Fafnir - mit zwölf Kämpfern an seiner Seite, wie einst Jesus mit den zwölf Aposteln. Mit Gottes Segen werde er den Lindwurm bezwingen, dafür wurde in der Kirche wie auch bei Hofe gebetet.
    Hatte sich die Zahl von Fafnirs Opfern in den letzten Wochen auch dergestalt erhöht, dass alles Reisen im Lande zum Stillstand gekommen schien, so bestand doch kein Zweifel, dass Gundomar und sein mutiger Kronprinz Gi-selher siegreich sein würden.
    Zum ersten Mal seit Monaten schmückten die Bürger wieder ihre Häuser mit bunten Fahnen, und die Sonnenscheibe strahlte warm auf den glorreichen Tag, der das Ende des Drachen einleiten sollte. Trompeten von den Zinnen der Burg kündeten vom Aufmarsch der Reiter in heiliger Mission.
    Dreizehn Krieger, dreizehn Pferde, dreizehn Schwerter. Von Kopf bis Fuß durch Leder und metallene Platten vor dem Flammenodem des Drachen geschützt, mächtige Schilde mit dem Abzeichen der Dynastie an die linken Arme geknotet, damit sie auch im Kampf nicht zu Boden fallen konnten.
    Alle wichtigen Mitglieder des Hofstaats hatten sich versammelt, um die hehre Gruppe zu verabschieden. Gekommen waren auch jene, denen die Schlacht aus ganz verschiedenen Gründen versagt wurde. Da war Hagen, dessen Alter den Kampf an der Seite seines Königs nicht erlaubte. Gernot, der so wenig gebraucht wurde, wie er teilzunehmen trachtete. Und schließlich Siegfried, dessen wildes Blut ihn fast schon trieb, dem Zug aus Pferden einfach nachzulaufen.
    Es war der Moment, in dem weise Worte aus dem Munde des Königs erwartet wurden, und wie in der Nacht zuvor mit Hagen besprochen, hob Gundomar die Hand, um die Aufmerksamkeit seines Hofstaats zu erlangen. »Bürger von Burgund, Bürger von Worms! Ich weiß, dass ihr unter der Bestie gelitten habt. Und ich habe gelitten, weil ihr gelitten habt! Doch heute ist der Tag, an dem euer König für euch in die Schlacht zieht, um sein Volk vom Leid zu befreien. Wenn das Haupt des Drachen nur noch Trophäe ist, wird Frieden herrschen am Rhein!«
    Giselher zog sein Schwert und hielt die Spitze gen Himmel. »Für Burgund! Für Gundomar!«
    Es waren sorgsam gewählte Worte, und sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Großer Jubel brach aus, und vom Wehrgang über dem Burgtor regnete es getrocknete Rosenblätter, als der König mit seinen Kriegern auszog. Jenseits des Hofes säumten Hunderte von Wormser Bürgern den Wegesrand, um ihrem König von Zuversicht und guter Hoffnung zu zeugen. Die Glocken der Kirche läuteten laut und fest - zum ersten Mal seit langer Zeit.
    Es war eine Prozession wie der Einzug des Herrn Jesu in Jerusalem - und genau so hatte Hagen es auch planen lassen. Ihm war klar, dass der Sieg über Fafnir keine

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