Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
bleibst! Ich möchte gar nicht wissen, welche Torheiten meiner Tochter ich deinem Geschwätz zu verdanken habe. Ich will dich nicht in der Nähe ihres Zimmers sehen.« Dies zu entscheiden war das Recht Gundomars, und Gernot fügte sich widerwillig. Er verließ, ebenso wütend wie verletzt, den Saal auf der anderen Seite.
    Gundomar ging zu seinem Thron und ließ sich mürrisch darauf nieder. »Was tun? Was - tun?«
    Giselher, Gunther und Hagen scharten sich um ihn und suchten sein Gehör.
    »Unser Heer mag geschwächt sein«, ergriff Giselher das Wort, »aber die Überraschung stünde auf unserer Seite. Niemand sieht einen Vorteil, Mundzuk beizustehen. Der Kampf wäre schnell und blutig, aber der Sieg unser!«
    »Das ist Wahnsinn!«, hielt Gunther dagegen. »Wir würden unsere Truppen aufreiben, bis Burgund ein reifer Apfel wäre, den jedes Reich, das ein paar alte Männer unter Waffen stellt, pflücken kann! Das verängstigte Volk zu einen, ihm Kraft und Glauben zu geben - das muss Ziel und Zweck unserer Politik sein!«
    Gundomar hasste es, von vielen Möglichkeiten verwirrt zu werden. Er mochte den Weg, der vom Schicksal vorbestimmt war und der keine Entscheidungen erforderte. »Wie sollen die Hasen und Hühner vor unseren Toren ihren Mut zurückgewinnen? Ich kann ihn nicht auszahlen, als wäre es ein Goldstück.«
    Hagen lehnte sich von der Seite zu seinem König und sprach nur halblaut: »Gundomar - Drachentöter!«
    Erschrocken traten die Söhne des Königs einen Schritt zurück. »Der König selbst soll sich dem Drachen stellen? Unmöglich!«, keuchte Gunther.
    »Hagen - du weißt gut, dass das Gerede beim Festmahl nur dazu diente, dem Hofstaat unseren Tatendrang zu versichern«, stimmte Giselher zu. Auch er hatte sichtlich keine Eile, sich dem Lindwurm zu stellen.
    Hagen schwieg. Er ließ seine vorher gesprochenen Worte ihren Dienst tun. Kein Grund, sich mit den Söhnen auseinander zu setzen, wenn er das Gehör des Vaters besaß.
    »Gundomar - Drachentöter«, murmelte der König leise, als wolle er den Klang der Worte prüfen. »Der Ruf des Reiches wäre wiederhergestellt, das Volk auf meiner Seite -und Mundzuk würde kaum einen Angriff wagen.«
    Wieder begannen Giselher und Gunther, lautstark zu protestieren. Hagen hingegen zog sich in die Schatten zurück. Sein Werk war vollbracht. Der Rest würde sich ergeben.
     
    Obwohl er als der Schwächlichste der Königssöhne galt, hatte Gernot seinen eigenen Kopf, den er durchzusetzen wusste. Dazu brauchte es weder Kraft noch Intrigen, nur die Erkenntnis, dass Gundomar keine Zeit darauf verschwenden würde, ihm nachstellen zu lassen. So bitter es auch war - Gernot konnte sich darauf verlassen, dass er seinem Vater gleichgültig genug war, um unbehelligt seines Weges gehen zu können.
    Natürlich hatte Gernot in den letzten Tagen seiner Schwester beigestanden. So oft es ihm möglich gewesen war, hatte er sich in ihr Gemach geschlichen, ihre Hand gehalten und ihren Glauben an die Aufrichtigkeit ihrer Tat gestärkt.
    Die Hunnen waren so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren - ihre Zeltstadt hatten sie in gefasster Zügigkeit abgebaut, um dann mitten durch Worms zum Rhein zu ziehen. Nichts deutete darauf hin, dass sie eine Demütigung durch Gewalt zu begleichen suchten.
    Trotzdem war der Prinz besorgt - Kriemhild wirkte weniger gebrochen als erleichtert. Mit dem Schicksal, welches sie zu einem Leben ohne Ehemann verdammte, haderte sie nicht. Manchmal war ihr Blick leer, als hätte ihre Seele den Körper verlassen, um irgendwo Schutz zu suchen. In diesen Momenten schien es Gernot, als könne er seine Schwester nicht erreichen. Zum ersten Mal spürte er, dass Kriemhild ihm nicht mehr bedingungslos vertraute.
    Mit diesen Gedanken schlug sich der Prinz herum, als er durch die Gänge der Burg auf dem Weg zu seiner Schwester war. Er hoffte, sie endlich dazu zu bringen, offen mit ihm zu sprechen.
    Gernot sah den Zipfel eines schwarzen Rocks, der hinter einer Ecke verschwand. Nicht wenige Frauen der niederen Stände trugen dunkle Kleidung bei Hofe, und trotzdem kam ihm die Frage nicht in den Sinn, wer da fortzulaufen suchte. »Elsa?«

    Er ging etwas schneller, und als er um die Ecke bog, konnte er die schmale Silhouette von Hagens Tochter sehen, die soeben die steinerne Treppe nach unten betrat.
    »Elsa!«, rief er noch einmal, diesmal etwas bestimmter.
    Das Mädchen blieb stehen, mehr gebannt als erfreut. »Prinz Gernot.«
    Der Prinz erreichte sie nun. Sie

Weitere Kostenlose Bücher