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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schälte sich aus dem Zwielicht vor ihm, eine drohende Gestalt von furchteinflößenden Ausmaßen. Siegfried achtete darauf, keine Geräusche zu verursachen. Er ging leicht geduckt, die linke Hand am Boden, um jede Erschütterung zu spüren, die das Erwachen des Drachen verraten konnte.
    Siegfried hielt den Atem an. Es war ein Höhleneingang.
    Groß und dunkel war die Gestalt, sicherlich, aber kaum bereit, im nächsten Moment mit geiferndem Maul nach vorne zu hechten.
    Der Schmied, der auch ein Königssohn war, entspannte sich ein wenig. Wald und Nebel hatten Schindluder mit ihm getrieben, seine Augen vorsätzlich getäuscht.
    Auf einem kaum mannshohen Stumpf sah er einen Schädel stecken, gleich neben dem Eingang zur Höhle. Die Augen noch in Entsetzen aufgerissen, die fleischige Zunge im Mundwinkel klebend, die struppigen Haare vom verwesenden Fleische fallend.
    Giselher.
    Siegfried übergab sich, und eine seltsame Erleichterung überkam ihn, als er daran dachte, dass er dem Thronfolger im Zweikampf überlegen gewesen war. Es brauchte einen Moment, bis ihm die Widersinnigkeit dieses Anblicks be-wusst wurde. Es mochte sein, dass Fafnir dem Kronprinzen den Kopf vom Leibe gerissen hatte - aber welcher Drache steckte die Schädel dann als Trophäe auf Baumstümpfe wie ein prahlender Barbar in der Schlacht?
    Siegfried spürte eine warme Brise in seinem Rücken, die seine Schultern streichelte. Ein sanftes Rauschen hob an und fuhr durch seine Haare. Ihm war, als läge ein leises Pfeifen in der Luft. Er drehte sich, seine Hand packte das Schwert wieder fester.
    Der Rest der Welt hatte sich angstvoll versteckt. Alles, was Siegfried noch sah, war schuppige Lederhaut und messergroße Zähne. Zwei Flügel, die das Himmelsgewölbe zu umspannen schienen, und fauliger Atem von einer grauen gespaltenen Zunge. Krallen, nach vorn gestreckt und pfeilschnell näher kommend.
    Ein Brüllen ließ den Boden zittern.
    Siegfried blieb keine Zeit, Regin zu verfluchen, dass er ihm seit jeher den Umgang mit Waffen verboten hatte. Es blieb auch keine Zeit, das Schwert gegen die Bestie zu erheben, die aus dem Himmel gestürzt kam. Der junge Mann, aus dem in dieser Sekunde ein Krieger werden musste, ließ einfach seine Beine wegknicken und rollte sich zur Seite weg.
    Fafnir, sein Ziel und damit den schnellen Sieg verfehlend, riss im letzten Moment den Kopf hoch, um nicht das riesige Maul in den Waldboden zu bohren. Seine Krallen pflügten die Erde, als er die Flügel dazu nutzte, den erstaunlich schlanken Leib zu bremsen. Die lederne Haut der linken Schwinge bedeckte Siegfried wie ein Zelt, doch nur für einen Lidschlag, dann klappte Fafnir die Flügel geschmeidig an seinen Körper.
    Siegfried, vom überraschenden Angriff des Drachen übertölpelt, kam mühsam auf die Knie und konnte seinen Gegner nun erstmals in voller Größe sehen.
    Riesig ja, aber nicht plump oder massig. Fafnir war ein Monstrum von behänder Eleganz, mit einem beweglichen Hals und einem peitschenden, zweigeteilten Schwanz. Es presste die Kiefer zusammen, und Siegfried war, als könne er in seinen schwarzen Augen sehen, wie sich das Feuer seinen Weg bahnte. Es war Glück, dass er aus dem Augenwinkel einen Findling gesehen hatte, der groß genug war, um einem Mann Schutz zu geben.
    Mit einem gewaltigen Satz sprang Siegfried in Sicherheit. Er musste aufpassen, sich dabei nicht selber mit Nothung zu verletzen. Die Feuerwalze, die über seinem Kopf in den Wald fauchte, fand nur verkohlte Reste.

    Der Stein kühlte angenehm Siegfrieds Rücken, während die Hitze der Flammen sein Gesicht und seine Hände röstete.
    Hektisch durchdachte Siegfried seine Möglichkeiten. Fafnir war durch Kraft nicht beizukommen, und sein Feueratem machte jeden direkten Angriff aussichtslos. Die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen würde es schwer machen, immer hinter ihm zu bleiben.
    Siegfried kam nicht weiter. Neben ihm lugte der riesige Kopf des Drachen wie eine Schlange gelenkig um den Stein und suchte sein Opfer. Der junge Krieger konnte gerade noch aufspringen, bevor ein weiterer Flammenstoß ihn in den verkohlten Wald trieb. Fafnirs Atem riss brüllend Schneisen in den Nebel.
    Siegfried wusste, dass er dem Drachen kaum entkommen konnte. Er musste seine mangelnde Größe zu seinem Vorteil nutzen, darum rannte er in einen Teil des Waldes, der diesen Namen noch verdiente. Alte, dicke Stämme, äußerlich verbrannt, trotzten hier dem Ende. Er suchte die schmalen Zwischenräume, die engen Pfade,

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