01 - Der Ring der Nibelungen
Nägel.
Schließlich schlief Siegfried ein, von Stürmen und Göttern träumend.
»Eher töte ich mich selbst, als dass ich Burgund für mich in den Krieg ziehen lasse!«, schrie Kriemhild bestimmt zum zehnten Male.
Gunther rieb sich die pochenden Schläfen und sammelte mühsam seine Gedanken. »Geliebte Schwester, für weniger als die Ehre einer Frau wurden Reiche vernichtet. Und so sehr ich selbst den Waffengang verabscheue - Siegfried verdient die Unterstützung, die wir zu geben bereit sind.«
Die Prinzessin lief weiter vor dem Thron auf und ab. »Du willst den Frieden brechen, damit er als König um meine Hand werben kann? Es wird nicht geschehen! Du kannst Siegfried sagen, dass ich den rechtmäßigen Erben Xantens zu heiraten bereit bin - nicht aber den Feldherrn, der mir Leichen als Morgengabe bringt.«
Gunther erhob sich von seinem Thron. »Siegfried bietet uns viel Gold, mit dem wir Burgund den angemessenen Wohlstand geben können - nicht nur für Soldaten, sondern auch für Kinder und Frauen, Alte und Schwache. Außerdem ist sein Anspruch gerecht, und ich sehe keine Schande darin, ihm bei der Durchsetzung beizustehen.«
Es stand Kriemhild nicht zu, noch war es ihre Art, unfein zu pöbeln, darum verließ sie wutentbrannt den Thronsaal.
Hagen wandte sich an seinen König. »Den Krieg gegen Hjalmar unterstütze ich natürlich, und sei es nur, um einem Angriff auf die Grenzen Burgunds zuvorzukommen. Doch scheint es wenig ratsam, wenn der König von Burgund als Vasall eines ungekrönten Hauptes in die Schlacht zieht. Es wirft Fragen auf, wer bei Hofe das Sagen hat.«
Gunther, dessen Schädel noch vom Rausch der letzten Nacht schmerzte, hob abwehrend die Hand. »Siegfried hat mir versichert, dass es zu keiner Schlacht kommen wird. Und mein Volk, das Siegfried großen Dank schuldet, kann seine Liebe sicher besser teilen als meine Schwester.«
Hagen, der es kaum verwinden konnte, dass er die Absprache von Gunther und Siegfried in der letzten Nacht versäumt hatte, begehrte auf. »Und wenn Hjalmar auf dem Feld das Schwert an Eure Kehle setzt - was ist die Versicherung Siegfrieds dann noch wert?«
»Mit dem Gold werden wir unser Heer durch Söldner verstärken, sodass wir den Dänen ebenbürtig sind«, knurrte Gunther. »Zu lange war Burgund gebunden durch Drachenatem und die geringe Zahl seiner Schwerter. Nun, da wir endlich die Herren unseres Schicksals sind, ist es Zeit, neue Allianzen zu suchen, Bündnisse zu schließen und auch nach außen Stärke zu zeigen.«
Hagen unterdrückte den unguten Gedanken, dass sein König darauf erpicht war, den Mangel an Führungskraft durch unüberlegte Großtaten wettzumachen. »Der Zug gegen Hjalmar ist unausweichlich. Doch lasst uns nicht als Fürsprecher Siegfrieds marschieren. Sollte er nämlich durch Hjalmars Klinge fallen, müssten wir den folgenden Krieg in seinem Namen führen und den Sieg in seinem Namen feiern. Fordert den Dänenkönig stattdessen selbst. Zeigt Mut und Stärke.«
Gunther rieb sich den gestutzten Kinnbart. »Das wäre sicherlich ratsam, und Siegfried kann kaum dagegen protestieren, solange wir ihm zur Seite stehen.«
Hagen lächelte dünn. »Wir werden den Triumph auf unserer Seite haben - entweder besteigt mit Siegfried ein Freund Burgunds den Thron, oder unser Heer erobert Dänemark und Xanten.« Das war gut gedacht.
»Damit ist es entschieden«, nickte Gunther entschlossen. »In den nächsten Wochen wird viel zu tun sein. Das Heer muss stark und wohl gerüstet sein, und das Volk soll den neuen Wohlstand spüren, damit sein Herz auf unserer Seite ist.«
»Wo Ihr von Herzen sprecht . . .«, begann Hagen, und es war offensichtlich, dass dieses Thema ihm nicht leicht über die Lippen ging. »Wenn Hjalmar seinen letzten Atem getan hat und Siegfried noch lebt, dann wird er um Kriemhild werben. Es scheint mir ratsam, schon jetzt die Vorkehrungen dafür zu treffen, um den König von Xanten nicht zum Feind zu haben, noch bevor er die Krone seines Landes trägt.«
»Was schlägst du vor?«
»Wir sollten in alle Reiche Boten schicken mit der vertraulichen Kunde, dass Gunther von Burgund eine angemessene Königin sucht.«
Der König kratzte sich am Kopf, während er nickte. »Es ist schon seltsam, den Krieg und die Liebe zugleich zu planen. Wollen wir nur hoffen, dass das eine dem anderen nicht in den Rücken fällt.«
Siegfried sah sich zufrieden in dem neuen Zimmer um, das Gunther ihm zugewiesen hatte. Es war sicher nicht so groß
Weitere Kostenlose Bücher