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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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an den Reichtum?«
    Siegfried hatte sich entschieden, die genauen Umstände für sich zu behalten, bis der Rest des Goldes geborgen war. »Es ist ein Schatz aus alter Zeit. Ich entdeckte ihn auf meiner Reise, wo er schlecht vergraben war. Nicht nur den Drachen habe ich besiegt - auch seinen Schaden am Volke werde ich damit wieder gutmachen können. Wird es dann in stolzer Rüstung zu mir stehen, wenn sein König es befiehlt?«
    Gunther sah seinen Freund mit neuen Augen an. »Söldner aus allen Reichen werden unter unserer Flagge marschieren, und Hjalmar wird den Erben Xantens auf dem Felde treffen - und tausende gezückte Schwerter.«
    Sie packten sich an den Unterarmen, den Bund besiegelnd, als wäre er in Blut geschrieben.

    Die Krönung hatte Regin ebenso wie das Festmahl gemieden. Die Zukunft, die er sehen konnte, gab ihm keinen Anlass für ausgelassene Gelage. Müde hatte er die Tage damit verbracht, Klingen zu schleifen und Brustpanzer mit dem Hammer zu glätten. Natürlich hatte er von Siegfrieds Rückkehr gehört, als der Hofstaat davon brummte wie ein Bienenvolk, wirr und ungewiss.
    Er lag jetzt wach auf seiner Pritsche, und als sein Ziehsohn durch die Tür trat, fiel das Licht des Morgens schon so hell durch den kleinen Fensterspalt, dass Regin in Siegfried mehr als bloß einen Schatten sah. Er richtete sich auf, doch dem neuen Helden von Burgund gönnte er keine herzliche Begrüßung. »Da bist du also wieder.«
    Siegfried, nach einem Tag von Jubel und Bewunderung von den dürren Worten überrascht, setzte sich auf sein Lager. »Ich habe es getan, Regin - der Drache kam durch meine Hand zu Tode.«
    »So hörte ich«, brummte Regin. »Und nun hat der Schwerthieb einen neuen Mann gemacht, der Respekt und Einfluss verlangt - und ein Königreich.«
    Siegfried war nicht sicher, ob er und sein Ziehvater noch dieselbe Sprache sprachen. »Warst du es nicht, der mir mein Leben lang die Wahrheit vorenthalten hat? Wie kannst du mir neiden, was mein Anrecht ist?«
    Regin setzte seine Füße auf den Boden und sah sie an, als würden sie Antworten wissen. »Neiden? Siegfried, du denkst an Fafnirs Tod als Triumph. Ich denke an ihn als den Funken, der den Brand entfacht. Die Gespräche hinter den verschlossenen Türen brauche ich nicht zu hören, um zu wissen, dass Burgund bald unter Waffen stehen wird.«
    »Um der gerechten Sache willen!«, rief Siegfried entschlossen.
    Regin schüttelte bedächtig den Kopf. »Die gerechte Sache? Warum scheint jeder Mann seine Gier nach Macht und Reichtum mit dem Mantel der Gerechtigkeit bedecken zu wollen? Dein Leben als Schmied - war es weniger gerecht und frei als die Bürde des Throns von Xanten?«
    »Aber mein Volk . . . «, protestierte Siegfried.
    » . . . weiß nicht einmal deinen Namen«, unterbrach Regin ihn barsch. »Wenn es sich widersetzen will, wird es das tun, und Hjalmar wird für das Leid mit eigenem Blut zahlen. Das Reich braucht keinen Siegfried. Es ist Siegfried, der das Reich will. Die Krone. Und Kriemhild.«
    Zu viel Alkohol lähmte Siegfrieds Zunge, als dass er in der Lage gewesen wäre, mit Regin zu streiten. »Es ist die Liebe, die mich treibt, nicht die Gier.«
    Mit einer schnellen Bewegung packte der alte Schmied das linke Handgelenk seines Ziehsohns und drückte es ruckartig nach oben. Die Knochen, vom Kampf mit Brunhilde immer noch verwachsen, schmerzten ernüchternd, als der Ring im frühen Morgenlicht blitzte. »Das Gold der Nibelungen mag dir den Weg bereiten. Doch der Fluch, der auf ihm liegt, legt das Ziel fest.«
    »Du weißt . . . von den Nibelungen?«, stotterte Siegfried verwirrt.
    Regin ließ die Hand los und sank kraftlos auf seine Pritsche. »Schon das Wort hatte ich gehofft nie wieder aussprechen zu müssen. Dass nun ihre Macht wieder die Geschicke der Menschen lenkt, wird kein gutes Ende haben.«
    Siegfried starrte fasziniert den Ring an, während er sprach. »Vielleicht war es aber auch Bestimmung.«
    »Du hast dich zum Büttel gemacht. Und niemand eignet sich zum Büttel mehr als der, der sich als Herrscher seines Schicksals wähnt.«
    Verärgert legte Siegfried den Kopf zurück, um den Schlaf zu suchen. Regin irrte sich, da war er ganz sicher. Und morgen würde er dem Gesuch des Königs entsprechen und ein neues Zimmer für sich ganz allein beziehen.
    Seine Hand kratzte ungelenk über eine Stelle an seinem Rücken, die noch immer von der Begegnung mit Fafnir juckte. Als er seine Fingerspitzen betrachtete, rahmten Schorf und Blut die

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