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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Perser und ehemalige Kohorten der römischen Legionen. Sie waren gut ausgebildet und trugen bereits das Abzeichen von Burgund für den Sold, den sie bekamen. Viele von ihnen brachten ihre eigenen Waffen mit und sogar Pferde.
    Es klopfte nicht, bevor die Tür zu Siegfrieds Zimmer aufgeschoben wurde und eine schlanke Gestalt hereinschlüpfte.
    Es war Kriemhild. Jene Kriemhild, die seit der Verkündung des Feldzuges nicht mehr mit ihm gesprochen, ihn nicht einmal mehr angesehen hatte. Die ihn mit ihrer kalten Schulter mehr quälte, als der Atem des Drachen es getan hatte.
    Siegfried sprang sofort auf die Füße. »Prinzessin.«
    Sie trug ein einfaches weißes Kleid und war gänzlich vom Schmuck befreit, den sie tagsüber um Hals und Hüfte gelegt hatte. Ihr Haar war offen und rahmte ihr Gesicht.
    »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen«, sagte sie knapp und ohne den Anflug von Rührseligkeit.
    »Nein«, antwortete Siegfried, »wie könnte Eure Nähe mir nicht willkommen sein?«
    »Es scheint, als wäre es unser Schicksal, uns immer nur im Verborgenen zu treffen«, begann die Prinzessin. 

    »Schicksal vielleicht, mein Wille ist es aber nicht«, hielt Siegfried dagegen. »Ich würde im Angesicht des niedersten Bauern vor Euch knien, wenn Ihr mich lasst. Vor Eurem Gott, oder vor meinen Göttern - welchen Schwur Ihr auch verlangt. Wenn ich als König zurückkehre, kann ich das gegebene Versprechen halten.«
    Kriemhild sah ihn fast mitleidig an, als sei er ein Kind, das sich in eine hoffnungslose Aufgabe verstrickt habe. »Erinnerst du dich an die Nacht, in der du mir das Versprechen gegeben hast?«
    Er nickte. »Sie kommt oft im Traum zu mir zurück.«
    »Habe ich dich in jener Nacht gebeten, Schlachten für mich zu schlagen und Königreiche zu erobern?«
    Siegfried musste tatsächlich einen Moment lang nachdenken. »Du hast gesagt, wenn ich nicht der König deines Herzens wäre . . . «
    Sie hob die Hand, seine gestammelten Worte unterbrechend. »Mein Herz, Siegfried. Es gehört dir - es war schon dein, bevor ich dich jemals sah. Ich habe Etzel deinetwegen abgewiesen und zu jedem Glockenschlag für dich gebetet, als du gegen Fafnir gezogen bist. Du bist ein Held, du bringst Burgund Reichtum und Ansehen - mein Bruder würde mich dir gerne geben, auch ohne Krone auf dem Haupt oder dem Abzeichen auf der Brust. Kann das nicht genug sein?«
    Ihre Worte hallten in Siegfrieds Kopf, und er versuchte, sie mit seinen Gefühlen in Einklang zu bringen. Nichts hatte er sich jemals mehr gewünscht als das Recht, Kriemhild zu besitzen. Nun war das Ziel seiner Sehnsucht greifbar -und doch fühlte er sich unzufrieden, hungrig und zerrissen.
    Er setzte dreimal an, um die richtigen Worte zu finden, um seiner Prinzessin zu erklären, dass . . . was? Dass er den Krieg mit Hjalmar wollte? Dass es ihn nach der Krone einer Heimat dürstete, die er nicht kannte? Dass er sie als König besitzen wollte und nicht als geduldeter Vertriebener?
    Kriemhild fuhr mit der rechten Hand zu ihrem Rücken und löste ein Band. Das Kleid fiel zu Boden. Sie war darunter unbekleidet, und ihr vollkommener Körper warf weiche Schatten im Licht der Fackeln.
    »Wenn du mich haben willst - nimm mich«, flüsterte sie ohne Freude oder Verführung in der Stimme. »Doch kämpfe nicht mit Hjalmar um ein Recht, welches ich dir schon lange zugesprochen habe.«
    Siegfried streckte die linke Hand nach ihr aus, wie verzaubert von dem Anblick. Er fühlte Mächte, stärker noch als Nothung, die ihn schoben, drückten, vorwärts pressten, sich den Leib der Prinzessin zu holen.
    Dann fiel sein Blick auf den Ring an seinem Finger. Die umschlungenen Goldbänder flossen ineinander, schmiegten sich eng an sein Fleisch, taten ihren Anspruch auf seine Seele kund.
    Er zog die Hand zurück und schlug die Augen nieder. »Bedeckt euch wieder, Prinzessin. Euer Körper ist zu kostbar, um ihn als Pfand in einem heimlichen Geschäft zu entehren.«
    Sie rührte sich nicht. »Wenn es der Preis ist, den ich zahle, damit du meinen Bruder und das Reich nicht mit Blut und Leid überziehst, dann ist mein Körper jeder Schändung dankbar.«
    Siegfrieds Augen suchten ihren Blick. »Ist es das, wovor Ihr Euch fürchtet? Dass ich Burgund und Gunther in den Abgrund reiße, um Blutrache und Machtgier willen?«
    Kriemhild hielt ihm stand, stolz und in der Nacktheit nicht beschämt. »Ist es nicht das, was Krieg bedeutet?«
    »Wenn es Krieg gäbe, wäre ich der Erste, der auf unserer Seite fallen würde, um

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