01- Die Normannenbraut
ohne die Erlaubnis des Königs anrühren. Rig? Mageen? Unwahrscheinlich …
Der schmerzliche Schrei, den Erin bisher unterdrückt hatte, brach jetzt aus ihr hervor und schien alle Mauern der Festung zu erschüttern. Sie stürmte in den Flur, wo sich bereits erschrockene Frauen und die Krieger versammelten, die aus der Halle heraufgeeilt waren »Das Baby Leith ist verschwunden!« stammelte sie.
Flehend wandte sie sich zu dem bestürzten Zwerg. »Rig, wo ist mein Kind? Hat Olaf irgendjemandem befohlen, seinen Sohn aus dem Haus zu bringen. Mageen! Ist Leith aufgewacht? Hat er geweint? Wo kann er denn stecken?«
Sie bekam keine Antwort, sah nur unglückliche, verständnislose Gesichtet Schluchzend sank sie auf die Knie, und Moira nahm sie in die Arme.
»Wir werden ihn finden. Sicher gibt es eine Erklärung … «
Ein Wikinger trat vor. »Beruhigt Euch, Mylady. Wir werden sofort den Wolf holen.«
Während er mit einigen Gefährten die Stufen hinabsprang und die anderen das ganze Haus abzusuchen begannen, legte Erin das Gesicht an Moiras Schulter. »Er ist noch so klein! Ohne mich kann er nicht überleben. 0 Gott, wo mag er sein?«
Weder in der Residenz noch in irgendeinem der anderen Häuser fand sich eine Spur von dem kleinen Prinzen. Erin war kaum noch bei Sinnen, als Olaf die Halle erreichte. Mit durchdringender Stimme stellte er gezielte Fragen und drückte seine zitternde Frau an sich. Niemand wusste eine Antwort.
Schweigend beobachtete Mergwin, der den Jagdtrupp begleitet hatte, die verzweifelten Menschen, und eine grausige Erkenntnis krampfte ihm das Herz zusammen. Nun war das Dunkel hereingebrochen. Er hatte geglaubt, Erin würde Gefahr drohen, und nicht gewusst, dass die Mondschatten ihrem Sohn galten. Schließlich trat er in die Mitte der Norweger und Iren und wandte sich an den blonden Riesen, der seine schluchzende Königin im Arm hielt. »Mylord, wenn wir uns erkundigen, welche Fremden heute in die Stadt gekommen sind, werden wir erfahren, wo sich der Prinz befindet.«
Der Wolf nickte und rief: »Wer war an diesem Morgen hier? Wer hat um Gastfreundschaft gebeten?«
»Der Mönch!« Diese Antwort kam nach kurzem Zögern aus mehreren Kehlen, dann meldete sich der Wikinger zu Wort, der Olaf nach Hause geholt hatte.
»Er war der einzige Unbekannte, der heute die Halle betrat. «
Eine böse Ahnung stieg in Olaf auf. »Beschreibt ihn!«
»Er trug eine zerlumpte braune Kutte. Sein Gesicht sah ich kaum, denn es lag im Schatten seiner Kapuze.« Nachdenklich runzelte der Wikinger die Stirn. »Und er hatte einen seltsamen Gang, so als säße er auf einem Pferd.«
»Friggid der Krummbeinige … «, flüsterte Eric ungläubig, und Erin hob den Kopf von der Schulter des. Wolfs, um ins entsetzte Gesicht ihres Schwagers zu starren.
»Der Däne?« hauchte sie und erinnerte sich an den Mann, der das Gemetzel von Carlingford Lough heraufbeschworen hatte. Dann begann sie, gellend zu schreien. Ohne auf die zahlreichen Zuschauer zu achten, schlug sie mit beiden Fäusten auf die Brust ihres Mannes, verfluchte und beschuldigte ihn. Niemals würden die Iren gegen Kinder kämpfen. Nur Wikinger, die unseligen Eindringlinge, seien dazu fähig. Wie habe Olaf es wagen können, seinen verdammten Krieg in diesem Land zu führen, Wikinger gegen Wikinger, und seinen eigenen Sohn zu gefährden? Die Lippen fest zusammengepresst, ertrug er die, wilden Anklagen, bis sie sich kraftlos an ihn lehnte.
Sein Blick suchte Mergwin, der sofort zu ihm kam und einen Arm um die weinende Königin schlang. Mit sanfter Gewalt führte er sie die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer verabreichte er ihr ein beruhigendes Getränk
Olaf schickte Wachen in das Gebiet jenseits der Stadt mauern, dann rief er Eric und Sigurd in seine Waffenkammer. Sein Bruder legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sie hat es nicht so gemeint.«
»Doch«, widersprach der Wolf mit eiskalter Stimme. »Aber das spielt jetzt keine Rolle. Zuerst muss ich meinen Sohn finden, dann werde ich mich mit meiner Frau befassen.«
***
Die ganze Umgebung wurde gründlich abgesucht. Die einzelnen Gruppen hatten verabredet, in welcher Tonfolge die schrillen Kriegshörner erklingen sollten, falls man auf eine Spur stieß. Eric bezweifelte, dass Friggid ein großes Kontingent rekrutiert haben konnte, denn im Kampf gegen Olaf hatte er viele Männer verloren, und nur wenige Dänen wagten es, sich gegen den mächtigen Wolf zu stellen.
Obwohl Sigurd den Zorn seines Herrn fürchtete,
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