01- Die Normannenbraut
Landessprache.
Auf dem Marktplatz verkaufte Friggid sein Geflügel, dann führte er sein schäbiges Pferd in die Nähe der steinernen Festung zurück und band es fest. Ungehindert betrat er die Halle. jeder, der eine Bitte oder Beschwerde vorbringen wollte, durfte hierherkommen. Und alle, die es wünschten, konnten sich satt essen. In Dubhlain sollte niemand hungern.
Friggid wusste von diesem Brauch, bat um Gastfreundschaft und wurde aufgefordert, am Herd Platz zu nehmen, wo man ihm eine Schüssel mit Hammelfleisch vorsetzte.
Während er aß, beobachtete er aufmerksam das Kommen und Gehen, die Dienstboten, die gerade den Boden fegten. Hin und wieder stieg eine Dame die Stufen hinauf. Vermutlich schlief der Wolf nahe dem Treppenabsatz, denn er würde ganz sicher als erster zu den Waffen greifen, wenn seiner Residenz nächtliche Gefahr drohte.
Niemand beachtete den unauffälligen Mönch, und er wartete geduldig. Sobald sich die Halle gelehrt hatte, schlich er rasch die Stufen hinauf. Wilde Rachsucht erhitzte sein Blut. Im Oberstock schaute er sich um. Er hörte Frauengelächter, aber niemand versperrte ihm den Weg , als er zur ersten Tür am Flur eilte. Lautlos öffnete er sie. Sein Blick fiel sofort auf die kunstvoll geschnitzte Wiege, und er lächelte grimmig. Der Sohn des Wolfs schlief. Blonde Locken wiesen unverkennbar auf seinen Erzeuger hin.
Vorsichtig hob Friggid das Kind aus der Wiege und legte es in den Korb. Glücklicherweise erwachte es nicht, stieß kein verhängnisvolles Gebrüll aus. Da Lady Erin ihren Sohn nicht allzu lange allein lassen würde, musste er sich beeilen. Trotzdem konnte Friggid der Versuchung nicht widerstehen, sich vorher umzusehen. Sein Blick wanderte über die schönen Vorhänge und Pelzdecken des Betts, die blankpolierten Truhen. Heftiger Neid erfasste ihn. Er müsste mit der hinreißenden Königin in diesem herrlichen Haus leben. »Aber zu guter Letzt habe ich doch noch gewonnen, Olaf«, flüsterte er.
Lautlos öffnete er die Tür einen Spaltbreit. Der Flur war immer noch leer, aber leiser Gesang drang zu ihm. Eine Frau schien sich zu nähern. Er rannte die Treppe hinab und verließ. die Halle. Auch diesmal hielt ihn niemand auf. Wer sollte sich schon um einen zerlumpten Mönch kümmern?
Auf seiner halblahmen Mähre ritt er aus der Stadt. Als er den nördlichen Wald erreichte, riss ‘ er sich die Kapuze vom Kopf und lachte schallend in den Wind. Seine Männer, die ihm unwandelbare Treue geschworen hatten, erwarteten ihn mit einer Amme, die das Kind stillen und umsorgen würde, und mit einem stattlichen Hengst. Die traurige Stute, auf der er jetzt saß, wollte er schlachten lassen.
***
Erin summte vor sich hin, als sie den Flur entlangging. Der kristallklare Tag passte zu ihrer heiteren Stimmung. Leith war jetzt drei Wochen alt, und sie hatte die meisten ihrer Pflichten wieder aufgenommen. Es gab viel zu tun, denn Olaf hatte angeordnet, die Katholiken, die in Dubhlain lebten, sollten die Christmette so begehen, wie es dem Zeremoniell entsprach. Die Wikinger blickten dem Heiligen Abend erwartungsvoll entgegen. Die Königin hatte ihnen erklärt, ein großes Fest würde stattfinden, und sie pflegten übermütig zu feiern, wann immer sich eine Gelegenheit bot. Im Rahmen der Christmette sollte der kleine Leith getauft werden, sechs Wochen nach der Niederkunft. Bis dahin wollte Erin ihren Mann von ihrer Unschuld überzeugen. Er musste ihr endlich zugestehen, dass sie niemals wissentlich gegen ihn gekämpft hatte. Von Gefühlen sprachen sie noch immer nicht. Aber sie glaubte, er hätte sie in jenen letzten qualvollen Augenblicken der schweren Geburt >Liebste< genannt, wenn sie sich auch nicht ganz sicher war. Nachdem sie einen Bruder und einen guten Freund verloren hatte, verstand sie Olafs Trauer um Grenilde viel besser. Natürlich sollte er der Toten stets gedenken, aber allmählich müsste er in seinem Herzen auch Raum für eine neue Liebe finden.
Lächelnd betrat sie ihr Zimmer, um nach ihrem schlafenden Sohn zu sehen. Als die die leere Wiege sah, stieg kalte Angst in ihr auf, doch sie zwang sich zur Ruhe. Olaf hatte ihn vielleicht geholt - oder Moira. Nein … Der Wolf war mit einigen Männern in den westlichen Wald geritten, um zu jagen, und mit ihrer Freundin hatte sie eben erst im Sonnenzimmer die Speisenfolge für das Weihnachtsfest besprochen.
Erins Gedanken wanderten zu Mergwin, der sich immer noch in der Stadt aufhielt. Nein, niemals würde er den Prinzen
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