01- Die Normannenbraut
ihre Schultern und zwang sie, zu gehorchen. Sie hielt den Atem an und presste - und dann verspürte sie unendliche Erleichterung, als die schwere Last ihren Körper verließ, hörte Freudenschreie, Olafs zärtliches Flüstern. »Ich wusste ja, dass du es schaffst, meine Irin. Eine Kämpfernatur wie du … «
Ringsum schien sich die Welt zu drehen, und Erin sank erschöpft in die Kissen zurück.
Schrilles Gebrüll füllte den Raum, dann erklang wieder Olafs sanfte Stimme. »Ein Junge, Erin!« Er lachte leise. »Sein hübsches Haar sieht zwar noch etwas verklebt aus, aber ich glaube, es ist goldblond.«
Lächelnd schaute sie zu Mageen hinüber, die das Baby in lauwarmem Wasser badete. Olaf wartete ungeduldig bis sein Kind in weiche Tücher gehüllt worden war, dann nahm er es in den Arm und kniete neben Erin nieder, um es ihr zu zeigen. »Ein wunderschöner Sohn, und ich danke dir von ganzem Herzen.«
Seine Worte rührten sie zutiefst, und als sie die Augen schloss, um ihre Tränen zu verbergen, spürte sie seinen Kuss auf der Stirn.
Nur mit Mühe konnte Moira ihm seinen Erben entreißen. »Mylord«, wisperte sie, »Ihr habt uns großartig geholfen, aber nun müsst Ihr uns verlassen. Wir wollen Erin baden und das Bett frisch beziehen, und das machen wir lieber allein. Außerdem braucht sie jetzt ihre Ruhe.«
Widerstrebend nickte er und gab ihr das Baby. Dann wandte er sich um zu seiner Frau. Ihre Lider waren geschlossen, allmählich kehrte die Farbe in ihre bleichen Wangen zurück. Die anstrengende Niederkunft war ihr immer noch anzumerken, aber ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen.
Müde stieg er die Treppe hinab. In der Halle schaute er in Erics und Sigurds angstvolle Gesichter, und da grinste er breit. »Ein Sohn! Mutter und Kind sind wohlauf.«
Sein Bruder stieß einen haarsträubenden Wikingerkriegsruf aus, und Sigurd drückte dem König ein Trinkhom in die Hand. Erleichtert ließ Olaf das kühle, erfrischende Ale durch seine Kehle rinnen, und viele Stunden, nachdem die beiden Männer schlafen gegangen waren, blickte er immer noch ins Kaminfeuer.
Noch nie hatte er so viel Liebe empfunden wie in dieser Nacht - Liebe zu dem winzigen Geschöpf, das ein Händchen um seinen Zeigefinger geschlungen hatte, Liebe zu der Frau mit dem starken Herzen, der er seinen Sohn verdankte. Nein, noch viel mehr. Sie hatte ihm das Leben wiedergeschenkt, sie war die Seele, die er suchte.
***
Am Nachmittag erwachte Erin, und Moira überreichte ihr mit einem strahlenden Lächeln das Baby. Sie wusste, welches Glück die junge Mutter jetzt erfüllte, denn sie hatte es selbst erst vor kurzer Zeit kennengelernt.
Erin legte ihren Sohn neben sich, wickelte ihn aus und begutachtete ihn, die kleinen Finger und Zehen, das rosige Gesichtchen. Als er die Augen aufschlug, blinzelte sie erstaunt.
»Moira, seine Augen!«
»Ja.« Die junge Frau kicherte. »Man sieht schon jetzt, dass er deine grünen Augen geerbt hat. Aber der Haarschopf stammt eindeutig vom Vater. Wieso Olaf das schon letzte Nacht wusste, ist mir allerdings ein Rätsel.«
Lächelnd legte Erin das wimmernde Baby an ihre Brust. Instinktiv begann es zu saugen, vor liebevoller Freude wurde ihr fast schwindlig.
»O Moira! Ich bekam einen goldblonden Jungen, weil Olaf es so angeordnet hatte.«
Ihre Freundin schnitt eine Grimasse, dann lachte sie. »Der Herr der Wölfe begehrt schon wieder Einlass, und wenn der Kleine satt ist … «
»Ein Kamm! Und eine Schüssel! Ich muss mich waschen und mein Haar ordnen. Noch einmal soll er mich nicht so hässlich antreffen.«
»Nur keine Aufregung! Er darf erst herein, wenn du es wünschst. Und nimm dich bitte in acht, Erin. Du musst dich noch schonen. Heute Nacht warst du so schwach. Es wird eine Weile dauern, bis du wieder zu Kräften kommst. Nun werde ich dein Haar kämmen, bis es glänzt, aber du musst auch etwas essen.«
Erin wusste selbst, dass sie eine Stärkung brauchte, An die Schmerzen dachte sie kaum noch. Was immer sie erlitten hatte, sie war reich belohnt worden. Zärtlich betrachtete sie das Köpfchen, das sich hungrig an ihre Brust drückte. Ihr Kindchen, der goldene Sohn des Wolfs …
Während sie gehorsam aß schlief das Baby neben ihr. Etwas später trat Olaf ein und sah, wie sie es träumerisch betrachtete.
Da stieg erneut heiße Liebe in ihm auf. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das er erwiderte, dann setzte er sich auf die andere Seite des Betts, so dass das Baby zwischen ihnen
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