01- Die Normannenbraut
den Felsen gegenüberstand. « Bitter fügte sie hinzu: »Sicher hast du ihn getötet, also kann er meine Erklärung nicht bestätigen. Es gibt noch immer keinen Beweis … Aber auch jetzt wollte ich keinen Verrat an dir üben und nur unseren Sohn retten. Ich hätte es nicht ertragen, ihn zu verlieren … «
»Still, meine Liebste«, murmelte Olaf und drückte sie etwas fester an seine Brust. »Ich weiß … «
»Friggid wollte dich umbringen - und vorher hätte er Leith vor deinen Augen die Kehle durchschnitten … «
»Still … «
»Du glaubst mir also?«
»Aye, meine süße Irin.«
»Aber ich kann nichts beweisen …«
»Ich liebe dich«, unterbrach er sie sanft. »Deshalb fürchtete ich, dass ich kein unvoreingenommenes Urteil über dich sprechen und von einer Frau zum Narren gehalten werden könnte … «
»Sag das noch mal!«
»Ich wagte nicht, den verführerischen Worten einer Frau zu trauen … «
»Nein, ich meine - was du davor sagtest … «
»Ich liebe dich«, wiederholte er lächelnd, »schon lange. Aber es war nicht so einfach, eine irische Hexe zu lieben, die dem verhassten Wikinger ständig ihre Krallen zeigte.«
»Ach, Olaf … « Sie legte ihre Wange an seine Brust, fühlte durch die kühle Rüstung den kraftvollen Schlag seines warmen Herzens. »Es stimmt - niemals wollte ich einen Wikinger lieben. Aber ich konnte nichts dagegen tun.«
Als sie wieder zu ihm aufsah, erklärte er: »Meine Liebe zu Grenilde wird niemals erlöschen, aber jetzt ist sie so wie deine Liebe zu deinem toten Bruder - in der Erinnerung verschlossen. Und sie kann meine Gefühle für dich nicht beeinträchtigen. Denn was mich mit Leib und Seele an dich bindet, ist stärker als alles, was ich je empfand. Von Anfang an hast du mich verzaubert und mein Herz in diesen trügerisch zarten Händen festgehalten. Wie gebannt von deiner süßen Vollkommenheit, war ich unfähig, auch nur an eine andere Frau zu denken. Aber du warst von Hass und Verachtung erfüllt, und das hast du auch deutlich gezeigt.«
Immer noch glänzten Tränen in Erins Augen, aber sie lächelte. »So deutlich wie die süße, beschämende Schwäche, die mich erfasste, wann immer du mich berührtest … « Ihre Lippen begannen zu zittern. »Und warum hast du dich eben noch von mir abgewandt?«
»Bevor du meinen Namen riefst, wagte ich nicht zu glauben, du könntest jemals einen Wikinger lieben noch dazu den norwegischen Wolf. Nicht nur irische Prinzessinnen, sondern auch Wikinger sind sehr stolz.« Sie lachte leise, und er küsste ihre Stirn. »Komm jetzt, Erin. Dein Vater will dich sehen. Und Gregory und Brice … «
»Und Leith!« unterbrach sie ihn. »Ich habe unseren Sohn so schmerzlich vermisst, und ich will ihn endlich wieder im Arm halten.«
»Sorge dich nicht um ihn, er ist in den besten Händen. Jetzt müssen wir die Heimreise antreten. Ein langer Weg liegt vor uns.«
Er hob sie wieder auf sein Streitroß und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Zufrieden schwiegen sie, während sie zu den Truppen ritten.
Erin lehnte an der breiten’ Brust ihres, Mannes und dachte an ihre Tagträume. Er war nicht auf die Knie gefallen, um ihre Verzeihung zu erbitten. Aber seine überzeugende Liebeserklärung bedeutete ihr viel mehr. Außerdem kniet der Wolf von Norwegen und Dubhlain nicht vor der Vergangenheit nieder, dachte sie voller Stolz, er erhebt sich in die Zukunft.
Vor den Ruinen der dänischen Stellung zügelte er sein Pferd. Erin schaute ihn über die Schulter an und bemerkte, dass er nachdenklich vor sich hinstarrte. »Was hast’ du?«
Da nahm er sie noch fester in den Arm. »Ich musste an die Worte eines alten Druiden denken, Liebste, eines sehr weisen Mannes. Er sagte, meine Seele würde mir eines Tages wieder gehören - nicht, weil der Däne tot ist, sondern weil mir das Leben geschenkt wurde.«
***
Er stand am Kamin und beobachtete lächelnd das Fest, das in seiner großen Halle stattfand. Vollzählig verbrächte die Familie des Ard-Righ die Weihnachtstage in Dubhlain. Aed hatte energisch erklärt, Erin dürfe nicht nach Tara kommen, denn sie sei in den zwei Monden seit ihrer schweren Niederkunft lange genug unterwegs gewesen.
Nie zuvor hatte die königliche Residenz ein so munteres Leben und Treiben gesehen. Die irischen Damen und Herrn bemühten sich, den Norwegern den Sinn des Weihnachtsfestes zu erklären. Und die Wikinger schickten manchmal stumme Gebete zu Odin und flehten ihn an, er möge ihnen solche Gespräche
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