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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sie zu Boden, dann ließ er sich vorsichtig neben ihr nieder. »Reinigt die Wunde, und macht Eure Sache gut, denn ich spüre immer noch ein starkes Brennen. Lindert den Schmerz!«
    Ihre Hände zitterten, als sie die schmerzende Wunde mit frischem Wasser kühlte. Immer wieder warf sie beunruhigt einen Blick in Olafs Gesicht. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen, doch sie öffneten sich mehrmals zu schmalen Schlitzen, die gefährlich und warnend glitzerten.
    »Der Schlamm in diesem Bach besteht aus einem besonderen Lehm«, erklärte sie zögernd. »Wenn Eure Wunde gewaschen ist, sollte ich eine Packung aus Lehm und Wasserpflanzen darauf legen. Dann wird der brennende Schmerz bald aufhören … «
    »Und ein heimtückisches Gift wird mich töten?« fragte er mit scharfer Stimme.
    »Nein, ich sage die Wahrheit.«
    »Dann macht mir die Packung, aber vorsichtig!«
    Erin riss noch etwas Leder von der zerfetzten Gamasche, die den verletzten Schenkel umgab, dann löste sie einen weiteren Stoffstreifen vom Saum ihrer Tunika, um einen Verband herzustellen. Während sie den Schlamm mit den Pflanzen verknetete, fühlte sie viel zu deutlich Olafs verwirrende Nähe, seine heißen Atemzüge an ihrem Hals, und als sie sich über sein Bein beugte, seine warme Haut. Selbst wenn sie ihn nicht ansah, spürte sie seinen Blick, in dem kalter Spott und verächtliche Belustigung lagen.
    Wann immer sie seinen Körper versehentlich streifte, erschauerte sie ein wenig. Sie musste fliehen, aber uneinholbar, denn zuvor würde sie ihn noch einmal verletzen und seine Rachsucht erneut entfachen müssen.
    Offenbar erriet er ihre Gedanken. »Angeblich ist Rache süß, irische Hexe … «
    »O ja, Wikinger, Rache ist süß«, bestätigte sie und berührte den Verband über seiner Wunde, als wollte sie prüfen, ob er auch richtig saß. Dann stand sie auf und streckte sich, scheinbar steif und müde von der Arbeit. Wie sie gehofft hatte, neigte er den Kopf und begutachtete die Packung auf seinem Schenkel. Nein, er ist noch nicht bei Kräften, sagte sich Erin. Er hat kaum etwas gegessen, und der Wundschmerz muss ihn trotz der nächtlichen Ruhe immer noch schwächen. Wenn sie die Flucht ergriff, konnte er ihr unmöglich nachlaufen. Und falls sie nicht schleunigst das Weite suchte, würde er >süße< Rache an ihr üben.
    Vorsichtig bückte sie sich, um einen abgebrochenen kurzen Ast vom Ufer aufzuheben, und hoffte, Olaf würde nichts bemerken. Doch er hörte das Rascheln und sah auf - einen Augenblick zu spät.
    Als sie den Ast mit aller Kraft auf seinen Schädel schlug, begegnete sie seinem Blick und las darin eine Botschaft, ehe sich die Lider senkten. Wenn er sie jemals wieder in seine Gewalt bekäme, würde er sich grausam rächen.
    Er brach am Ufer zusammen, doch Erin wusste, dass sie ihn nicht tödlich getroffen hatte. Wahrscheinlich war er nicht einmal bewusstlos. Aber sie wartete nicht ab, um das herauszufinden, sondern rannte davon, vergaß ihr Pferd und den absurden Gedanken, sie hätte Olaf den Weißen jemals gefangen nehmen können. Wie von Sinnen, stürmte sie zwischen den Bäumen dahin, durch Büsche und Dornengestrüpp, nur von einem einzigen Wunsch besessen, sich möglichst weit von dem Mann zu entfernen, der eine so unglaubliche Macht und Stärke ausstrahlte.

     

Kapitel 6
    A. D. 853
    Erin lehnte sich an den breiten Eschenstamm, schloss die Augen und holte tief Luft. Der Frühling zog ins Land und wurde von heftigen Regenfällen begleitet. Der Boden unter ihren Füßen war feucht, der Wald roch nach frischem Grün.
    Neuer Regen lag in der Luft. Bald würde sich das Erdreich in Schlamm verwandeln. Als sie ihre müden Glieder streckte, zuckte sie zusammen und griff sich an die Schulter. Dann starrte sie überrascht auf ihre klebrigen Finger. Blut sickerte aus einer Wunde. Seltsam - sie hatte keinen Schmerz verspürt.
    Sie nahm ihren vergoldeten Helm ab und setzte sich unter den Baum. Nicht weit entfernt, an der Meeresküste, würden ihre Plünderer jetzt das dänische Lager verwüsten. Sie hörte das Geschrei der Männer nicht, denn sie hatte gelernt, nicht darauf zu lauschen und nicht an das Gemetzel zu denken.
    In ihrer Nähe knackte ein Zweig, und sie griff angstvoll nach ihrem Schwert. Verwundert hob sie die Brauen, als Mergwin vor ihr stehenblieb. Doch ihre Überraschung verflog ebenso schnell wie ihre Furcht. Der alte Druide hatte schon oft die Gabe bewiesen, plötzlich aufzutauchen, obwohl man ihn ganz

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