01- Die Normannenbraut
Boden.
Nun öffnete Olaf wieder die Augen, schaute Erin an, dann das Essen, das im Gras lag. »Hebt es auf«, befahl er, wieder in ihrer Sprache.
Wortlos bückte sie sich und gehorchte.
Als er das Brot und das Fleisch verschlang, ließ er sie nicht aus den Augen. Nach seiner Mahlzeit umklammerte er ihren Arm, zerrte sie zum Bach, sank am Ufer zu Boden und zog sie mit sich hinab. Mit seiner freien Hand riss er das Leder von seinem verletzten Schenkel und entblößte eine lange, tiefe Schnittwunde.
Erin sah, wie er die Zähne zusammenbiss. Offensichtlich litt er starke Schmerzen. Rasch wandte Erin den Blick von seinem Schenkel ab, aber er umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. »Ihr werdet die Wunde säubern.«
»Nein«, flüsterte sie und fühlte sich elend.
Seine Finger umschlossen ihr Kinn noch fester. »Ihr müsst es tun.«
Krampfhaft schluckte sie, riss den Saum ihrer Tunika ab und tauchte ihn ins kalte Wasser, dann hielt sie inne. Olafs Augen glichen harten, glitzernden Diamanten. »Ihr müsst es tun«, wiederholte er.
Vorsichtig begann sie, die Wunde zu waschen, und er stöhnte nur ein einziges Mal leise auf. Sein Gesicht färbte sich grau, ansonsten ließ er nicht erkennen, welche Qualen er ausstand.
Erin biss sich auf die Lippen. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie die Reinigung beendet hatte. »Die Wunde müsste ausgebrannt werden.«
Er nickte stand auf und begann, den Boden abzusuchen. Wieder dachte sie an Flucht, aber als sie ihre Muskeln anspannte, um aufzuspringen, wandte sich Olaf zu ihr. Offenbar las er in ihren Augen, was sie plante, denn er kehrte hinkend zurück, versetzte ihr einen kräftigen Stoß und warf sie ins Wasser. Nachdem er einen Flintstein gefunden hatte, sammelte er ein wenig Brennholz und machte ein Feuer am Ufer. Dann holte er Erins Schwert aus dem Gebüsch, humpelte wieder zu ihr und zog sie aus dem Wasser. Mit einer Hand umklammerte er ihren Arm, mit der anderen hielt er die Klinge in die Flammen, dann zog er sie mit sich zu Boden und reichte ihr die Waffe. »Jetzt!« zischte er.
Mit zitternden Fingern drückte sie das erhitzte Metall an seinen Schenkel, und als sie das verbrannte Fleisch roch, fiel sie beinahe in Ohnmacht. Diesmal schrie er laut auf. Er ließ sie los, krümmte sich im Gras und krallte beide Hände in die Erde.
Erschrocken ließ sie das Schwert fallen, tiefes Mitleid schnürte ihr die Kehle zu, wurde aber sofort von ihrem Verstand verdrängt. Diesen. Augenblick musste sie zur Flucht nutzen. Sie sprang auf, um zu ihrer Stute zu laufen, aber da packte eine kräftige Hand ihren Fußknöchel und brachte sie zu Fall. Olaf hatte die Augen geschlossen. Er war kaum bei Bewusstsein, aber hielt ihr Bein eisern fest, obwohl sie mit aller Kraft versuchte, es ihm zu entreißen.
Nach einer Weile rückte er näher zu ihr, ergriff ihr Handgelenk und ließ den Fußknöchel los. »Irisches Biest!« fauchte er. »Nun habe ich Euch einiges heimzuzahlen. Ihr solltet meine Rachsucht nicht noch mehr schüren. jetzt seid Ihr meine Gefangene - ganz und gar in meiner Macht.«
Bitter fragte sie sich, wieso er trotz seiner Schmerzen bei Bewusstsein blieb und sprechen konnte. »Niemals werde ich in Eurer Macht sein, Wikinger!« fuhr sie ihn an. »Mein Vater wird uns finden, und dann wird man Euren Leichnam bald den Ratten zum Fraß vorwerfen … « Schreiend unterbrach sie sich, als er ihr Handgelenk verdrehte.
»Haltet den Mund!« befahl er, wälzte seinen schweren Körper auf Erin und keuchte gequält, weil die anstrengende Bewegung seinem Schenkel neue Schmerzen bereitete. Mit beiden Händen hielt er ihren Kopf fest. »Seid still! Ihr stellt die Geduld der Götter wirklich auf eine harte Probe!«
Entsetzt starrte sie in seine hypnotischen blauen Augen und wagte nicht mehr, sich zu rühren. Um ihre Angst nicht zu zeigen, senkte sie die Lider.
Die Zeit verstrich. Olaf hielt Erins Kopf immer noch fest, aber allmählich lockerte sich der Griff. Schließlich ertrug sie ihre innere Anspannung nicht länger, vorsichtig öffnete sie die Augen und erkannte, warum der Wolf völlig reglos auf ihr lag. Die heftigen Schmerzen hatten ihren Tribut gefordert und ihm das Bewusstsein geraubt. Seine Wange ruhte auf ihrer Schulter, das blonde Haar kitzelte ihr Kinn. Hart drückte sich die breite gepanzerte Brust an ihren Busen, seine Schenkel waren zwischen ihre gesunken. Sie befanden sich in einer absurden intimen Stellung. So als hätte er sie vergewaltigt …
Dieser
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