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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Rotkehlchenflügel heilte und Tränen um verendete Waldtiere verlor. Mit beängstigender, siegessicherer Würde trug sie ihre goldene Rüstung.
    Lautlos eilte sie zwischen den Bäumen hindurch, zu dem Lager, wo die Dänen überfallen worden waren. Sie wappnete ihre Augen gegen den Anblick der Leichen. Wie so viele Krieger hatte sie gelernt, den Tod einfach zu übersehen. Inständig betete sie, Gregory möge nicht zu den Gefallenen zählen.
    Stille erfüllte den Wald, und sie zwang sich, kurz stehenzubleiben und zu lauschen, wie Mergwin sie es vor langer Zeit gelehrt hatte. Zunächst hörte sie nur das leise Rascheln der Blätter im Wind, der aber gleich darauf schwaches Stimmengewirr aus der Ferne herantrug. Sie folgte dem Geräusch und erreichte die Lichtung, wo ihre Truppe, etwa zwanzig Mann stark, das Wikinger-Lager überfallen hatte.
    Zwischen den Zelten und den inzwischen kalt gewordenen Feuerstellen sah sie das grausige Ergebnis des Gemetzels. Mühsam schluckte sie und kämpfte mit den Tränen. Das sind Wikinger, sagte sie sich, aber in letzter Zeit ertappte sie sich immer öfter dabei, wie sie beim beklemmenden Anblick von Leichen nicht mehr daran dachte, welchem Volk sie angehört hatten. Neben einem Kochkessel lag ein erstochener alter Mann - vor einem Zelt eine Frau, eine irische Pike im Herz.
    Erin wurde schwarz vor Augen. Ich muss mich jetzt zusammenreißen, dachte sie verzweifelt. Die Wikinger sind die Schlächter und Barbaren, wir aber die gebildeten Christen …
    Sie ging zur Mitte der Lichtung, ihre Stimme hallte über das Lagen Ihre Männer kamen aus den Zelten, die Beute in den Händen, und als sie ihnen ihr heidnisches Verhalten vorwarf, senkten sie beschämt die Köpfe. Einer trat vor und fiel vor ihr auf die Knie. »Verzeiht, Lady. Diese Frau wurde in der Hitze des Gefechts getötet. Während unsere Speere und Piken durch die Luft flogen, erschien sie unversehens, mitten im Getümmel.«
    Als er zu Erin aufschaute, erschrak sie. Er war kein anderer als Fennen mac Cormac. O Gott, er wird mich er kennen, dachte sie in wachsender Panik, dann zwang sie sich zur Ruhe. Nein, er konnte unmöglich herausfinden, wer sie war. Durch das geschlossene Visier sah man nur ihre Augen. »Steht auf, bitte!« befahl sie. »Ich hoffe nur, wir werden dieses Land nicht von den Heiden befreien, um uns selber in Heiden zu verwandeln.«
    Alle Männer umringten sie, mit Kriegstrophäen beladen. Es störte Erin nicht, dass sie die feindlichen Lager plünderten. Fast alles, was die Wikinger besaßen, war ursprünglich das Eigentum der Iren gewesen. Sie hob ihre golden behandschuhten Hände. »Meine Freunde, wir müssen jetzt auseinandergehen. Ihr werdet hören, wann und wo wir uns wieder treffen.«
    Schweigend begannen die Krieger mit dem dunklen Wald zu verschmelzen. Erins Blick glitt hastig über die Gesichter, und als sie ihren Vetter entdeckte, schickte sie ein stummes Dankgebet zum Himmel. Gregory lächelte ihr über das Lager hinweg zu, dann neigte er leicht den Kopf, um anzudeuten, dass er den Grund ihrer Sorge kannte. Fennen …
    Sie hatte beobachtet, wohin der junge irische König geeilt war, und als sie das Lager verließ, schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein. Gregory erwartete sie, an einer zuvor vereinbarten Stelle, und sie warf sich in seine Arme. Endlich brauchte sie ihre Angst nicht mehr zu verbergen. »Wenn Fennen mich erkannt hätte … Warum wusste ich nicht, dass er an unserer Seite kämpft? Du hättest mich warnen sollen.«
    »Das konnte ich nicht, Erin, denn er stieß erst im allerletzten Augenblick zu uns. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn freundlich aufzunehmen - so wie alle Iren, die sich unserer Sache verschreiben wollen. So kurz vor der Schlacht wollte ich dich nicht beunruhigen.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Warum mussten wir auseinandergehen?«
    »Mein Vater hat in Tara eine Ratsversammlung einberufen, deshalb müssen wir nach Hause zurückreiten. Ich fürchte, es wird Ärger geben, denn jetzt weiß Fennen, dass du zu den geheimnisvollen Angreifern gehörst, die schon so viele Wikinger geschlagen haben. Und Mutter glaubt, wir beide würden lammfromm zu den Kapellen reiten … «
    Gregory schüttelte den Kopf. »Diesen Überfall wird Fennen gewiss nicht erwähnen. Dein Vater darf die Erfolge der Goldenen Kriegerin und ihrer Anhänger nicht gutheißen, denn im Grunde sind wir Gesetzlose - wir tun, was uns behebt. Und als König von Connaught ist Fennen verpflichtet, sich den

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